Ob Feierabendbier, Geburtstagsbier oder einfach als Genuss zwischendurch: Bier ist das beliebteste alkoholische Getränk der Welt. Deutschland ist in der Liste der größten Exporteure des Gebräus ganz oben mit dabei. Auch die Russ:innen lieben das Gerstengetränk.
Wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine haben zahlreiche Exporteure ihre Lieferungen nach Russland eingestellt oder eingeschränkt. Nun, zwei Jahre später, sieht die Lage offenbar wieder ganz anders aus. Trotz der anhaltenden geopolitischen Spannungen und des Ukraine-Kriegs bleibt eines unverändert: Die deutsche Bierindustrie behauptet ihre Spitzenposition auf dem russischen Markt.
Deutsche Brauereien haben trotz der anhaltenden politischen Spannungen im Jahr 2023 fast genauso viel Bier nach Russland exportiert wie vor dem Ausbruch des Konflikts. Laut Daten der russischen Zollbehörde, auf die sich die "Lebensmittel Zeitung" (LZ) beruft, beliefen sich die deutschen Bierimporte im Jahr 2021 auf knapp 2,2 Millionen Hektoliter (hl).
Nach Beginn des Krieges änderte sich dies. Nach einem vorübergehenden Rückgang im Jahr 2022 auf 1,7 Millionen hl stiegen die Importe im vergangenen Jahr um beachtliche 11 Prozent auf gut 1,9 Millionen hl an. Also fast wieder auf das Niveau von vor dem Krieg.
Von den insgesamt 3,6 Millionen hl Bier, die 2023 nach Russland geliefert wurden, stammte mehr als die Hälfte aus deutschen Braukesseln, wie aus dem Bericht der "LZ" weiter hervorgeht. Besonders profitieren dabei demnach drei Unternehmen: Oettinger, TCB Beverages und die Privatbrauerei Eichbaum. Diese Unternehmen haben die Lücke gefüllt, die durch den Rückzug anderer Marken und Lieferanten entstanden ist.
Es ist wichtig anzumerken, dass der Bierexport nach Russland rechtlich zulässig ist, da Bier bei einem Wert von bis zu 300 Euro pro Stück nicht von den Russland-Sanktionen betroffen ist. Dies wird von Rodger Wegner, dem Geschäftsführer des Verbandes der Ausfuhrbrauereien (VAB), bestätigt: "Die Entscheidung zu liefern, obliegt damit der Abwägung jedes einzelnen Unternehmens." Die Frage nach der Lieferung nach Russland ist also eine moralische, nicht eine rechtliche.
Auch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen einen Aufwärtstrend bei den Bierexporten nach Russland. Die direkten Ausfuhren stiegen 2023 demnach um 200.000 hl auf 1,7 Millionen hl an. Die Diskrepanz zwischen deutschen Statistiken und den Daten der russischen Zollbehörde könnte auf Parallelimporte zurückzuführen sein, die laut russischem Zoll etwa 300.000 hl betrugen.
Während Hersteller aus den USA, Kanada, Großbritannien sowie aus den baltischen Staaten ihre Lieferungen reduziert oder eingestellt haben, profitieren vor allem Brauer aus der EU von der Nachfrage auf dem russischen Markt. Auch Belgien, Spanien und Tschechien verzeichneten eine Zunahme ihrer Bierimporte nach Russland. Zudem haben sich die Liefermengen aus China nahezu verdreifacht.