Für die meisten Menschen dürfte der Einkauf im Supermarkt oder Discounter seit der steigenden Inflation nicht unbedingt zu den Lieblingstätigkeiten gehören. Ein Haushalt gibt aktuell für die gleiche Menge an Lebensmitteln immer mehr Geld aus, das dann an anderer Stelle fehlt. Besonders Haushalte mit geringem Einkommen leiden unter den steigenden Preisen.
Die Inflationsrate in Deutschland lag − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – im Januar 2024 bei einem Plus von 2,9 Prozent. Damit flacht die Teuerungskurve zwar etwas ab und die Inflation war im Januar so niedrig wie seit Juni 2021 nicht mehr. Doch ein Ende der Preissteigerung ist bei Lebensmitteln nicht in Sicht.
Besonders für Produkte wie Obst, Gemüse, Olivenöl oder Kaffee müssen Verbraucher:innen tiefer in die Tasche greifen. Ein Umstand, der den Verbraucherschutz auf den Plan ruft. Denn nachvollziehbar sind derartige Preissteigerungen teilweise nicht. Deutschlands oberste Verbraucherschützerin warnt vor weiter steigenden Preisen und fordert sofortige Maßnahmen.
Die Chefin des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, reagiert mit Unverständnis auf die weiter steigenden Lebensmittel-Preise in Supermärkten und Discountern.
"Es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum die Lebensmittel-Preise weiter steigen, aber die Energie-Preise zum Beispiel wieder sinken", sagte Pop den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Samstag. Die hohen Ausgaben für Energie war in den vergangenen Jahren einer der Hauptfaktoren für teurere Lebensmittel. "Die Landwirte sagen, bei ihnen kommen die höheren Preise am Ende nicht an, die Logistiker auch."
Pop macht den Herstellern und dem Handel schwere Vorwürfe. Beide hätten eine sehr große Marktmacht. Sie blickt der weiteren Preisentwicklung bei Lebensmitteln mit Sorge entgegen. "Die Hersteller haben angekündigt, in die nächste Preiserhöhungsrunde zu gehen. Die Preise werden also nochmal steigen."
Besonders für Menschen mit niedrigem Einkommen ist das ein Problem. Letztlich träfe die Inflation aber alle Verbraucher:innen. Das Haupt-Problem daran sei, dass Lebensmittel als die "Preistreiber" der Inflation gelten. Pop fordert deshalb ein sofortiges Handeln.
Im Hinblick auf die Preisgestaltung vonseiten der Hersteller und Händler sagt sie: "Die Bundesregierung muss genau hinschauen, dass diese Marktmacht nicht ausgenutzt wird."
Aus diesem Grund verlangt Pop in ihrer Funktion als Chefin der Verbraucherzentrale einen Preisgipfel zu Lebensmittelpreisen. Daran sollten nach Meinung der Verbraucherschützerin alle wichtigen Akteure teilnehmen: die Bundesregierung und Landwirt:innen ebenso wie Hersteller.
"Verbraucherinnen und Verbraucher mit niedrigem Einkommen sollten von der Bundesregierung mit einer Einmalzahlung finanziell entlastet werden", sagt Pop. Bei der Preisentwicklung brauche es mehr Transparenz.
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucher:innen. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten. Die Belastung der Menschen in Deutschland durch die Inflation war im vergangenen Jahr vergleichsweise hoch.
Zwar fiel die Rate im Jahresschnitt mit 5,9 Prozent niedriger aus als 2022 mit damals 6,9 Prozent. Es war aber immer noch der zweithöchste Jahreswert seit der Wiedervereinigung. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 hatten sich vor allem Energie und Lebensmittel sprunghaft verteuert und die Teuerung insgesamt angeschoben.