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Wolfs-Begegnung im Odenwald: So verhältst du dich im Ernstfall richtig

In Deutschland gibt es inzwischen 161 Wolfsrudel.
In Deutschland gibt es inzwischen 161 Wolfsrudel. Bild: iStockphoto / Bjarne Henning Kvaale
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Odenwald: Wolf kommt Haltestelle bedenklich nahe – so solltest du dich bei einer Begegnung verhalten

05.06.2023, 15:40
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Mensch und Wolf kommen sich in Deutschland immer näher. Mit der wachsenden Wolfspopulation steigt für jeden das Risiko einer Begegnung, die potenziell gefährlich werden kann. Dass die eigentlich scheuen Tiere vermehrt auch in Wohngebieten gesichtet werden, hat ein jüngster Fall aus dem hessischen Odenwald gezeigt.

Im Ort Güttersbach wurde ein Wolf fotografiert, der auf einer Wiese zwischen Wohnhäusern umherstreift. Nur 50 Meter entfernt von einer Bushaltestelle, an der wenig später Schulkinder auf den Bus warten. Das Bild ist um 6.30 Uhr entstanden und stammt vom 31. Mai, wurde jedoch jetzt erst wirklich bekannt.

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In Hessen, hier die Region Odenwald, leben offiziellen Angaben zufolge 25 Wölfe. Bild: imago images / Ralph Peters

Die Menschen im Dorf sind besorgt. "Nur 50 Meter davon entfernt wartete zehn Minuten später meine Tochter auf den Bus zur Schule", sagte der ansässige Landwirt Markus Koch gegenüber "Bild". Er bezichtigt das Tier zudem, eines seiner Kälber getötet zu haben.

Wölfe in Deutschland: So verhältst du dich richtig

Doch wie sollten Menschen bei einer Begegnung mit einem Wildtier wie dem Wolf umgehen? In einem so dicht besiedelten Gebiet wie Deutschland kommt es immer wieder zu Zusammenstößen und Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren.

Gerade bei den Wölfen gibt es inzwischen vermehrt Forderungen von Landwirt:innen und einigen Politiker:innen, den Abschuss auffälliger Tiere zu erleichtern, die sich zu nahe an Menschen oder Nutztiere heranwagen.

Die Problematik betrifft vor allem Wölfe, die trotz Herdenschutzmaßnahmen (Nutz-)Tiere reißen. Denn für entschlossene Wölfe sind selbst hohe Zäune oder Herdenschutzhunde kein Hindernis. Konkrete Forderungen des Bauernverbands sind beispielsweise, "Problemwölfe" nach geltendem Naturschutzrecht unverzüglich zu entnehmen.

Wann ist ein Wolf ein "Problemwolf"?
Als "Problemwolf" gelten Tiere, die mehrmals wolfssichere Absperrungen und Zäune überwunden haben, um Tiere zu reißen. Als "auffällige Wölfe" bezeichnet man dagegen Tiere, die gegenüber Menschen ein ungewöhnliches Verhalten zeigen, beispielsweise zu zutraulich sind.

Die Angst von Landwirt:innen und Schäfer:innen ist die eine Sache, eine andere die Begegnung mit einem Wolf auf einer Wanderung oder während einem Waldspaziergang. Selbst tagsüber mitten in Dörfern oder neben Spielplätzen sind bereits Wölfe gesichtet worden. Doch die wenigsten wissen: Wie verhalte ich mich, wenn mir ein Wolf begegnet?

Watson erklärt, wie wahrscheinlich eine Wolfsbegegnung in Deutschland ist, wie du darauf reagieren solltest – und wie nicht.

Wo gibt es überall Wölfe in Deutschland?

Laut Wolfsmonitoring 2021/2022 gibt es in Deutschland 161 Wolfsrudel, davon 43 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere. Trotz des Eindrucks, die Anzahl der Wölfe steige stark an, sind die Territorien nur um knapp fünf Prozent angestiegen. So ist in der Region Lausitz in Sachsen inzwischen jedes mögliche Revier belegt.

Doch die Zahl der Wölfe steigt nicht unkontrolliert weiter, sondern regelt sich von selbst. Bei Wolfspopulationen gibt es eine natürliche Grenze: Ist ein Revier schon von einem Rudel belegt, ziehen Jungtiere weiter. Gerade diese Tiere kommen dann häufig auf ihrer Suche nach einem neuen Revier mit Menschen in Berührung, weil sie auf ihrer Wanderschaft durch dichter besiedelte Gebiete kommen.

Vor allem im Nordosten Deutschlands leben viele Wölfe.
Vor allem im Nordosten Deutschlands leben viele Wölfe.bild:nabu

Wie groß ein Wolfsrevier ist, hängt davon ab, wie viel Nahrung und Rückzugsgebiete es gibt. In Deutschland nutzt eine Wolfsfamilie laut Nabu im Schnitt ein Territorium von rund 200 bis 250 Quadratkilometern.

