Es gibt wohl in Europa kaum einen Ort, der derart für Urlaub steht wie Mallorca. Mit mehr als 14 Millionen Tourist:innen pro Jahr und weniger als einer Million festen Einwohner:innen liegt auf der Hand, dass die größte Baleareninsel schon lange dem Tourismus verschrieben ist.
Seit Jahren entscheiden sich zudem Hunderte Urlauber:innen langfristig nach Mallorca zu kommen und ihren Zweitwohnsitz dorthin zu verlagern. Gegen eine daraus resultierende Wohnungsnot will nun ausgerechnet der Konzern kämpfen, der sie maßgeblich mit herbeigeführt hat.
Bereits auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) im März soll Tui erste Diskussionen zum Kauf privater Appartements in beliebten Urlaubsregionen angestoßen haben. Demnach will der Reiseanbieter künftig vermehrt in Anlagen investieren, die speziell für Einheimische vorgesehen sind.
"Lehrer, Mitarbeiter in Krankenhäusern und Geschäften, sie alle brauchen bezahlbaren Wohnraum vor Ort", unterstreicht Tui-Vorstandschef Sebastian Ebel gegenüber der "Mallorca-Zeitung". Nötig wäre hierfür allerdings auch die Bereitschaft vonseiten der öffentlichen Hand.
Seit dem Regierungswechsel auf den Balearen im vergangenen Sommer arbeitet die rechtskonservative PP verstärkt an einem neuen Tourismus-Konzept, das Einnahmen auch für die eigene Bevölkerung nutzen soll. Ebel zufolge seien erste Gespräche mit Verantwortlichen gut gelaufen, man arbeite auf Augenhöhe an gemeinsamen Ideen.
Die neue Strategie von Tui erwächst auch aus der Sorge, dass innerhalb der Bevölkerung zunehmend die Akzeptanz für den Tourismus schwindet. Zwar ist den meisten Menschen eine erhebliche Abhängigkeit von der Branche bewusst.
Eine Umfrage der "Mallorca-Zeitung" ergab jedoch bereits im Jahr 2021, dass 57 Prozent der Bevölkerung die Überfüllung der Touristen-Hotspots der Insel als Problem wahrnehmen. Mit speziellen Maßnahmen versucht Mallorca seit mehreren Jahren, vor allem gegen den Sauf-Tourismus am Ballermann vorzugehen.
In Bezug auf den Immobilienmarkt unterstreichen Expert:innen, dass die Zunahme an Zweitwohnungen und Airbnbs auf lange Sicht zu Abwanderung führen könnte. "Der Deutsche, der Franzose, der Schweizer, der Engländer zahlt immer ein paar tausend Euro mehr", erklärt auch Ebel in Bezug auf die Konkurrenz um Grundstücks- und Mietpreise.
Im Gespräch war in der Vergangenheit immer wieder eine Erhöhung der Zweitwohnungssteuer, wie sie auch in deutschen Urlaubsregionen mitunter erhoben wird. Spanien hat eine ähnliche Abgabe, die laut Ebel den Markt künftig weiter "entzerren" könnte.
Allein aus Deutschland leben Stand 2023 etwa 13.000 Ausgesiedelte auf Mallorca. Insgesamt soll sich der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtzahl verschiedenen Schätzungen zufolge auf mindestens 20 Prozent belaufen.