Fährt man als Wanderbegeisterte:r durch die Wälder und Nationalparks Griechenlands, begegnen einem an jeder Ecke Warnschilder zu möglichen Waldbränden: Keine Zigaretten auf den Boden werfen, keine Grills in den Wäldern und Parken nur auf den dafür vorgesehenen Plätzen.
Regeln, die einem einerseits selbstverständlich und andererseits gerade im Frühjahr etwas übertrieben vorkommen, werden gerade in den Sommern der letzten Jahre nicht nur in Griechenland immer wichtiger. Kaum eine Urlaubsregion zwischen den Kanaren und der türkischen Ägäis bleibt aktuell verschont von akuten Waldbränden. Ein Überblick zur aktuellen Situation zeigt, wie wichtig die Warnhinweise in den Wäldern sind.
Zumindest auf Teneriffa gibt es zwar aktuell offenbar Grund zur Erleichterung. Nach gut einer Woche haben sich die Flammen auf der Insel laut Regionalpräsident der Kanaren, Clavijo, nicht weiter ausgebreitet.
Dennoch sind sieben Prozent der beliebten spanischen Insel von den Flammen in Mitleidenschaft gezogen worden, 13.000 Menschen wurden vorsorglich evakuiert. Mittlerweile durften sie in ihre Häuser zurück, keines davon wurde laut offiziellen Angaben zerstört, auch Verletzte gab es keine.
Die Bewohner:innen sind nun dazu angehalten, brennbares Material in einem Umkreis von 15 Metern von ihrem Haus wegzuräumen. "Das Schlimmste ist vorbei", beruhigte Clavijo die Bevölkerung und Besucher:innen der beliebten Urlaubsinsel. Touristische Regionen waren von den Feuern zunächst nicht betroffen.
Doch in Sicherheit können sich Einsatzkräfte und Menschen vor Ort nie wiegen. Denn auch zu den kürzlich bekämpften Feuern laufen Ermittlungen wegen Brandstiftung, "schlüssige Erkenntnisse" gibt es laut Polizei keine. Laut der Organisation WWF haben insgesamt nur vier Prozent aller Waldbrände eine natürliche Ursache.
So geht man auch bei den anhaltenden Bränden rund um die griechische Hauptstadt Athen von Brandstiftung aus. "Was hier passiert, ist nicht nur unerhört, sondern obszön und kriminell", unterstrich zuletzt der zuständige Bürgerschutzminister Kikilias.
Im ganzen Land meldet die Feuerwehr immer wieder neue Brandherde, rund 80 Prozent Griechenlands sind mittlerweile von Rauchwolken umschlossen. Durch leicht abflauenden Wind soll allerdings das Feuer am Gebirge Parnitha nordwestlich von Athen ebenfalls langsam unter Kontrolle gebracht sein. Einige Hundert Kilometer vor der Hauptstadt, rund um die Kleinstadt Distomo, bleibt die Lage aber angespannt.
Problematisch an den Bränden in Griechenland ist vor allem, dass die Feuer oft an mehreren Stellen gleichzeitig ausbrechen und die Einsatzkräfte die Brandherde entsprechend nicht schnell eindämmen können. Gleichzeitig gebe die Situation Hinweise auf Brandstiftung.
Mittlerweile sind in Griechenland laut eines Feuerwehrsprecher 140 Verdächtige festgenommen worden, 23 Personen sollen mit Vorsatz gehandelt haben. Bei fahrlässiger schwerer Brandstiftung droht eine Geldstrafe von 30.000 Euro, für vorsätzliche Brandstiftung können die Verdächtigen sogar ins Gefängnis kommen. Die Beweislage ist in den meisten Fällen jedoch komplex.
Unterdessen ist auch das Nachbarland Türkei von den Waldbränden betroffen. Rund 1500 Hektar Land rund um die Hafenstadt Çanakkale seien betroffen, auch hier erschwert der Wind die Löscharbeiten.
In der türkischen Meerenge der Dardanellen wurden gut 1000 Personen evakuiert, 48 Menschen kamen wegen Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Auch einige Schiffe an der wichtigen Verkehrsader im Marmarameer mussten ihre Fahrt wegen der Rauchentwicklung unterbrechen, damit Löschwasser aus dem Meer genutzt werden kann.
Wer einen Urlaub in einer von Waldbränden betroffenen Region gebucht hat, kann in vielen Fällen eine Stornierung beim Hotel oder der Fluggesellschaft erfragen. Konkret müssen allerdings erhebliche Beeinträchtigungen wie Ascheregen in der Nähe des Urlaubsortes vorliegen, um von der Reise zurücktreten zu können.
Neben Griechenland, der Türkei und Spanien ist auch Italien von den enormen Waldbränden betroffen. Auf der Urlaubsinsel Elba musste etwa ein Campingplatz evakuiert werden, das Gesundheitsministerium rief für insgesamt 16 Orte die höchste Hitzewarnstufe aus.