Die Familie Ritter aus Köthen in Sachsen-Anhalt ist eine der berüchtigsten TV-Familien Deutschlands: Die Kinder von Karin Ritter zeigten bereits im Grundschulalter rechtsextreme Tendenzen, waren gewalttätig und terrorisierten die Bewohner der Stadt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
Die RTL-Show "Stern TV" machte die Ritters berühmt-berüchtigt. Kamerateams hielten über Jahre hinweg den Alltag von Mutter Karin und ihren Söhnen sowie Enkeln fest. Vergangene Woche zeigte "Stern TV", wie es der Familie jetzt geht.
Am Mittwochabend richtete sich der Fokus der Sendung auf die nächste Generation der Familie Ritter.
Bereits vergangene Woche war Enkelin Jasmin Ritter zu sehen. Sie hatte mit ihren 19 Jahren schon eine heftige Zeit hinter sich: Aufenthalt im Heim, Drogen, Gewalt. Kürzlich wurde sie sogar zu zehn Monate Haft verurteilt.
Denn nach ihrer Zeit im Heim war Jasmin nach Köthen zurückgekehrt und von ihren Onkeln – den Ritter-Söhnen Christopher und Norman – zurück in den Kreislauf aus Drogen und Gewalt gezogen.
"Ich hätte nicht nach Köthen ziehen sollen", sagt sie heute. "Dann wäre das alles nicht passiert." Sie lebt wieder in Köthen, hat eine eigene Wohnung und einen Freund in Dresden, der in Untersuchungshaft sitzt.
Zu ihrer Mutter hat die 19-Jährige kein gutes Verhältnis, sie will auch keinen Kontakt. "Ich bin froh, wenn sie mal 'Hallo' sagt", erzählt sie. "Auf ein 'Ich hab dich lieb' kommt nie ein 'Hab dich lieb' zurück. Das war immer das, was ich mir gewünscht habe."
"Stern TV" zeigt auch, wie sehr das kaputte Familienleben das Leben von Jasmin geprägt hat. Im Heim begann sie, sich mit Rasierklingen zu ritzen. "Das war die Methode, nicht Drogen zu fassen."
Nach der TV-Reportage über die Familie sprach "Stern TV"-Moderator Steffen Hallaschka mit Peter Grimm. Er ist der Leiter des Jugendamts, das für die Ritters zuständig war.
Im Gespräch zeigt er sich schockiert über die Zustände in der Familie – und macht Karin Ritter schwere Vorwürfe. Grimm erklärt die Methode der Ritter-Mutter:
"Was man in den Beiträgen oft sieht, ist das Prinzip 'Zuckerbrot und Peitsche'", erklärt er. "Dieser vollständige Liebesentzug, und auf der anderen Seite dieser Überschwang." Mal habe Karin Ritter ihre Kinder beschimpft, um sie dann wenig später wieder überschwänglich in den Arm zu nehmen.
Schuld habe die Familie stets von sich gewiesen. "Niemand macht etwas, es sind immer andere schuld, die Jungs sind immer unschuldig, werden unschuldig verhaftet. Alle sind schuld, aber nicht die Familie selbst."
Besonders der Liebesentzug von Karin sowie Jasmins Mutter sei das zentrale Problem: "Ich würde es fast Entmenschlichung nennen. Diese Kinder werden völlig niedergemacht, alle Generationen sehnen sich nach Zuwendung, doch die gibt es dort nicht."
Grimm weist Vorwürfe zurück, das Jugendamt habe zu wenig unternommen. "Vom Jugendamt bis zum Stadtrat, es gibt ja niemanden, der nicht alles versucht hätte", stellt er klar.
Jasmin ist eines von acht Kindern der ältesten Tochter von "Familienoberhaupt" Karin Ritter. "Stern TV" berichtet auch, was ihnen geworden.
Nach einem Bericht von RTL 2007 brachte das Jugendamt Anhalt-Bitterfeld Jasmin und ihre Geschwister sowie die Mutter in einer Wohnung unter, Sozialarbeiter betreuten die Familie. Aber das Projekt scheiterte, alle Kinder kamen ins Heim.
Vier seien nun volljährig, außer Jasmin lebe niemand von ihnen mehr in Köthen. Eines der Kinder sitze jetzt im Gefängnis und drei seien noch im Heim.
Einer der Enkel habe angekündigt, zu Nazi-Oma Karin Ritter ziehen zu wollen. Sagt Karin Ritter selbst. "Aber der ist noch 14." "Stern TV" zeigte in der Sendung Aufnahmen von früher, als Karin Ritter den damals Zweijährigen zu einem Hitlergruß anstiftete.
(ll)