Auf dem Münchner Oktoberfest kommt es wieder und wieder zu sexualisierter Gewalt. Wer betroffen ist, Unterstützung bei der Heimfahrt benötigt oder einen Ort braucht, um zur Ruhe zu kommen, den möchten die Initiatorinnen des Projekts "Sichere Wiesn" einen Safe Space bieten.
Auf der Festwiese bieten sie mittlerweile seit mehr als zehn Jahren eine kostenlose Anlaufstelle. Auch in diesem Jahr sind die Mitarbeitenden wieder vor Ort.
Das Oktoberfest ist nun etwa bei der Halbzeit angelangt. Die Initiatorinnen geben ein Zwischenfazit und berichten von aktuell vielen Fällen, in denen es einen Verdacht auf K.o.-Tropfen gibt.
Im Interview mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)" berichtet Manuela Soller vom Verein Amyna: "Es gab bereits sieben Fälle mit Verdacht auf K.-o.-Tropfen. Allein vier am ersten Samstag. Das kommt eigentlich selten vor, vielleicht im gesamten Verlauf der Wiesn fünf-, sechsmal."
Es sei schwer nachzuweisen. Die Kolleg:innen des Safe Space würden es jedoch merken, "wenn eine Frau überhaupt nicht klar wird oder eine große Erinnerungslücke hat, die nicht nur durch Alkohol induziert sein kann".
Beim bisherigen Zulauf von Hilfesuchenden würden sie "einen deutlichen Rückgang" sehen, sagt Soller. "Im Vergleich zum Vorjahr zählen wir bislang 82 Fälle weniger." Die sieben Verdachtsfälle von K.o.-Tropfen seien aber "auffällig". Laut Pressemitteilung von "Sichere Wiesn" gab es außerdem zur Halbzeit des Oktoberfestes neun Fälle von teils schwerer sexualisierter Gewalt, in zwei Fällen haben Betroffene körperliche Gewalt erfahren. 23 Personen wurden wegen psychischer Krisen betreut, etwa wegen Panikattacken im Gedränge oder in der Vergangenheit erlebter sexualisierter Gewalt.
In diesem Video erfährst du mehr darüber, wie eine Wiesn-Kellnerin zum Social-Media-Star geworden ist:
Angesprochen auf die gestiegene Anzahl an von "Sichere Wiesn" betreuten Fällen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2003 – dem Startjahr von "Sichere Wiesn" – erklärt Soller: "Unsere Statistik zeigt eindeutig, dass es immer einen Anstieg an Fällen gab. Wir führen es aber nicht darauf zurück, dass es früher keine oder weniger Gewalt gab. Sie ist sichtbarer geworden, weil sich Mädchen und Frauen mehr trauen, darüber zu sprechen."
Auch in diesem Jahr zieht das Oktoberfest in München viele Besucher:innen an: Rund 3,4 Millionen Menschen haben das Fest bisher besucht. Das waren mehr als im vergangenen Jahr (3 Millionen) und auch mehr als bei der letzten Wiesn vor der Pandemie 2019 (3,3 Millionen), wie die Festleitung am Sonntag berichtete.
(Mit Material von dpa)