Urlaub am Gardasee: Fischer schlagen wegen sinkender Fangquoten Alarm
Der Gardasee ist eines der beliebtesten Reiseziele in Italien. Jedes Jahr zieht es gut 18 Millionen Besucher:innen an den größten See Italiens. Zwischen den Bergen im Norden und den sanften Hügeln im Süden wirkt der See auf den ersten Blick wie ein Ort, an dem die Welt stillzustehen scheint – doch dieser Eindruck täuscht.
Hinter der idyllischen Kulisse steckt eine Region, die zunehmend mit den Folgen von Klimakrise und Overtourism zu kämpfen hat. Steigende Wassertemperaturen, sinkende Pegelstände und ein wachsender Druck durch den Tourismus verändern den See und sein empfindliches Ökosystem. Hinzu kommen mitunter bürokratische Regelungen, die das Leben vor Ort maßgeblich beeinträchtigen.
Gardasee: Fischer schlagen Alarm
Aktuell ist es am Gardasee vor allem der Felchen (auch genannt Lavaret), der vielen Leuten extreme Sorgen bereitet. Vor gut vier Jahren hat die Region am Gardasee die künstliche Aussaat der Süßwasserfischart verboten. Durch sich hingegen weiter vermehrende Raubfische und steigende Wassertemperaturen ist die Population der Felchen zunehmend gefährdet.
Das ist nicht nur aus ökologischer Sicht ein Problem. Denn Felchen gelten als jene Fischart, die am Gardasee am meisten gefangen wird. Wegen der vielseitigen Möglichkeiten zur Verarbeitung findet er sich auch viel auf lokalen Speisekarten.
Seit der Verabschiedung des Verbots aber sind die Fangquoten der Felchen laut "Südtirol News" um 80 Prozent zurückgegangen. Die lokale Fischereibranche zeigt sich entsprechend alarmiert und hat kürzlich eine Anfrage an das zuständige Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit gerichtet.
Die Fischer hoffen darauf, dass die Aussaat der Fischart angesichts der akuten Lage wieder erlaubt wird. Als ursprüngliche Begründung für das Verbot wurde vorgebracht, dass Felchen im Gardasee nicht heimisch sind. Die Art wurde vor gut 100 Jahren vom Bodensee in den Gardasee eingeführt. Die Argumentation des Gesetzgebers lautete, dass fremde Arten die natürliche Artenvielfalt im See stören würden.
Sinkende Fangquote bedroht Fischer und Gastronomie
Doch selbst wenn das Ministerium der Anfrage des Fischereiverbands stattgeben sollte, steht die Branche vor einem Problem. Denn die Einbringung einer neuen Brut dauert insgesamt vier Jahre – das heißt, erst dann können wieder erste Fische gefangen werden.
Für die meisten Fischer wäre eine solche Zeitspanne viel zu groß. "Die Fischer würden sich sehr schwertun, in dieser Zeit mit dem auszukommen, was der See derzeit zur Verfügung stellt", heißt es vom Verband.
Die Sorge ist in Italien nun groß, dass zahlreiche junge Fischer ihren Job aufgeben müssen. Auch für den Tourismus und die mit ihm eng verzahnte Gastronomie könnten die sinkenden Fangquoten erhebliche Probleme bedeuten. Gerade Besucher:innen des Gardasees schätzen schließlich die lokalen Gerichte mit Felchen und anderen Fischen.