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Das GoT-Finale war meine erste Folge – das habe ich über die Serie gelernt

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Bild: HBO / watson Montage
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Das "GoT"-Finale war meine allererste Folge der Show – das habe ich über die Serie gelernt

20.05.2019, 11:5620.05.2019, 14:09
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Ich bin eine "Game of Thrones"-Jungfrau: Manche werden sich fragen, ob ich die letzten acht Jahre auf einem entlegenen Planeten oder mindestens einer ostfriesischen Insel ohne Internetzugang verbracht habe.

Nein, habe ich nicht. Trotzdem gehöre ich zu den wenigen Menschen, die noch nie eine einzige Szene von "GoT" gesehen haben. Ich kenne die Titelmusik nicht einmal. Ich habe lediglich verstanden, dass selbst Lieblingsprotagonisten in regelmäßigen Abständen gekillt werden, Inzest ein wiederkehrendes Problem der Handlung ist und dass der Winter grundsätzlich vor der Tür steht.

Auf den letzten Drücker hin habe ich also beschlossen, mir den Hype noch zu geben – und zwar im "GoT"-Ultra-Style: Ich bin extra um 5 Uhr morgens aufgestanden, um mir noch vor der Arbeit das Serien-Finale anzuschauen. In der Hoffnung, dass ich nun endlich mitreden kann.

Was nun folgt, ist eine Zusammenfassung dessen, was ich als Newbie über "GoT" gelernt habe. Wer das Finale also noch nicht gesehen hat, bitte nicht weiterlesen, weil ich etwas spoilern könnte (was genau, kann ich ehrlicherweise nicht sagen – so wirklich sicher bin ich mir nicht, wie viel ich von der Sendung überhaupt verstanden habe).

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Bild: HBO

1. Wer vom Turm fällt, wird mit der Krone belohnt

Auf dem Anfang der letzten Folge "Game of Thrones" lastet die Schwere einer vorangegangenen Katastrophe. Da muss man kein eingefleischter Fan sein, um das zu verstehen. Wenn Menschen leicht melancholisch bis dreckig und blutend durch eine zerstörte Stadt laufen, ist klar: Hier müssen sich mindestens ein paar Tausend Menschen darum geprügelt haben, wer am Ende König sein darf.

Umso überraschender, dass ein schüchtern wirkender Junge mit dem Beinamen "der Gebrochene" in der zweiten Hälfte der Folge zum Herrscher ernannt wird. Einfach so. Dabei hat der Mann hochgerechnet sieben Zeilen Text in der gesamten Episode.

Aufgrund seiner Eloquenz wird er wohl also nicht den Thron verdient haben. Viel wahrscheinlicher ist es, dass der arme Kerl sich zum König qualifiziert, weil er mal aus einem Turm gefallen ist.

Zumindest lautet Tyrions (Name ergoogelt) Begründung, dass "der Gebrochene" den spannendsten Background habe und deswegen zum Herrscher ernannt werden sollte (er sagt außerdem etwas davon, dass "der Gebrochene" fliegen könne – zeigen tut er das allerdings nicht. War das nur eine Metapher? Ich merke, bildliche Sprache kann bei "GoT" zu Verwirrungen beim unwissenden Zuschauer führen).

2. Für Königsmord gibt es ewigen Nachtdienst

Also, dass Daenerys irgendwie cool ist, habe sogar ich als Außenstehende mitbekommen: Anscheinend kann die Frau gut mit Drachen, stark!

Dass sie leicht tyrannische Charakterzüge aufweist, ist dann im Endeffekt auch nicht so schlimm, weil Jon Snow sie recht schnell und unaufwändig um die Ecke bringt.

Auch in der "Game of Thrones"-Welt erwartet Königsmörder daraufhin die höchste Strafe: Nein, nicht der Tod – sondern die ewige Nachtwache und Zölibat.

Ganz ehrlich – ich hätte auch keine Lust, nur noch Nachtschichten zu schieben. Und dann darf ich nicht mal einen Partner haben, der mich deswegen tröstet. Schöne Scheiße.

3. Am Ende können wir doch irgendwie immer über alles reden

Dafür, dass die Folge so dramatisch anfängt und zwischendurch immerhin eine Königin erstochen wird, ist die anschließende Versammlung des Hochadels ziemlich ereignislos.

Fast schon liebevoll unterbrochen wird der ältere Herr, der zum Monolog ansetzt und sich durch seine Erfahrung und Weisheit profilieren will. Belächelt werden die demokratischen Ansätze des leicht übereifrigen, pummeligen Jungen: Was, der Pöbel soll mit entscheiden, wer hier herrschen darf? Kicher! (Und es stimmt schon, wäre das jetzt die naheliegendste Lösung gewesen, hätten sie keine acht Staffeln Fantasy-Epos produzieren müssen.)

Ich kann mich auch nicht erinnern, wann eine separatistische Bewegung in der Geschichte der Menschheit jemals so friedlich vonstatten gegangen ist: Okeee, du darfst über sechs Königreiche herrschen, und ich mach dann allein den Norden! Gut? Gut!

4. Work and Travel gibt's wohl auch in Westeros

Friede, Freude, Eierkuchen – am Ende findet jeder Protagonist seinen Platz in der neuen Welt: Hier ein neuer König, da eine neue Königin, dort wird ein Mann zu seinem Nachtdienst verschifft. Aber vorher nimmt letzterer noch Abschied von Arya (Name ergoogelt), die die bekannten Gebiete von Westeros (Name ergoogelt) verlassen will.

Das Vorhaben erinnert mich stark an Teenager nach dem Schulabschluss, die für ein Jahr nach Australien müssen (gefühlt liegt dieser Kontinent auch nicht mehr auf unserer Karte), um sich selbst zu finden. Schön, dass sich der Trend bis in die "GoT"-Welt durchgesetzt hat.

5. Warum hatte eigentlich niemand Sex?

Ich dachte, darum ging es die ganzen vorherigen Staffeln lang – um Sex. (Und wer eigentlich der Nachtkönig ist, der jetzt aber irgendwie gar kein Thema mehr war).

Ansatzweise Sexy-Time gab es nur, als Danaerys und Jon Snow kurz miteinander geknutscht haben. Aber schon bevor es da richtig zur Sache gehen kann, sticht er sie relativ sang- und klanglos ab.

Bewegend war da zumindest der nette Drache, der die leblose Danaerys mit seinem Maul anstupst und dann mit offensichtlich gebrochenen Herzen gemeinsam mit ihr davonfliegt. Da musste sogar ich als Nicht-Fan mir ein Tränchen verkneifen.

Fazit: Das habe ich von "GoT" gelernt

Obwohl diese letzte Folge meine erste Folge war: Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der große Knall fehlte. Am Schluss ist alles so ein bisschen vor sich hin geplätschert – das scheint kein würdiger Schluss für einen Epos solchen Ausmaßes zu sein.

Werde ich jetzt "GoT"-Fan? Sehr wahrscheinlich nicht. Bereue ich es, nur diese letzte Folge gesehen zu haben? Naja, vielleicht ein klein wenig – unterhaltsam ist es ja schon. Aber jetzt weiß ich ja schon, wie es ausgeht und muss mir alle anderen Folgen eigentlich nicht mehr geben. Spart immerhin ein bisschen Lebenszeit.

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quelle: hbo
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