Wer für das kommende Jahr Strom kaufen will, zahlt an der Leipziger Strombörse circa 800 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: Ende vergangenen Jahres waren es noch um die 80 Euro. Von einem Tag auf den anderen kann der Preis um mehr als 200 Euro schwanken.
Am Mittwoch wurden die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 wegen angeblicher Wartungsarbeiten erneut gestoppt. Paradoxerweise ging damit jedoch eine Entspannung der Preise einher: Um mehr als 30 Prozent brach der Strompreis an der Europäischen Strombörse EEX ein. Darüber, ob der Preis tatsächlich als Reaktion auf die Nord-Stream-1-Wartungsarbeiten einbrach, gibt es noch keine Klarheit. Experten gehen aber nicht davon aus, dass die Strom-Blase schnell platzt.
"Die Strompreise, die wir aktuell sehen, sind fundamental nicht mehr erklärbar", sagte Energieexperte Tobias Federico vom Marktforschungsunternehmen Energy Brainpool kürzlich zum Wirtschaftsmagazin "Handelsblatt". Der Markt für Strom befinde sich im Panikmodus. In ebensolchem dürften sich auch viele Verbraucher:innen mit Gedanken an die kommende Stromrechnung befinden.
Wer jetzt keinen Vertrag mit Preisgarantie mit seinem Stromanbieter hat, stellt sich die Frage, was am besten zu tun ist. Den Stromanbieter kündigen oder lieber die Füße stillhalten? Watson gibt die wichtigsten Antworten.
Thorsten Storck, Energie-Experte beim Vergleichsportal Verivox sagt auf Anfrage von watson: "Wer eine Strompreiserhöhung erhält, vergleicht am besten den neuen Preis des bisherigen Anbieters mit den aktuell verfügbaren Angeboten."
Eine generelle Kündigung empfiehlt Storck nicht, hier kommt es auf den Einzelfall an. "Liegt der neue Preis des bisherigen Stromtarifs deutlich über den alternativen Angeboten, kann sich eine Kündigung dennoch lohnen."
Eine Preisgarantie beim Anbieter vereinbart für einen gewissen Zeitraum einen stetig gleichbleibende Abschlagspauschale, einen sogenannten Festpreis. Dies hat den Vorteil, dass es für den Verbraucher Planungssicherheit geben kann, da bei gleichbleibendem Stromverbrauch die Stromkosten genau bekannt sind. Allerdings gibt es derzeit meist keine guten Angebote dafür.
"Angesichts stetig steigender Preise und Preisrekorden im Großhandel ist ein Tarif mit Preisgarantie (Festpreis) zwar empfehlenswert, die Tarife haben allerdings jetzt bereits ein sehr hohes Preisniveau", sagt Storck. Daher könne man derzeit keine pauschale Empfehlung geben. Ob sich eine Preisgarantie lohnt, muss also jede:r abhängig vom Angebot des Strompreisanbieters selbst entscheiden.
Einen pauschalen Anbieterwechsel empfiehlt der Energieexperte Kund:innen nicht. "Wenn es keine günstigeren Angebote gibt, ist Abwarten die bessere Alternative", rät Storck. Und einen günstigen Vertrag zu finden, ist angesichts der aktuellen Situation extrem unwahrscheinlich.
Wer aktuell keine günstigen Tarife findet, könne aber bei Vergleichsportalen wie Verivox oder Check24 einen Sparalarm aktivieren, um per E-Mail informiert zu werden, sobald wieder günstigere Stromtarife verfügbar sind.
"Wir rechnen mit flächendeckenden Strompreissteigerungen für die Haushalte in Deutschland", sagt Storck. Angesichts der überschießenden Preise im Großhandel sei das Ausmaß der Erhöhungen schwer abzuschätzen. Das Gleiche gelte für die Dauer der Energiekrise: "Sinkende Strompreise sind mittelfristig jedenfalls nicht zu erwarten".
Aktuell liegen die Stromkosten für einen Drei- bis Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh im bundesweiten Durchschnitt bei 2.063 Euro (51,58 Cent/kWh). Vor 12 Monaten lag der Durchschnittspreis noch bei 1.222 Euro. Die jährlichen Kosten sind damit um 841 Euro oder 69 Prozent angestiegen.
Das hängt vom aktuellen Stromtarif und dem eigenen Verbrauch ab – im Gegensatz zu Erdgas haben die allermeisten Haushalte einen eigenen Stromzähler und Stromtarif.
Energieexperte Thorsten Storck sagt: