Gen Z feiert männliches Pendant zur Tradwife – dahinter steckt ein klares Bedürfnis
In Zeiten von steigenden Mieten und Burnout-Jobs überrascht es irgendwie kaum: Immer mehr junge Männer bleiben einfach bei Mama. Sie zahlen keine Miete, übernehmen den Haushalt und nennen das Ganze stolz "Trad Son".
Der Begriff setzt sich aus "traditional" (traditionell) und "son" (Sohn) zusammen – und beschreibt junge Männer, meist zwischen 20 und 35, die Zuhause bei ihren Eltern leben und dort den Haushalt übernehmen. Kochen, Putzen, Einkaufen, Gartenarbeit – all das gehört zum Alltag eines "Trad Sons". Viele entscheiden sich dazu ganz bewusst. Nicht, weil sie keinen Job finden, sondern weil sie den Lifestyle lieben.
Ein Paradebeispiel ist Luke Parkhurst aus Las Vegas. Nachdem er seinen gut bezahlten Vertriebsjob gekündigt hatte, zog er zurück zu seiner Mutter Patty. Während sie als Flugbegleiterin arbeitet, schmeißt Luke den Haushalt: "Das ist mein Traumjob", sagt Luke.
Und Mama Patty findet es klasse, wie sie gegenüber der "New York Post" deutlich macht: "Er ist mein Baby. Ich liebe es, mich um Menschen zu kümmern – und er hilft mir total viel im Haus. Ich nenne ihn meinen Hub-Son." Übersetzt also ihren Ehesohn. Nun denn.
"Stay-at-Home-Sohn" geht viral: Trend ruft Spott hervor
Auf Social Media wird der "Trad Son" gefeiert – oder gnadenlos verspottet. Unter dem Hashtag #tradson teilen Nutzer Videos, in denen sie stolz ihre Tagesroutinen zeigen: Frühstück für Mama machen, Wäsche waschen, Blumen gießen.
Viele sehen darin ein Symptom einer "verlorenen Männergeneration", wie Fox-Moderatorin Laura Ingraham laut "People" spöttisch kommentierte: "Männer im Niedergang."
So richtig viral ging der Begriff, als Brendan Liaw bei "Jeopardy!" auftrat. Moderator Ken Jennings stellte ihn als "Stay-at-Home-Son" vor. "Das ist ein ziemlich guter Job, aber ich habe Angst, dass man mich irgendwann als Faulenzer bezeichnet", erklärte Liaw. In seinem Alltag leistet er nämlich einiges: So spielt er etwa regelmäßig mit drei älteren Damen Karten.
Trad Son vs. Tradwife – gleiche Idee, anderes Geschlecht
Der Begriff erinnert stark an die "Tradwife"-Bewegung – Frauen, die sich bewusst für ein traditionelles Rollenbild entscheiden und Haushalt und Familie managen, während der Mann arbeitet. Der Unterschied: Beim "Trad Son" gibt es keine:n Partner:in, für den gekocht oder gewaschen wird. Stattdessen übernehmen die Söhne die Aufgaben im Elternhaus – oft finanziell komplett abgesichert durch Mama oder Papa.
Auch Luke Parkhurst weiß, dass sein Lebensstil nicht überall gut ankommt. "Wenn ich irgendwann eine Beziehung möchte, kann ich schlecht sagen: 'Übrigens, mein Mitbewohner ist meine Mutter.'"
Und doch: Für viele Trad Sons fühlt sich das Leben zuhause wie ein sicherer Hafen an, gerade in einer unsicheren Welt. Familientherapeutin Kathryn Smerling erklärt gegenüber der "New York Post": "Viele junge Männer sind heute orientierungslos. Zuhause bei den Eltern zu sein, gibt Sicherheit – und das ist in unserer Zeit ein starkes Bedürfnis."
Manche Trad Sons machen aus ihrem Lebensstil sogar ein Geschäftsmodell. So etwa Abdullah Abbasi aus Chicago: Er fährt seinen Vater zu Meetings, hilft seiner Schwester und hat nebenbei seine eigene Modelinie gegründet: Stay At Home Sons, mit dem bezeichnenden Slogan: "Doing nothing is hard."
"Die Klamotten kommen an. Es geht darum, Trad Sons durch Mode zu verbinden", sagt Abbasi. Und fügt hinzu: "Meine Freunde arbeiten 80 Stunden, um sich Freiheit zu kaufen. Ich hab lieber Freizeit. Das ist für mich echter Luxus."
