Es ist mittlerweile ganze 25 Jahre her, dass RTL erstmals über die Nazi-Familie Ritter aus Köthen berichtete. Die Familie war in dieser Zeit aufgefallen, weil die drei Brüder Norman, Christopher und Andy bereits im Grundschulalter gewalttätig wurden und Einwohner der Stadt terrorisierten.
Schon damals war der Alltag von Mutter Karin Ritter und ihren Söhnen durch Verwahrlosung geprägt, durch Gewalt – und vor allem durch ausländerfeindliches Denken. Wie unverhohlen schon kleine Kinder Nazi-Gedankengut in die Kamera sprachen – diese Bilder schockierten.
Jahrelang hat "Stern TV" die Familie begleitet und dabei dokumentiert, wie die drei Ritter-Söhne durch Alkohol und Drogen immer mehr auf die schiefe Bahn geraten, sich offen zu Fremdenhass und rechtsradikalem Gedankengut bekennen und wiederholt straffällig werden.
Am Mittwochabend zeigte RTL in einer 90-minütigen Dokumentation die ganze Geschichte der berüchtigten Ritter-Familie. Es ist die Geschichte eines Lebens am Rande der Gesellschaft.
Besonders spannend war dabei zu sehen, wie es der Nazi-Familie heute geht. Zusammengefasst: schlechter als je zuvor. Denn die Stadt Köthen verliert die Geduld, fährt nun härtere Geschütze auf. So hat Karin Ritter ihre Übergangswohnung verloren und sitzt nun auf der Straße. Seit April wohnt Karin Ritter in einer Obdachlosenunterkunft in Köthen – doch die Stadt hat harte Regelungen festgesetzt.
Karin Ritter darf die Unterkunft nur zwischen 18 und 8 Uhr betreten – tagsüber ist der Aufenthalt tabu. Unterkunft statt Wohnung eben. Die Einrichtung ist karg.
Ritter hat nur noch einen Spind, ein Eisenbett und einen kleinen Tisch mit Stuhl in ihrer Obdachlosenunterkunft. Keine persönlichen Einrichtungsgegenstände dürfe sie dort unterbringen, teilt die Stadt Köthen Ritter per Schreiben mit. "Nur eine geringe Bekleidungsmenge" und das Nötigste sei zugelassen.
Wie es sich dort drin schlafe, wird Ritter in der RTL-Doku gefragt. Ihre Antwort: "Beschissen. Eiskalt. Ganz dünne Steppdecken. Da friert man sich den Arsch ab da oben." Nur ein elektrisches Gerät sei erlaubt, klagt Ritter. Sie habe sich für eine Kaffeemaschine entschieden.
Durchgesetzt hat all das Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild zusammen mit dem Stadtrat. "Es ist nun nicht das Paradies, wenn man so will", sagt er. Kein Wohlfühlcharakter, gibt er zu.
Doch man merkt Hauschild an: Er hat das letzte bisschen an möglichem Verständnis für Familie Ritter verloren. Klagen, dass sie nur ein Elektrogerät benutzen dürfe, kann Hauschild nicht ertragen. Er habe ihr mehrfach gesagt, sie solle doch die Waschmaschinen im Haus benutzen. Doch die Waschmaschinen, denn da seien schon "die verseuchten Sachen" der anderen Obdachlosen drin, wie ihm Ritter wörtlich geschildert habe. Und auch die gemeinschaftlichen Duschen will Ritter nicht benutzen. "Sie wird schon ihre Gründe haben", so der genervte OB.
Und die Garage gegenüber der Unterkunft mit ihren Wertsachen? Wurde ihr gekündigt. Ritter hatte Mietschulden.
Auch das Jugendamt verliert die Geduld mit den Ritters. Leiter Peter Grimm spricht von "Beratungsresistenz" und stellt klar: "Ich denke, dass man diese Familie nicht bedauern muss."
Und nicht nur Karin Ritter geht es schlecht: Sogar Karins Enkelin Jasmin Ritter hat mit ihren 19 Jahren schon heftigste Probleme. Sie konsumiert "ab und zu mal" Drogen, sagt sie in die Kamera. Crystal Meth. Sie soll einen Obdachlosen überfallen, zusammengeschlagen und ausgeraubt haben, zusammen mit ihren Onkeln, den Ritter-Söhnen Christopher und Norman.
Jasmin wird zu zehn Monaten Haft verdonnert – ohne Bewährung. Sie wandert ins Gefängnis. Genauso wie die Ritter-Söhne, mal wieder. Christopher wird zu zwei Jahren verurteilt, Norman zu einem Jahr und zehn Monaten.
Karin Ritter indes ist sich keiner Schuld bewusst, was die Entwicklung ihrer Söhne anbelangt: "Da sind sie selber Schuld, wenn sie Scheiße bauen. Dann müssen sie sie wegsperren und dann ist gut."
(hau)