Tierpark Neumünster: Google löscht Bewertungen wegen angeblicher "Diffamierung"
Es soll ja tatsächlich noch Menschen geben, die analoge Reiseführer benutzen, um Urlaube oder Städtetrips vorzubereiten. Die allermeisten aber verlassen sich heute zu großen Teilen auf Erfahrungsberichte von Social Media oder gar Google Maps.
Problem nur: Die komplette Echtheit der Informationen lässt sich dort nie genau überprüfen. In Neumünster haben Google-Nutzer:innen nun sogar eine Zensur bei Bewertungen für den örtlichen Tierpark entdeckt.
Tierpark Neumünster hat plötzlich bessere Bewertung
Hintergrund ist ein Ranking, das vor einigen Wochen beim Portal "testberichte.de" erschien und den Tierpark Neumünster dabei mit einer Durchschnittsbewertung von 3,6 auf dem letzten Platz sah. Das lag laut den Verantwortlichen des Zoos vor allem an "haltlosen, unsachlichen Bewertungen, die zum Teil seit vielen Jahren schon online waren". Der Vorsitzende der Tierparkvereinigung Kay Frommholz merkte im Gespräch mit der "shz" an, dass viele Nutzer:innen den Zoo nicht einmal besucht hätten.
Um das zu ändern, nahm er gemeinsam mit dem IT-Experten des Tierparks Kontakt mit Google auf und stieß eine Überarbeitung der Bewertungen an. Mittlerweile hat der Tierpark eine Durchschnittsbewertung von 4,2. Doch in diesem Zusammenhang gingen offenbar auch einige Bewertungen verloren, die nicht beleidigend oder haltlos waren.
Google äußert sich zu gelöschten Rezensionen
"Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich befremdlich, dass meine 3-Sterne-Bewertung des Tierparks – wohlgemerkt ohne jeden Kommentar oder Kritiktext – von Google mit der Begründung 'Diffamierung' gelöscht wurde", berichtet etwa ein Nutzer der "shz". Er stehe zu der mittelmäßigen Bewertung und betont die Wichtigkeit solch ehrlicher Angaben.
Die Zeitung berichtet von mehreren Leser:innen, die dem Tierpark nun vorwerfen, das eigene Image durch die gefilterten Bewertungen gezielt aufzupolieren. Tatsächlich aber haben die Verantwortlichen der Einrichtung selbst gar keinen Einfluss darauf, welche Bewertungen offline gehen.
Ein Sprecher von Google hält sich auf Nachfrage der "shz" indes eher bedeckt zu den Vorfällen in Neumünster. "Im Rahmen unserer Bemühungen, vertrauenswürdige Informationen auf Google bereitzustellen, entfernen wir Rezensionen, wenn sie gegen unsere Inhaltsrichtlinien oder lokale Gesetze verstoßen – und nicht einfach, weil ein Unternehmen sie als diffamierend empfindet", erklärt er.
Trotzdem bleibt unklar, nach welchen Kriterien die Rezensionen letztlich gelöscht wurden. Auch ob ähnliche Verfahren regelmäßig bei anderen Einrichtungen angewandt werden, lässt sich nicht nachvollziehen. Also vielleicht doch wieder auf den guten alten Reiseführer vertrauen?