Es ist März und bald wird es (hoffentlich) wieder wärmer. Da steigt die Laune proportional zu den Sonnenstunden an. Der lange Winter ist überstanden, die schöne Zeit des Jahres steht bevor. Jetzt ist die Zeit für Kaffee-Dates und Spaziergänge in der Sonne. Wenn wir nur nicht so unendlich müde wären! Jedes Jahr erwischt sie uns wieder, diese seltsame Müdigkeit zum Frühlingsanfang.
Schätzungen gehen davon aus, dass rund jeder zweite Deutsche zwischen März und Mai unter der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit leidet. Die Symptome sind neben Müdigkeit, auch Antriebslosigkeit, geringe Leistungsfähigkeit und Gereiztheit. Manchmal kommen dazu noch Schwindelgefühle und Kreislaufprobleme – und das, obwohl die Betroffenen ausreichend schlafen.
Aber gibt es die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit wirklich? Wie entsteht sie eigentlich und was können wir dagegen tun? Watson hat mit Jaroslav Malevani gesprochen. Er ist Chefarzt der Oberberg Somnia Fachklinik Köln Hürth für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.
Die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit hat meist nicht nur eine Ursache. Sie tritt typischerweise in den Monaten März bis April auf – denn zu dieser Zeit des Jahres ändern sich die Lichtverhältnisse und die Temperatur steigt allmählich. Der Arzt Jaroslav Malevani erklärt, wie sich das auf den Körper auswirkt:
Diese Umstellung hat Vor- und Nachteile. Denn durch das Glückshormon Serotonin hebt sich zwar allmählich die Stimmung und man fühlt sich ausgeglichener und entspannter. Jedoch dauert diese Umstellung eine Weile. Und auch körperliche Umstellungen können die Frühjahrsmüdigkeit verursachen, erläutert der Mediziner:
Meist dauert diese Umstellung der Hormone im Körper jedoch nicht lange – nach zwei bis vier Wochen sollte sich der Körper laut Malevani angepasst haben. Sollte die Müdigkeit jedoch anhalten und Symptome wie Antriebs- und Interessenlosigkeit hinzukommen, kann es sinnvoll sein, sich den Rat einer Expertin oder eines Experten wie einem Arzt oder einer Ärztin einzuholen.
Man sollte Müdigkeit also nicht auf die leichte Schulter nehmen: "Dauermüdigkeit kann ein Hinweis auf eine beginnende psychische oder körperliche Erkrankung wie eine Depression sein", sagt der Chefarzt.
Eine weitere Ursache könnte ein Mangel an Vitaminen oder Nährstoffen im Körper sein. Schlaflabore gehen Ursachen von chronischer Müdigkeit auf den Grund.
Die gute Nachricht: Laut Malevani ist nicht jeder Mensch von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen. Manchen Menschen mache die Umstellung weniger oder gar nichts aus. Auch hier gibt es gewisse Risikofaktoren, die die Frühjahrsmüdigkeit begünstigen, sagt er:
Die Apothekenschau listet darüber hinaus noch Menschen auf, die an einer Herz-Kreislaufschwäche leiden oder Rheumapatient:innen.
Ständig schlafen, ist irgendwie keine Option. Vor allem, wenn es draußen endlich wieder warm und sonnig wird.
Jaroslav Malevani empfiehlt stattdessen gegen die Frühjahrsmüdigkeit Bewegung an der frischen Luft. Dies regt den Kreislauf an und kann vor allem bei niedrigem Blutdruck helfen. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wirke sich positiv auf den Blutdruck aus. Dafür sollten aber schon zwei bis drei Liter am Tag getrunken werden.
Ein weiterer Tipp des Experten gegen die Müdigkeit im Frühling ist Tageslicht. Dieses aktiviert – vor allem am frühen Morgen – den Körper und Geist und regt die Serotonin-Produktion an. Hier kann auch ein Lichtwecker im Schlafzimmer helfen, der einen Sonnenaufgang imitiert. Statt der Müdigkeit nachzugeben, sollte man also aktiv dagegen ankämpfen und sich bewegen, am besten draußen. Bewegung im Freien wirkt sich nämlich auch positiv auf die Hormonumstellung im Frühjahr aus.
Auch morgendliche Wechselduschen können das bewerkstelligen – diese helfen übrigens nicht nur gegen die Müdigkeit, sondern sind auch gut für das Immunsystem und die Durchblutung. Sich zu überwinden und kalt zu duschen, lohnt sich also doppelt! Untertags hilft kaltes Wasser auf den Unterarmen, um die Müdigkeit zu vertreiben.
Aber auch mit der richtigen Ernährung kann man gegen die Müdigkeit ankämpfen. Statt Kaffee, der nur ein bis zwei Stunden wachhält, sollte man lieber grünen Tee oder Guarana wählen. Diese Getränke enthalten ebenfalls Koffein, jedoch in gebundener Form. Dadurch, dass das Koffein langsamer freigesetzt wird, hält die Wachmacher-Wirkung auch länger an. Malevani empfiehlt: