Mittlerweile gehören Selbstbedienungskassen vielerorts fast schon zur Normalität. Immer mehr Drogerien und Supermärkte setzen auf die Kassen zum Selberscannen zusätzlich zu den klassischen Kassen mit Mitarbeitenden.
Nun eröffnet Rewe eine Filiale mit einem Konzept, das es so in Deutschland im Lebensmittelbereich noch nicht gab. Das Einkaufserlebnis, das sich dort bietet, könnte ohne Probleme Teil eines Zukunftsfilmes sein.
So hat der Konzern am 14. Dezember in der Karlstraße 36 in München seinen dritten Pick&Go-Markt eröffnet. In ihm ermöglicht eine Hightech-Installation einen kassenlosen Einkauf. Zwar ist es der dritte Markt dieser Art. Dennoch unterscheidet er sich deutlich von jenen in Köln und Berlin, wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet.
Der Unterschied: In den beiden anderen Städten versucht sich Rewe an einem Hybrid-Modell mit der Möglichkeit für die Kundschaft, weiterhin an einer klassischen Kasse zu bezahlen. Ganz anders in München. Dort können Kund:innen nur mit automatischer Aufzeichnung ihres Warenkorbs und über eine App abgewickelte Bezahlung einkaufen. Sie haben auf 289 Quadratmetern eine Auswahl von 4000 Artikeln.
Das Besondere an der Technologie in dem Store: Jeder Kunde und jede Kundin muss sich beim Betreten des Geschäfts mithilfe eines Smartphones und Pick&Go-App an einem QR-Code-Lesegerät einloggen. Alle Produkte, die sie sich greifen, werden automatisch registriert, ohne dass Kund:innen dafür noch etwas tun müssten. Für diese Technik nutzt die Rewe Group die Technik des israelischen Startups Trigo, an dem sich der Konzern selbst auch beteiligt hat.
Pick&Go funktioniert in München mithilfe von 400 Videokameras sowie Regal-Waagen, die alle Produkte automatisch erfasst und die vom Einkaufenden gegriffenen Waren ihm zuordnet. Das funktioniert dank einer Computer-Vision-Software. Damit besteht auch die Möglichkeit, Waren direkt in die private Einkaufstasche oder den Rucksack zu stecken. Das System kann die Zuordnung trotzdem vornehmen.
Beim Verlassen des Ladens wird der vollständige Bon berechnet und automatisch abgebucht. Etwa von einer Kreditkarte oder dem Paypal-Account des Einkaufenden. Das lästige Bezahlen an der Kasse fällt aus.
Mit dem neuen Rewe-Markt ohne klassische Kassen beginnt für die Rewe-Group eine richtungsweisende Testphase. Dadurch könne das Unternehmen testen, wie gut das reine Pick&Go-System im Vergleich zum Hybrid-Modell funktioniere, wie Peter Maly, Bereichsvorstand der Rewe Group, erklärte.
Ist das System erfolgreich, wird es wohl künftig mehrere solcher Märkte in Deutschland geben.
Es gibt bereits weltweit kassenlose Läden. Der erste Anbieter war Amazon, der 2018 die ersten Geschäfte ohne Kasse eröffnete, ganz nach dem Motto "Amazon Go" oder "Just walk out". Trigo ist laut "LZ" einer der wenigen Anbieter, der die Technologie erfolgreich in Supermärkten einsetzt.
Trigo kam bisher bei Rewe nur in Köln und Berlin zum Einsatz. Aber auch Netto bietet kassenloses Einkaufen mithilfe der Trigo-Technologie in München. Aldi Nord testet das System in einem Markt in Utrecht.