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Lego vom Spitzenplatz verdrängt: Neue Lieblingsmarke der Deutschen überrascht

Verband der Spielwarenindustrie stellt aktuelle Zahlen vor Gesellschaft, Gesundheit, Spielwaren: Ein Arbeiter und ein Arzt stehen als Figur auf einem Berg von Legosteinen. Der Deutscher Verband der Sp ...
Die Pandemie hat Lego vom Spitzenplatz der beliebtesten Marken verdrängt.Bild: www.imago-images.de / imago images
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Lego vom Spitzenplatz verdrängt: Neue Lieblingsmarke der Deutschen überrascht

03.11.2022, 09:22
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Das erste Pandemie-Jahr und der erste Lockdown kam unerwartet. Plötzlich gab es statt der Anwesenheit in Uni, Schule oder Arbeit die Pflicht, zu Hause zu bleiben. Beinahe das gesamte alltägliche Leben musste in den eigenen vier Wänden stattfinden. Kein Wunder, dass viele Menschen die neue Situation und die Langeweile zum Anlass nahmen, um das eigene Zuhause aufzuhübschen. Werkeln, dekorieren und Basteln waren noch nie so beliebt wie in der Hochphase der Pandemie.

Studie: Lego nicht mehr an der Spitze der beliebtesten Marken

Nun hat sich die Situation beruhigt, der Lockdown ist zumindest in Deutschland Geschichte. Trotzdem: Der Heimwerker-Trend ist nach wie vor da, wie eine aktuelle Studie zeigt. Seit Pandemiebeginn werkeln die Deutschen mehr am Haus, in der Wohnung oder im Garten als zuvor, wie eine Konsumentenbefragung des Marktforschungsinstitutes Yougov im Auftrag des "Handelsblatt" zeigt.

Immer mehr Menschen griffen während der Pandemie in den eigenen vier Wänden zum Werkzeug.
Immer mehr Menschen griffen während der Pandemie in den eigenen vier Wänden zum Werkzeug.Bild: IMAGO / YAY Images

Diese bringt überraschende Ergebnisse. Für die repräsentative Studie haben Verbraucher:innen 953 Marken anhand von Preis-Leistungs-Verhältnis, Qualität und Kundenzufriedenheit bewertet. Es zeigt sich: Die Pandemie hat den früheren Spitzenreiter Lego von seinem Thron verdrängt.

Makita, Bosch und Kärcher: drei "Home & Gardening"-Marken in den Top zehn

Stattdessen haben es gleich drei Marken aus dem Heimwerkerbereich in die Top 10 der Gesamtbewertung geschafft: Makita, Bosch und Kärcher.

Der japanische Werkzeughersteller Makita belegt Platz sieben der beliebtesten Marken. "Dass eine Marke einen solchen Kultstatus erreicht, lässt sich auf ein gutes und langfristig angelegtes Marketing zurückführen", sagt Marktforscher Felix Leiendecker gegenüber dem "Handelsblatt".

Makita setzt auf Akku, hat im Frühjahr alle benzinbetriebenen Geräte eingestellt. Laut eigenen Angaben aus Umweltgründen. Neben Werkzeugen hat Makita auch einige für die Branche eher untypische Produkte im Sortiment – etwa akkubetriebene Baustellenradios, Kaffeemaschinen, Wasserkocher und Thermobecher. Das meiste davon ist im selben Design gehalten wie das Werkzeug: Makita-Blau mit dem Firmenschriftzug.

Deutsche Herstellung weiterhin ein wichtiges Gütekriterium

Die andere beiden Marken aus dem Heimwerkerbereich sind deutsche Traditionsunternehmen: Die Firma Kärcher etwa. "'Made in Germany' ist für viele Verbraucher noch immer ein Gütekriterium", sagt Studienleiter Felix Leiendecker, Head of Products Team im deutschsprachigen Raum bei Yougov.

