Der Ausbau erneuerbarer Energien ist ein wichtiger Eckpfeiler für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels. Die Niederlande haben laut Angaben von Behörden am Sonntag, den 1. Oktober, die Förderung aus Europas größtem Gasfeld in der Provinz Groningen eingestellt. Dort wird seit den 1960er Jahren Gas aus der Erde gewonnen. Der Beschluss dafür fiel bereits im Juni diesen Jahres. Elf Bohrlöcher sollen jedoch im Falle eines "strengen Winters" noch ein Jahr lang offen gehalten werden.
Dies ist ein doppelter Grund zur Freude: So endet nicht nur an einem wichtigen Standort die Nutzung der fossilen Ressource Gas. Auch die Bevölkerung rund um das Groningen-Feld, wo das Gas gewonnen wurde, hat endlich Ruhe. Die Gasgewinnung hatte dort seit Jahren für Erdbeben gesorgt. Jedoch warnen Expert:innen davor, dass die Beben in der Region trotz der Schließung weitergehen könnten.
Die unterirdischen Gasfelder bei Groningen im Norden der Niederlande sind die größten Gas-Vorkommen in Europa. Seit mehr als zwei Jahrzehnten klagen die Anwohner:innen über Erdbeben, die direkt auf die Ausbeutung der Vorkommen zurückgeführt werden. In den vergangenen Jahren war die Gasförderung deshalb zurückgefahren worden. 2021 wurden in Groningen nur noch 4,5 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert. In früheren Jahren waren es über 20 Milliarden Kubikmeter.
Eigentlich sollte die Gasförderung in Groningen schon 2022 eingestellt werden. Angesichts der weltweiten Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine erklärte die Regierung aber im vergangenen Herbst, dass doch erneut 2,8 Milliarden Kubikmeter Gas entnommen werden sollten – die nötige Mindestmenge, um die bestehenden Standorte und Infrastrukturen zu betreiben.
Die Regierung unter Ministerpräsident Mark Rutte entschied, die Produktion bis zum 1. Oktober komplett einzustellen. Mit Ausnahmen: "Aufgrund der unsicheren internationalen Situation" werde es ein weiteres Jahr lang möglich bleiben, "in sehr außergewöhnlichen Situationen" an dem Standort Gas zu entnehmen, erklärte die Regierung damals – etwa bei "sehr strenger Kälte" oder bei Gasmangel. Bis Oktober 2024 würden die letzten elf Bohrlöcher dann "dauerhaft geschlossen".
An dem Konzern NAM, der seit den 1960er Jahren für die Ausbeutung des Groninger Gasfeldes verantwortlich ist, sind auch die Ölriesen Shell Niederlande und ExxonMobil beteiligt.
Laut Shell wurden insgesamt rund 2300 Milliarden Kubikmeter aus dem Vorkommen gefördert. Zwischen 1963 und 2020 wurden etwa 429 Milliarden Euro mit dem Groninger Gas erwirtschaftet. 85 Prozent dieser Gewinne flossen in die niederländische Staatskasse.
Während die Firmen mit der Gasgewinnung reich wurden, haben die von den Erdbeben betroffenen Anwohner:innen bisher laut dem Parlamentarierbericht nur minimale Entschädigungen erhalten.
(mit Material der afp)