Am 26. Juni ist Weltdrogentag. Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, geht es an dem Tag aber weniger darum, sich eine bunte Pille einzuwerfen und allen zu erzählen, wie gern man sie doch hat – im Gegenteil.
Der Weltdrogentag richtet sich gegen den Missbrauch von Drogen aller Art. Die Vereinten Nationen (UN) veröffentlichen an diesem Tag jährlich den UN-Drogenbericht. Und der hält auch in diesem Jahr einige Überraschungen bereit.
Lange Zeit war die Droge Heroin auf dem Rückzug, bis vor einigen Jahren wieder ein Anstieg verzeichnet wurde. Nun legen sich die Vereinten Nationen fest: "Heroin ist zurück", sagte UN-Expertin Angela Me am Mittwoch. Die geschätzte Zahl von Menschen, die Opioide konsumieren, sei 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 56 Prozent angestiegen, heißt es in dem Bericht. Dieser sprunghafte Anstieg ist das Ergebnis neuer Studien in Indien und Nigeria, zwei der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Auch die Zahl derer, die wegen ihres Drogenkonsums medizinische Behandlung benötigen, ist mit diesen Studien gestiegen – von 30 auf 35 Millionen weltweit.
Neben Heroin erlebt auch die Aufputsch-Droge Kokain einen Boom. Schätzungsweise seien weltweit 1976 Tonnen der Droge hergestellt worden, knapp 25 Prozent mehr als im Jahr 2016. 70 Prozent davon sollen aus Kolumbien stammen, wo das im September 2016 geschlossene Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Farc-Guerillas offenbar zu einem Produktionsanstieg geführt hat. Die UN erklärt sich diesen Anstieg damit, dass kriminelle Banden sich nun in Gebiete trauten, die zuvor von der Farc kontrolliert wurden. Die Hauptabsatzmärkte für das weiße Pulver bleiben laut UN-Bericht Nordamerika und Europa.
Eine Drogenkrise erleben derzeit die USA und Kanada. In den USA starben 2017 rund 70.000 Menschen an einer Überdosis Drogen, allein 47.600 an einer Überdosis von Opioiden. "Überdosen haben ein epidemisches Ausmaß erreicht", sagte Me. Im Zentrum stünden dabei synthetische Drogen wie Fentanyl, das als Schmerzmittel zum Einsatz kommt, und ähnliche Stoffe. Auch in Europa nimmt der Konsum dieser Stoffe laut UN-Bericht zu, wenn auch in wesentlich geringerem Rahmen. Waren 2016 noch fünf Kilogramm beschlagnahmt worden, so konnten im Folgejahr 17 Kilogramm aus dem Verkehr gezogen werden.
Der UN-Bericht greift an einer Stelle auch den Drogenhandel im Darknet auf. Zwar stecke die Erforschung von Drogenhandel im Internet noch in den Kinderschuhen und beruhe auf einzelnen empirischen Studien. Eine dieser Studien aus dem Jahr 2017 habe für Deutschland ergeben, dass die am meisten online gekaufte Droge LSD ist – 14 Prozent der Befragten, die Erfahrungen im Onlinehandel mit Drogen hatten, hätten demnach das Halluzinogen gekauft, dicht gefolgt von Cannabis-Produkten und Ecstasy.
Die am häufigsten genutzte Droge bleibt Cannabis. Schätzungsweise 188 Millionen Menschen greifen laut UN zum Haschisch. In Deutschland ist nach jüngsten Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) der Cannabiskonsum deutlich gestiegen. 22 Prozent der 18- bis 25-Jährigen habe angegeben, in den zurückliegenden zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben. 2016 waren es 16,8 Prozent und 2008 erst 11,6 Prozent.
(pcl/dpa/afp)