Italien lockt Jahr für Jahr Tourist:innen aus aller Welt an. Besonders bei Deutschen ist das Land beliebt. Nicht zuletzt wegen des mediterranen Essens, der Architektur und der schönen Strände. Doch der Massentourismus macht zahlreichen Orten in dem Land zu schaffen.
Mehrere Gemeinden haben aus diesem Grund Maßnahmen ergriffen, um die Scharen an Besucher:innen zu reduzieren. Nachdem bereits Venedig eine Gebühr für Tagestourist:innen eingeführt hat, will nun auch Capri Konsequenzen ziehen. Denn die Insel in der Bucht von Neapel zieht wegen ihrer rauen und besonderen Landschaft, Luxushotels und Einkaufsmöglichkeiten in der Hauptsaison bis zu 18.000 Besucher:innen pro Tag an. Zusätzliche Kosten für Tourist:innen sollen den Tourismus besser lenken.
Die süditalienische Insel ergreift Maßnahmen, um den wachsenden Besucheransturm zu bewältigen. Die Landegebühr für Tourist:innen, die per Fähre aus Neapel oder Sorrent auf Capri ankommen, wurde nun von 2,50 Euro auf fünf Euro verdoppelt, wie etwa "capripress" berichtet. Diese Regelung gilt demnach zunächst bis zum 31. Oktober dieses Jahres.
Die erwarteten Einnahmen aus dieser Gebühr werden auf vier Millionen Euro geschätzt. Sie sei ein Versuch, den Besucherstrom besser zu lenken und die Ausgaben für die lokale Bevölkerung zu decken, erklärt Franco Cerrotta, der stellvertretender Bürgermeister von Anacapri. Die Erhöhung der Preise zielt auch darauf ab, den Tourismus auf Capri über die Sommermonate hinaus zu verteilen.
Doch nicht nur dafür müssen Urlauber:innen auf der beliebten Insel künftig tiefer in die Tasche greifen, wie der "Standard" berichtet. Sie sollen auch mehr für Bahntickets zahlen, die zu den norditalienischen Dörfern der beliebten Urlaubsgegend Cinque Terre an der Riviera Liguriens führen. Für alle Routen in den Cinque Terre werden die Preise für Fahrkarten zwischen Juli und August erhöht. Seit Mitte März müssen die Passagier:innen an allen Wochenenden und an Feiertagen sogar das doppelte dafür bezahlen.
Heißt konkret: Für die sechs Kilometer lange Strecke zwischen Riomaggiore und Manarola werden nun statt wie bisher fünf Euro, zehn Euro fällig. Bewohner:innen und Menschen mit Zweitwohnungen in der Region hingegen erhalten Ermäßigungen bei den Monats- und Jahreskarten für lokale Strecken. Auch ligurische Student:innen unter 19 Jahren sollen profitieren. Sie erhalten kostenlose Monatskarten.
Während die vom Tourismus angenervten Bewohner:innen die neuen Preise positiv bewerten, hagelt es auch Kritik. Denn viele Menschen verdienen in der Region durch die zahlreichen Urlauber:innen ihr Geld. Sie sehen in den Maßnahmen einen Nachteil für den Fremdenverkehr.
Das Komitee der Verbände der Cinque Terre plant, Einspruch gegen die Vereinbarung zwischen der Region Ligurien und den Staatsbahnen einzulegen. Dafür zieht es vor den Staatsrat, das höchste Verwaltungsgericht in Italien. Der Grund: Die Preiserhöhungen könnten Familien und lokale Tourist:innen stärker belasten und lösen aus der Sicht der Kritiker:innen nicht das Problem der massiven Touristenströme, die in den Dörfern Verkehrsprobleme auslösen.
Die Einführung von höheren Gebühren für Tourist:innen ist kein Einzelfall. Auf verschiedenen Inseln in Italien, darunter Procida im Golf von Neapel, wird bereits eine Landungssteuer erhoben. Für Nichtansässige beträgt diese auf Procida während der Sommersaison 3,50 Euro pro Person, während sie in den Wintermonaten auf 2,50 Euro gesenkt wird.