Die Inflation und Energiekrise lassen die Verhandlungen am Lebensmittelmarkt heftiger werden. Immer wieder kommt es zu knallharten Auseinandersetzungen zwischen Supermärkten und Herstellern. Infolgedessen erhalten zunehmend Eigenprodukte Einzug in die Regale deutscher Händler. Nun zieht Rewe bei einem weiteren beliebten Produkt Konsequenzen. Es soll aus dem Sortiment verschwinden.
Seit Wochen ziehen sich die Verhandlungen zwischen Rewe und und dem US-Lebensmittelhersteller Kellog. Weil sich beide Parteien offenbar nicht auf Preise einigen konnten, hat der Handelskonzern nun Konsequenzen gezogen, wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet. Die Preiserhöhung sollte dem Bericht zufolge zum 1. November wirksam werden. Doch dazu kommt es nicht.
Rewe geht auf Konfrontationskurs. Der Handelskonzern hat damit begonnen, immer mehr Produkte des Herstellers aus seinen Regalen auszusortieren. Stattdessen erhalten neuerdings vermehrt Cerealien der Rewe-Eigenmarke "ja" Einzug. Sie sollen laut "LZ" die Lücken füllen.
Anzeichen dafür, dass sich die Verhandlungen verhärten, gibt es bereits seit Wochen. So soll Kellogg die Lieferungen an Rewe teilweise bereits eingestellt haben.
Die Preiserhöhung, die der US-Konzern fordert, ist beträchtlich: 29 Prozent mehr möchte Kellog im Schnitt für seine Produkte, behaupten Insider. Rewe akzeptiere das Ausmaß der Steigerung nicht. Vor allem deshalb, weil laut Branchen-Expert:innen Kellog in benachbarten Ländern nur eine Preiserhöhung von bis zu fünf Prozent fordere.
Die Rewe Group nannte keine genaueren Details zu den Preisverhandlungen, bestätigte aber, dass der Händler "kein gemeinsames Verständnis von angemessenen Preiserhöhungen" habe.
In Deutschland herrscht vor allem beim Cerealien-Sortiment Uneinigkeit. Anders als im benachbarten Österreich: Dort habe der Handelskonzern Probleme bei Verhandlungen in Sachen Chipsmarke Pringles, die auch zum US-Konzern gehört.
Preisverhandlungen verschärfen sich aktuell aber in allen Bereichen und Ländern. Dagegen geht der Einzelhandel nun mit Eigenmarken vor. Rewes Einkaufschef Hans-Jürgen Moog konzentriert sich etwa seit einiger Zeit strategisch um den Ausbau der Eigenmarkensortimente, vor allem im Preiseinstieg.
Kund:innen können sich demnach bei Eigenmarken darauf verlassen, dafür den niedrigsten Preis in der jeweiligen Produktkategorie zu bezahlen. Sonderangebote mal ausgenommen. "Richtig ist, dass wir unsere Kunden aktuell aktiv auf die Eigenmarken-Alternativen hinweisen", bestätigte ein Rewe-Konzernsprecher gegenüber der "LZ".
Das dürfte Markenherstellern nicht gefallen. Schließlich erweisen sich Eigenmarken in Zeiten der Inflation als harte Konkurrenz. Immer mehr Menschen greifen aktuell nach den günstigen Alternativen. Und: Die Artikel orientieren sich oft am Marken-Original. Dies ist auch bei den Cerealien-Produkten von "ja" im Vergleich mit den Kellogg-Klassikern offensichtlich.
Die Strategie hat System. In den Märkten legt Rewe seit Neuestem per Aushang seinen Kund:innen nahe, auf Alternativen zurückzugreifen. Etwa statt auf Artikel von Jacobs Douwe Egberts und Mars auf die Eigenmarken "Rewe Beste Wahl", "ja" oder "Zoo Royal". Das Handelsunternehmen hat für beides passende Eigenmarkenprodukte entwickelt.
Kein Wunder: Rewe berichtet, dass die Eigenmarken zuletzt "zum Teil im zweistelligen Prozentbereich zulegen" konnten. Man erachte Markenartikel weiter als wichtigen Bestandteil des Sortiments – "aber nicht um jeden Preis", heißt es vonseiten des Händlers.