Der Eingang zum Museum des Glücks liegt zwischen einer ranzigen Dönerbude und dem nervös blinkenden Schaufenster eines Handy-Shops. Vor dem Influencer-Museum stinkt es ein wenig. Hin und wieder hetzen einige Passanten ahnungslos an uns vorbei.
Im "Be Happy" können sich Instagram-Stars (und solche, die es werden wollen) vor malerisch-kitschigen Kulissen ablichten lassen. Alles für die Likes.
Da wir aber eh nix Vernünftiges zu tun haben, und das schon alles so bekloppt wirkt, dass man es zumindest mal gesehen haben muss, trauen wir uns rein. Ins Kuriositäten-Kabinett des polnischen Influencer-Mekkas, dem Museum gewordenen schönen Schein, dem Kulissen-Labyrinth des Kitschs – am Empfäng erklärt uns eine schlecht gelaunte Kassiererin, dass wir bitte erstmal die Schuhe ausziehen sollen.
Der Marshmallow-Pool ist die erste Station des Influencer-Museums und sicherlich auch eine der Gruseligsten: Wie in jedem spießigen Schwimmbad ist auch hier Springen verboten, eine Überwachungskamera am Rand kontrolliert, ob sich die fotogeilen Influencer auch tatsächlich an die "Baderegeln" halten. Wer wird nicht gerne beim Baden in Hunderten Gummi-Stücken in einem komplett rosafarbenen Raum gefilmt?
Die polnische Familie, die den Marshmallow-Pool vor uns besetzt hatte, verdrückt sich beim Anblick von mir und Max recht schnell zu den anderen Kuriositäten-Kulissen. Unsere Kombi aus zwei bärtigen deutschen Mittzwanzigern erscheint ihnen wohl gruselig.
Schon bald hören wir nur noch ein Kinderlachen durch die Flure des "Be Happy"-Museums von den rosafarbenen Wänden widerhallen. Und dann nur noch Stille.
Wir sind jetzt allein. Höchste Zeit also, die anderen Kulissen, die extra für Instagram-affine Menschen gebaut wurden. "100 percent Instagrammability" verspricht ein Schild am Eingang.
Na, dann wollen wir mal sehen.
Spätestens jetzt ist uns klar: Was hier zu sehen ist, ist nicht nur eine kleine hübsche Foto-Kulisse für all jene, die zwar online gerne ein aufregendes Leben führen wollen, zuhause aber dann doch eher langweilig sind.
Im "Be Happy" ist Kitsch König. Und das absolut gnadenlos.
"Das ist alles so komisch hier", sagt Max, während ich mich in die Position für meinen nächsten 10-Million-Dollar-Shot bringe.
Wir ziehen weiter: An den mit bunter Folie bepappten Wänden sind billige Illusionen und Fotomontagen angebracht, in einer Ecke kann man auf einem Stuhl so Platz nehmen, das man auf dem späteren Foto winzig klein aussieht.
All das scheint die Stettiner Stadtbevölkerung nicht besonders zu jucken. Es ist Samstagmittag und wir sind weiterhin die einzigen Museumsgänger.
"Sei glücklich, sei bloß glücklich!", schreit es hier von den Wänden. Und dieses Glück scheint sehr bunt und knallig zu sein – kommt dafür aber offenbar ohne irgendwelche Sitzgelegenheiten aus.
"Du, ich fühl mich langsam richtig dreckig", meint Max nach dem etwa 20. Fotomotiv zu mir. "Ja, ich mich auch." Gut anderthalb Stunden sind wir jetzt hier – und ich bin ausgelaugt. Das ständige Ausschauhalten nach dem nächsten Motiv, dem nächsten Shot, der dann auch wieder völlig ohne Aussage auskommt – das schlaucht schon.
Influencer scheint ein harter Job zu sein. Für mich wäre das nichts.