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Ukraine-Rettungsaktion für Mensch und Hund von TV-Tierschützer Ralf Seeger

Ralf Seeger reiste in die Ukraine um Tieren und Menschen bei der Flucht zu helfen.
Ralf Seeger reiste in die Ukraine um Tieren und Menschen bei der Flucht zu helfen.
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Mit Militärerfahrung in die Ukraine: Wie TV-Tierschützer Ralf Seeger Hunde und ihre Halter aus dem Kriegsgebiet rettet

04.04.2022, 16:0105.04.2022, 13:04
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Große Tattoos, große Muskeln – und ein großes Herz für Tiere: Ralf Seeger ist wohl der Inbegriff der Redensart "harte Schale, weicher Kern". Der Boxer, Sicherheitsmann und Tierschützer ist unter anderem bekannt für seine VOX-Sendung "Harte Hunde – Ralf Seeger greift ein", die bereits seit zehn Jahren läuft.

Als die Ukraine von Russland angegriffen wurde, zögerte Seeger nicht lange: Er sammelte über seinen Hilfsverein Helden für Tiere Spenden und startete einen dann einen Rettungskonvoi – direkt in die Kriegsgebiete.

"Wenn man Angst hat, darf man da nicht hinfahren."
Rald Seeger über seine Tierrettungsmission

Die mehrtägige Reise Mitte März ging erst in die ukrainische Hauptstadt Kiew und anschließend in die Ost-Ukraine. Bei der Aktion wurden nicht nur Hunde und ihre Besitzer und Besitzerinnen mitgenommen, sondern auch herrenlose und zurückgelassene Tiere gerettet, wie er erzählt. Außerdem richteten die Helfer einen Sammelpunkt für Futter an verschiedenen Orten ein, damit Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen, die ihr Zuhause nicht verlassen wollen, ihre Tiere versorgen können.

Das Retterteam um Ralf Seeger war in einem Konvoi von acht Fahrzeugen unterwegs, trug kugelsichere Weste und Stahlhelm. Aber es gab noch andere Hindernisse bei der Rettungsaktion als russische Angriffe: Ein Transporter gab unterwegs den Geist auf und musste zurückgelassen werden. Auch der Rückweg wurde schwieriger als gedacht.

Auf seiner Facebook-Seite gab er unterwegs täglich mehrere Updates seiner Rettungsaktion für Mensch und Tier. Mit watson sprach er über seine Aktion. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs war Seeger gerade aus der Ukraine zurückgekommen. Seit gestern ist er wieder unterwegs auf einer neuen Mission.

Er berichtet:

"Da ich ein alter Legionär bin, plane ich das sehr zuverlässig, sehr akkurat und natürlich auch immer abhängig vom Beschuss."

"Wir waren vor zwei Wochen in der Ukraine, circa acht Tage, nachdem ich mit einem Freund von mir und zwei anderen Freunden den Trip beschlossen habe. Wir hatten noch ein paar ukrainische Fahrer, die geholfen haben, Menschen und Tiere zu evakuieren. Wir haben circa 150 Hunde gerettet und 15 Menschen und auch Tierbesitzer mitgenommen.

Wir brachten viel Futter in die Ukraine, auch Lebensmittel und medizinische Artikel für Krankenhäuser. Die werden dort sehr gebraucht für die vielen verletzten Menschen.

Ob wir Angst hatten, in ein Kriegsgebiet zu fahren? Wenn man Angst hat, darf man da nicht hinfahren. Man muss diese ganze Geschichte sehr rational betrachten und man muss Kriegserfahrung haben. Ich war bei der Bundeswehr in Frankreich und Algerien, ich kenne so Sachen. Und mein Kollege war auch Fallschirmjäger in Afghanistan, er hat eine Kompanie geleitet. Also man muss da schon den nötigen Background haben, sonst braucht man da nicht hin.

"Man muss einfach seine Mission im Auge haben und sie durchziehen."

Wichtig ist einfach, an das Gute zu glauben und an die gute Mission. Dadurch bedingt kann man sich natürlich über vieles hinwegsetzen. Und so viel Denken über Gefahr oder Angst ist natürlich in so einem Moment auch nicht angebracht. Man muss einfach seine Mission im Auge haben und sie durchziehen.

Sicherlich, an der Grenze zurück zu Polen war das schon sehr schwierig, denn die Politik sagt: 'Kein Problem, kommt alle her.' Aber an der Grenze sieht die Realität anders aus. Die Polen haben da Riesenprobleme gemacht, uns rüber zu lassen, obwohl auf polnischem Boden die Quarantäne und Auffangstation war. Das finde ich sehr schlecht koordiniert. Das würde ich auch keinem empfehlen.

Genau kann ich nicht sagen, wann die nächste Rettungsaktion in der Ukraine stattfindet. Das ist auch von der Kriegssituation abhängig. Da ich aber ein alter Legionär bin, plane ich das sehr zuverlässig, sehr akkurat und natürlich auch immer abhängig vom Beschuss. Das ist natürlich auch wichtig zu wissen: Man kann da nicht irgendwo hinfahren, ohne Panzerung und ohne Bewaffnung. Das ist ein Himmelfahrtskommando. Man muss gut planen.

Ich versuche natürlich auch über das ukrainische Militär rauszukriegen, welche Passagen wann und wo machbar sind. So auch mit den Tieren. Wir versuchen, so viele wie möglich zu retten, aber eine genaue Anzahl gibt es nicht. Das richtet sich auch immer nach der Situation, was wir vor Ort antreffen.

"Das ist alles sehr schwierig und mit einem großen Risiko verbunden und mit einer perfekten Planung."

Warum wir das machen, obwohl es Hilfsvereine gibt? Sicherlich gibt es viele Hilfsvereine. Die meisten bringen die Sachen aber nur bis zur Grenze und das war's dann.

Aber es muss ja auch im Land geholfen werden, also dass man wirklich in die Feuerlinie fährt und Nahrungsmittel, Futter und Medikamente dorthin bringt, wo es am nötigsten gebraucht wird – an die Front. Und da fährt kaum einer hin. Fast gar keiner, von den Hilfsvereinen sowieso nicht. Das machen das Militär oder militärische Volontäre. Und da setzen wir an und versuchen zu helfen. Das ist alles sehr schwierig und mit einem großen Risiko verbunden und mit einer perfekten Planung."

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