Wie gefährlich sind Wölfe?

Wölfe sind von Natur aus scheue Tiere. Sehen Sie einen Menschen, laufen sie normalerweise davon. Angriffe auf Menschen sind sehr selten. Laut Studien des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA) gab es weltweit nur wenige Fälle, in denen gesunde Wölfe einen Menschen angegriffen oder gar getötet haben.

Meist reißen Wölfe solche Tiere, die sie leicht bekommen können: 2019 waren laut Angaben des Bundesministeriums für Umwelt und Naturschutz 88 Prozent der getöteten oder verletzten Nutztiere Schafe oder Ziegen, 7 Prozent Gatterwild und in 4 Prozent Rinder (meist Kälber). Insgesamt gab es 2019 laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) 887 gemeldete Wolfsübergriffe auf Nutztiere und 2894 getötete oder verletzte/vermisste Tiere.

Trotzdem kann es vorkommen, dass auch Haustiere wie Hunde oder Pferde auf der Koppel dem Wolf zum Opfer fallen. Für Aufsehen sorgte beispielsweise das durch einen Wolfsriss getötete Pony der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im September 2022. Manchmal attackieren Wölfe auch Hunde, wenn sie frei herumlaufen: Im März wurde in Weißwasser in der Oberlausitz ein Hund von Wölfen getötet und teilweise aufgefressen. Dieser war zuvor bei einem Spaziergang im Wald verschwunden und hatte ein Reh gejagt.

Nach Angaben der Experten sind Angriffe von Wölfen auf Hunde nicht sehr häufig. Konflikte und Kämpfe könne es aber geben, wenn die Hunde alleine unterwegs sind und in das Territorium der Wölfe eindringen. Vor allem in der Paarungszeit der Wölfe im Februar und März ist hier Vorsicht angesagt. Der beste Schutz für Hunde ist die Nähe zu Menschen, daher sollten Hunde in Wolfsgebieten angeleint bleiben.

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Wie verhalte ich mich bei einer Begegnung mit einem Wolf?

Das Bundesumweltministerium führt Wolfsangriffe auf Menschen vor allem auf drei Ursachen zurück: Tollwut, Provokation und die Gewöhnung an menschliche "Futterstellen". Deshalb sollten Essensabfälle nie einfach hinters Haus geworfen werden. Auch sollten Hunde angeleint werden, damit sich die Wölfe nicht mit ihnen paaren – denn solche "Hybride" könnten eher die Nähe zu Menschen suchen.

Was du niemals tun solltest, wenn du einen Wolf siehst: dich ihm nähern oder seine Welpen streicheln. Gerade Annäherungsversuche wie das Wildtier anlocken oder füttern können böse nach hinten losgehen. Denn Wölfe haben eine instinktive Vorsicht gegenüber Menschen – diese kann aber verschwinden, wenn die Tiere positive Reize vom Menschen bekommen. Eine mögliche Folge davon ist ein problematisches oder sogar aggressives Verhalten des Wolfes.

Gut zu wissen: Wenn Wölfe einen Menschen wahrnehmen, fliehen sie meist nicht gleich panisch, sondern orientieren sich zunächst einen Augenblick lang und ziehen sich dann zurück.

Wölfe sind normalerweise scheue Tiere.
Wölfe sind normalerweise scheue Tiere.Bild: iStockphoto / Bjarne Henning Kvaale

So solltest du dich bei einer Wolfsbegegnung verhalten:

  • Zuerst Ruhe bewahren und Abstand halten. So hat der Wolf genug Raum für den Rückzug.
  • Auf keinen Fall solltest du weglaufen, denn das könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen.
  • Sollte der Wolf sich wider Erwarten nähern, machst du dich am besten groß.
  • Nähert er sich trotzdem weiter, solltest du auf den Wolf zugehen, laut schreien oder klatschen und versuchen, ihn einzuschüchtern. Beispielsweise kannst du mit den Armen wedeln oder einen Stock schwingen.

Wie wahrscheinlich ist es, einem Wolf zu begegnen?

Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land und Wölfe gibt es inzwischen fast überall. In Deutschland gibt es laut einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz in jedem Bundesland geeignete Regionen für Wölfe. Eine Ausnahme sind die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass es gerade in der Natur oder im Wald einmal zu einer Begegnung oder Sichtung eines Wolfes kommt. Wölfe sind vor allem in der Nacht und Dämmerung aktiv, daher kann eine Sichtung vor allem im Schutze der Dunkelheit vorkommen.

Da sich die Lebensräume von Mensch und Wolf überschneiden, können sie auch mal an einer Siedlung vorbei oder auch hindurchlaufen. Dies bedeutet noch nicht, dass der Wolf gefährlich ist. Gerade in stark besiedelten Wolfsregionen wie der Lausitz sollte man die Möglichkeit einer Wolfsbegegnung im Hinterkopf haben. Das heißt, seine Kinder im Wald nicht aus den Augen zu lassen und den Hund anleinen.

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