Wer eine EC-Karte besitzt, findet darauf das blaurote Maestro-Logo. Seit 30 Jahren ziert das Symbol Karten weltweit. Nun ist klar: Der US-Konzern Mastercard stellt die Maestro-Karte ein – ab Juli fehlt damit allen neuen Karten die Zahlungsfunktion. Jetzt könnte sich für zahlreiche Bankkund:innen das bargeldlose Bezahlen drastisch ändern. Und nicht nur das: Unter Umständen müssen sie künftig auch tiefer in die Tasche greifen.
Doch was genau bedeutet das für das bargeldlose Bezahlen? Gibt es Alternativen? Und wenn ja, wie viel kosten diese? Watson hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen getragen.
Die am meisten genutzte Bezahlkarte in Deutschland ist die Girocard, die auch oft fälschlicherweise noch beim Namen ihrer Vorgängerin EC-Karte genannt wird. Banken, die diese ausgeben, sind auf das Maestro-System von Mastercard oder V-Pay von Visa angewiesen. Denn das deutsche Bezahlsystem Girocard hat den Nachteil, dass damit Zahlungen im Ausland kaum möglich sind. Banken setzen hier also auf die Zusammenarbeit mit den internationalen Kreditkartenanbietern. Das entsprechende Logo (von Maestro oder V-Pay) ist als sogenannte Co-Badge auf der Girocard zu sehen.
Nun steht fest: Bereits ab 1. Juli erhalten Kund:innen keine Karten mehr mit Maestro-Logo und können dementsprechend auch nicht mehr auf diese Funktion zurückgreifen. Aber: Wer noch eine Karte mit dem blauroten Emblem darauf hat, darf diese so lange nutzen, bis sie abgelaufen ist. Die meisten Karten haben eine Gültigkeitsdauer von insgesamt vier Jahren. Damit ist Maestro spätestens 2027 Geschichte, und das in ganz Europa.
Hauptbegründung des Unternehmens ist die Modernisierung ihrer Dienste. Wie "Zeit Online" mit Berufung auf eine Mastercard-Sprecherin berichtete, sei die Girokarte "nicht mehr zeitgemäß". Nicht nur wegen des Einwegkunststoffes mit Magnetstreifen und Unterschriftfeld. In Zukunft wolle man mehr auf recycelte Materialien sowie auf die Authentifizierung per Fingerabdruck und Bezahlung via Chip setzen. Hinzu kommt, dass die Maestro-Karte im Ausland ohnehin nur bei Ladenkassen und Geldautomaten mit dem Maestro-Zeichen darauf funktioniert.
Wer online etwa ein Streaming-Abo abschließen oder von der Couch aus shoppen will, hat wenig Auswahl bei der Bezahlung mit Maestro. Das ist wohl auch der Grund, weshalb viele Deutsche eine Kreditkarte besitzen. Laut einer Studie der Bundesbank aus dem Jahr 2021 sind es immerhin die Hälfte der Deutschen, die diese für die Bezahlung im Ausland und im Internet nutzen sowie Bargeld im Ausland abheben.
Ein weiterer Grund, der laut Verbraucherschützer:innen und Zahlungsmittelexpert:innen dahinter steckt, ist Marktmacht. "Mastercard hat etwas Gutes für sich durchgesetzt, aber nicht im Interesse der Marktwirtschaft und damit auch nicht der Verbraucher", zitiert "Zeit Online" den Professor für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistung an der Universität Hohenheim, Hans-Peter Burghof.
Mit der Abschaffung der Maestro-Bezahlfunktion müssen Alternativen für die Kundschaft her. Nun haben Kreditkartenfirmen mit ihren eigenen Debitkarten bereits ein passendes Angebot, das ihrer Marktmacht in die Hände spielt. Denn sie kommen ohne das deutsche Girocard-System aus.
Klar ist: Ein Umbruch steht wegen des Maestro-Endes bei vielen Kreditinstituten damit zwangsweise bevor. Mastercard wartet nur selbst mit einem Nachfolger für Maestro auf, ebenso wie der Konkurrent Visa. Es sollen Debitkarten her, die in der Lage sind, auf viele Funktionen von Girocard und Kreditkarten zurückzugreifen. So wird das Girokonto sofort mit dem Umsatz belastet und Zahlungen sowie Behebungen sind weltweit damit möglich, ebenso wie Online-Käufe.
Hierzulande bieten bereits rund 20 Finanzinstitute Visas Debitkarten an. 14 Millionen Karten hat allein der Marktführer in Umlauf gebracht. Auch Direktbanken wie die Comdirect, ING, die DKB oder Santander haben bereits neue Debitkarten an ihre Kund:innen gesendet. Bei ihnen sind echte Kreditkarten und die klassische Girocard meist kostenpflichtig.
Anders als die Sparkassen, die ihre Girocard weiterhin mit einem Co-Badge von Mastercard oder Visa ausstattet. Bei Letzterer etwa die Visa Debitkarte oder die V-Pay-Funktion. Die gibt es bei den meisten Volks- und Raiffeisenbanken bereits seit längerer Zeit. Ob auch Visa künftig nachziehen und sein System abschaffen wird, ist derzeit noch ungewiss.
Die Sparda-Bank Hessen hat versucht, die erzwungene Änderung erstmal auszutricksen. Laut "Chip" hat sie einfach unaufgefordert neue Girokarten mit Maestro-Logo an zehntausende Kund:innen versendet. Praktisch: Damit verlängert sich die Bedenkzeit über das weitere Vorgehen.
Zwar scheinen die neuen Debitkarten mit der Möglichkeit zum Online-Shopping zunächst positiv und im Sinne der Kund:innen zu sein. Es gibt dadurch aber nicht nur Vorteile. Einschränkungen gibt es etwa an einigen Supermarktkassen, die es das Abheben von Geld dort oftmals nur mit der Girocard erlauben.
Viele Unternehmen wollen allgemein keine Debitkarten akzeptieren. Denn: Für sie fallen teils höhere Gebühren an, wenn Kund:innen damit oder mit Kreditkarten bezahlen. Bei Letzterer können die Gebühren laut "Zeit Online" sogar bis zu dreimal so hoch sein.
Wie hoch die Gebühr dann aber tatsächlich im Schnitt sein wird, ist bisher allerdings noch unbekannt. Sie unterscheiden sich von Bank zu Bank. Klar ist nur, dass sie wohl teurer als bei Transaktionen mit der Girokarte sein wird. Sollten Unternehmen diese Kosten an die Kundschaft weitergeben, könnte das durchaus teuer werden.