Schon seit einigen Monaten fehlt es Deutschlands Getränkeindustrie an Kohlensäure. Das ist ein Problem für Hersteller von Erfrischungsgetränken und Wasser, vor allem aber auch für Bierbrauereien. Ein paar Produktionen wurden sogar schon eingestellt, da Kohlenstoffdioxid kaum mehr verfügbar ist – und wenn, dann zu enormen Preisen. Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) sieht noch lang keine Besserung.
Die größte Belastung für die deutschen Brauer sei die Kostenexplosion nach dem Krieg in der Ukraine, wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet. Vor dem Einmarsch Russlands in sein Nachbarland kostete eine Tonne Kohlenstoffdioxid weniger als 100 Euro, inzwischen lägen die Preise laut DBB wegen mangelnder Verfügbarkeit bei bis zu 800 Euro pro Tonne.
Demzufolge müssen Betriebe noch immer ihre Produktion einschränken oder gar ganz unterbrechen, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des DBB.
Grund für den Engpass ist, wie gerade so oft, die Energiekrise. Denn als die Gaspreise gestiegen sind, haben Düngemittelhersteller ihre energieintensive Produktion deutlich zurückgefahren, wodurch auch weniger Kohlendioxid hergestellt würde. Denn: Weniger Düngemittel führt zu weniger Kohlenstoffdioxid, was den Kohlensäure-Mangel zur Folge hat.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hätten "das Wiederanlaufen der Düngemittelversorgung unterstützt", wofür Eichele sehr dankbar sei. Dennoch sagt er:
Die gravierende Mangelsituation bestehe trotz Bemühungen des BMWK und des BMEL weiterhin fort. Schon vor dem Ukraine-Krieg hätte die Corona-Krise die Branche durch Lieferengpässe und Kostensteigerungen schwer belastet. "Aber was derzeit geschieht, sprengt alle Dimensionen", warnt Eichele.
Neben dem Kohlensäure-Mangel gebe es Kostensteigerungen bei Rohstoffen (insbesondere Braumalz), Verpackungen und bei der Energie und Logistik. Eine Tonne Braumalz kostete laut Eichele 2019 "noch weniger als 400 Euro", während es "derzeit rund 900 Euro" seien. Auch Malz sei somit Mangelware. Weitere Probleme seien Ausfälle und Engpässe in der Lieferkette.
Die Brauerei-Branche erwarte nun von Bund und Ländern, dass die angekündigten Hilfsmaßnahmen möglichst schnell und unbürokratisch umgesetzt werden, da immer mehr Unternehmen "dringend auf wirksame Hilfen angewiesen" seien.