Kärcher ist vor allem als Erfinder des Hochdruckreinigers bekannt und ist aus dem Bereich kaum noch wegzudenken. Das Verb "kärchern" hat es sogar in den Duden geschafft. Neben Hochdruckreinigern gibt es im Sortiment des Familienunternehmens aus dem schwäbischen Winnenden unter anderem Gartengeräte, Fenstersauger oder sogar Autowaschanlagen. Mittlerweile gibt es über 3000 verschiedene Kärcher-Produkte.

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Bei größeren Reinigungsarbeiten sind Kärcher-Geräte kaum noch wegzudenken.Bild: imago images/Gottfried Czepluch

Der absolute Gewinner aus dem Segment Home & Gardening ist aber der Technologiekonzern Bosch, er belegt Platz zwei unter allen Marken. Das Unternehmen bietet zwei verschiedene Farben an Werkzeugen an. Blau im Profi-Bereich und Grün im Heimwerker-Bereich.

Auch Bosch ersetzt das Stromkabel zunehmend durch den Akku. Um für Kund:innen alles komfortabel zu machen, hat sich das Unternehmen mit anderen Herstellern in der "Power for All"-Allianz zusammengeschlossen. Mittlerweile lassen sich dadurch mehr als 100 Geräte von zehn Marken mit ein und demselben Akku betreiben.

Die Marke des Jahres 2022: Niemand kommt an Paypal ran

Übrigens: Alle anderen Marken von Platz eins verdrängt hat der Zahlungsdienstleister Paypal. Seit 2004 ist die Marke am deutschen Markt vertreten und durch die Pandemie nochmals deutlich gestärkt worden. "Wir haben insgesamt in den Jahren 2020 und 2021 weltweit mehr als 120 Millionen Kunden hinzugewonnen", sagt Paypal-Sprecherin Christina Stechel.

Allein in Deutschland gibt es heute rund 32 Millionen aktive Kundenkonten. Und: Paypal baut seinen Marktanteil weiter aus. Kein Wunder: Immer mehr Menschen zahlen beim Online-Shopping am liebsten via Paypal. Im vergangenen Jahr haben die Deutschen ihren Einkauf im Internet am liebsten per Rechnung oder via Paypal bezahlt, wie eine Erhebung des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI ergab. Auch die Möglichkeit, Freunden unkompliziert und in Echtzeit Geld zu schicken, erfreut sich großer Beliebtheit.

Nachhaltigkeit verliert im Lebensmittelsektor an Bedeutung

Die Nachhaltigkeit hat in Anbetracht der Krisen allerdings gelitten, wie die Studie zeigt. So haben zumindest Marken mit Fokus auf ökologische Herstellung und Nachhaltigkeit verloren, besonders im Lebensmittelsektor. Anbieter wie Andechser Natur und dm Bio lagen im Jahr 2021 noch weit vorne in der Gesamtbewertung. Mittlerweile punkten sie nur noch in ihrer Sparte.

Edeka Supermarkt, Abteilung fuer Bio - Obst und Gemuese aus kontrolliert oekologischer Landwirtschaft
Bio-Lebensmittel haben aktuell einen schwereren Stand.Bild: imago / Manfred Segerer

Viele Menschen sind in finanzieller Bedrängnis. Das ist auch die mögliche Ursache für den Nachhaltigkeits-Verlust. Laut dem Yougov-Experte Leiendecker verändert die derzeitige Krisenstimmung und die Inflation die Kaufentscheidungen von Verbraucher:innen. "Je häufiger ein Kunde etwas kauft, desto relevanter ist für ihn der Preis", erläutert der Marktforscher. Der Lebensmittelsektor leide hierunter besonders.

Lidl erwartet höhere Preise für Alltagsprodukt

Viele Verbraucher:innen legen bei den Produkten, die sie kaufen, großen Wert auf das Tierwohl. Zahlreiche Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum, steigen auf vegetarische Ernährung um oder verzichten gänzlich auf tierische Produkte und ernähren sich vegan. Umstände, auf die Supermärkte und Discounter reagieren und ihr Angebot entsprechend anpassen. So auch Lidl.

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