Seit mehr als zweihundert Jahren erfreuen sich Tourist:innen und Einheimische an dem Erlebnis namens Oktoberfest. Mindestens ebenso lange finden sich auf der weltbekannten Theresienwiese traditionelle Stereotype und Rollenbilder wieder, die viele Menschen von vornherein von einem Besuch abhalten.
Die Stadt München hingegen möchte, dass ihr weltberühmtes Volksfest für Toleranz und Diversität steht, 2019 wurde zum ersten Mal die Regenbogenfahne am Eingang des Oktoberfestes gehisst. Eine nicht offizielle Website vermittelt hingegen ein anderes Bild von der Theresienwiese und sorgt damit vor allem bei Social Media für viel Aufruhr.
Unter dem Abschnitt "Tipps für schwule Wiesn-Gänger" stellt ein privater Betreiber bereits seit mehreren Jahren Verhaltensregeln für schwule und lesbische Besucher:innen zusammen. Vor allem auf X wird nun erneut dessen diskriminierende Form diskutiert.
"Das Bierzelt ist nicht der richtige Ort, um den Menschen Begriffe wie 'Toleranz' und 'Gleichberechtigung' zu erklären", stellt die Website mit dem Namen "Oktoberfestportal" klar. Diese wird vor allem auch kritisiert, weil sie den Eindruck erweckt, eine offizielle Seite der Stadt München zu sein.
Im Rahmen seiner Tipps rät der Betreiber der Website unter anderem dazu, "als schwules oder lesbisches Paar auf dem Oktoberfest ein bisschen zurückhaltend zu sein". Demnach hätten nicht alle Besucher:innen Verständnis für eine "offene lesbische oder schwule Lebensweise".
Bereits im vergangenen Jahr sorgte der Ratgeber für heftige Kritik in der Community auf Social Media, aber auch in politischen Kreisen. "Ich halte die Tipps für völlig daneben und feindlich gegenüber der LGBTQ-Community", erklärte etwa Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) gegenüber der "tz".
Im Zuge der Kritik äußern sich auch die Betreiber:innen selbst auf ihrer Website. "Eine lebendige Diskussion mit konträren Meinungen ist die Grundlage einer bunten Gesellschaft", heißt es in einer Erklärung auf dem Portal. Man begrüße entsprechend die Debatte.
Auf verschiedenen Websites des Betreibers tauchen indes weitere Tipps auf, die hingegen zu offensivem Flirten unter heterosexuellen Personen raten. "Also, Ihr Münchner Singles da draußen, rein ins Dirndl oder in die Lederhose und flirten was das Zeug hält", spornt man etwa beim "Wiesnportal" an, das wie das "Oktoberfestportal" von den "Freunden des Münchner Oktoberfests" betrieben wird.
Auf ihrer offiziellen Website warnt die Stadt München indes vor LGBTQIA-feindlichen Vorfällen auf dem Oktoberfest. Betroffenen wird dazu geraten, diese sofort bei der Polizei zu melden. Auf der Theresienwiese gibt es eine eigene Wache der Münchener Dienststelle.