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Selbst-Betrug: Weshalb wir oft in Denkfallen tappen und wie wir es vermeiden können

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Unser Gehirn führt uns gelegentlich in die Irre, doch daran können wir arbeiten. (Symbolbild)Bild: Getty Images/E+/Tinpixels
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Selbstbetrug: Wie wir oft in Denkfallen tappen und uns doch davor schützen können

19.11.2019, 09:30
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Irgendwas stimmt nicht mit unserem Gehirn. Mal verkauft es uns scheinbar gute Ideen, die sich im Nachhinein als Reinfall entpuppen. Mal lässt es uns an Neujahrsvorsätzen zweifeln, die uns eigentlich guttun könnten – etwa gesünder essen oder mehr Sport treiben. Allen voran ist es besonders effektiv darin, Ausreden zu erfinden, die wir dankend annehmen.

Leider biegen wir uns so eine möglichst bequeme Realität zurecht. "Um unser Selbstwertgefühl zu schützen oder schnell eine Entscheidung zu treffen, blenden wir gelegentlich wichtige Informationen aus", sagt die Wirtschaftspsychologin Sandra Sülzenbrück gegenüber watson. "Das lässt die Welt zwar weniger komplex erscheinen, führt aber auch zu Denkfehlern." Oder sogenannten Denkfallen.

Sandra Sülzenbrück ist Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule für Ökonomie und Management in Dortmund und klärt Studierende unter anderem darüber auf, welche Rolle Denkfehler bei der Entscheidungsfindung spielen. Gegenüber watson hat sie drei typische Denkfehler hevorgehoben und wie wir uns gegen sie wehren können.

Im Internet steht, dass ich recht habe

In der Zeitung liest du etwas über ein Medikament, das eine Krankheit binnen kürzester Zeit kurieren soll. Für dich klingt das nach einem Marketing-Gag der Pharmaindustrie. Ein paar gezielte Eingaben bei Google und du stößt auf weitere Informationen, die deine Annahme bestätigen. Bei einer Familienfeier prahlst du mit deinem Wissen.

Doch statt dich zu loben, widersprechen dir alle Anwesenden. Um dir zu beweisen, wie effektiv das Medikament ist, zeigen sie dir Studien, die in diversen Fachmagazinen publiziert wurden. Deine Quellen bestehen dagegen aus gutefrage.net und Youtube. Trotzdem bleibst du bei deiner Meinung.

"Aufgrund des Bestätigungsfehlers oder Confirmation Bias neigen wir dazu, Informationen so zu filtern, dass sie unsere eigenen Erwartungen bestätigen. Das lässt bestimmte Sachverhalte weniger komplex erscheinen und gibt uns zudem ein Kontrollgefühl. Werden unsere Erwartungen nun aber verletzt, wird das Gefühl erschüttert – was wiederum unserem Selbstwertgefühl schaden kann."
Sandra Sülzenbrück (Wirtschaftspsychologin)

Entsprechend knickst du nicht sofort ein, sobald dir jemand widerspricht. Allerdings hilft es laut Sülzenbrück, wenn wir uns bewusst machen, dass wir unsere Welt subjektiv erleben. Und dabei spielt unsere persönliche Erfahrung mit rein. "Deshalb sollten wir unser Wissen konsequent hinterfragen. So können wir auch offener für andere Sichtweisen werden", erklärt die Wirtschaftspsychologin. Vorurteile ließen sich so ebenfalls abbauen.

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Meinungen gehen häufig auseinander. Auch wenn es uns nicht gefällt, sollten wir sie uns trotzdem anhören.Bild: Digital Vision Vectors/DrAfter123/Getty Images

Wenn sich Optimismus zum Problem entwickelt

In Platten- sowie Bücherregalen, auf Werbeplakaten oder im Fernsehen: Überall begegnen uns Menschen, die mit ihrer Leidenschaft reich und berühmt wurden. Also schnappst du dir Stift und Papier und schreibst Songs, Manuskripte oder Drehbücher. Immerhin gibt es doch so viele Berühmtheiten. Da sollte ein Durchbruch nicht allzu schwer sein.

"Hier kommt der Optimism Bias ins Spiel. Dadurch unterschätzen wir bestimmte negative Risiken und überschätzen unsere Erfolgschancen."
Sandra Sülzenbrück (Wirtschaftspsychologin)

Das basiere auch darauf, dass wir meist nur erfolgreiche Menschen sehen und die Gescheiterten selten bis gar nicht wahrnehmen – obwohl diese in der Überzahl sind. Bevor ihr jetzt aber euren Traum von Ruhm und Reichtum aufgebt, lasst euch eins gesagt sein: Viele Stars haben klein angefangen. Brad Pitt war etwa Chauffeur für Stripperinnen, bevor er berühmt wurde. Mit etwas Glück und Ausdauer kann es also noch was werden.

Die Angst vor Verlusten

Ein Film, auf den du ewig gewartet hast, läuft endlich im Kino. Voller Vorfreude stehst du in der Schlange am Ticketschalter. Die Karten kosten ein kleines Vermögen, aber das nimmst du hin. Bevor es in den Saal geht, holst du dir noch eine große Tüte Popcorn und einen Becher Cola. Knabbernd und schlürfend hängst du im Kinositz und verfolgst, was auf der Leinwand passiert. Nach einer halben Stunde wird dir klar: Der Film ist ein Reinfall. Doch rausgehen möchtest du nicht. Immerhin hast du schon so viel Geld ausgegeben.

"Dieses Phänomen kann man unter anderem mit der sogenannten sunk-cost-fallacy begründen. Wir investieren weiter in ein Projekt, weil wir Verluste deutlich stärker gewichten als Gewinne des gleichen Betrags."
Sandra Sülzenbrück (Wirtschaftspsychologin)

Im Kino ist es das Bedürfnis, das Ende zu sehen. Allerdings kann dieser Fehler auch unterlaufen, wenn wir Geld in ein Unternehmen oder Projekt investiert haben. Selbst wenn sich dieses als erfolglos entpuppt, fällt es uns häufig schwer loszulassen. "Hier hilft es sich vor Augen zu führen, ob es sich lohnt, an etwas festzuhalten", sagt Sülzenbrück. Beim Kinobesuch ist das einfach, denn sind wir mal ehrlich: An wie viele schlechte Filme können wir uns im Detail erinnern?

Vergiss dein Ego

Wenn du dich in einer der Geschichten wiederfindest, keine Sorge: Denkfehler sind menschlich. Wenn du demnächst merkst, dass du in einer Diskussion keine Chance hast oder etwas nicht aufgeben willst, nur weil du viel Geld dafür bezahlt hast, solltest du dich hinterfragen. Lass dein Ego am besten außen vor.

Strom sparen: Wie es beim iPhone am besten klappt

Jede:r kennt es: Man hat einen langen Tag vor sich, muss zwischendurch den Weg auf Google Maps nachschauen, telefonieren, Mails schreiben und noch die neuesten Storys auf Instagram und Tiktok auschecken. Einfach gesagt: Man braucht sein Handy, unbedingt. Aber wie sollte es anders sein: Der Akku macht schlapp und die Powerbank liegt natürlich zu Hause. Mist!

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