Pflanzen setzen Energie frei – so weit, so ungewöhnlich. Allerdings muss man sie dafür verbrennen und das ist problematisch. Zum Beispiel gibt Holz dabei das in den Pflanzen gebundene Kohlenstoffdioxid wieder frei, und das Treibhausgas schadet bekanntermaßen dem Klima. Zudem ist der entstehende Feinstaub gesundheitsschädlich und so richtig nachhaltig ist das Abholzen von Wäldern zur Energiegewinnung ohnehin nicht. Lässt sich das vermeiden, wenn wir Energie aus lebenden Pflanzen gewinnen?
Eine entscheidende Rolle dabei könnten Algen spielen. Schon seit längerem ist bekannt, dass diese Wasserstoff erzeugen können, der wiederum in elektrische Energie umgewandelt werden kann, ohne CO2 freizusetzen. Allerdings stellen Algen die Wasserstoffproduktion ein, sobald Sauerstoff ins Spiel kommt – eine industrielle Nutzung des Wasserstoffs wäre damit nicht möglich.
Forschern der Universität Tel Aviv ist jetzt aber der nächste Schritt auf dem Weg zur Nutzung von Algen als Energieträger gelungen. Das Team um Iftach Yacoby schreibt in einer in der Fachzeitschrift "Energy & Environmental Science" veröffentlichten Studie, dass es ihm gelungen ist, ein Enzym in Algen einzusetzen, das diese dazu anregte, Wasserstoff zu produzieren. Iftach Yacoby sagte gegenüber "The Times of Israel":
Konkret pflanzten die Wissenschaftler das Enzym in mikroskopisch kleine Mikroalgen ein. Diese produzierten daraufhin Hydrogen, eine Energiequelle, die bereits zum Antrieb von Fahrzeugen genutzt wird.
Künftig könnten die gentechnisch veränderten Algen also allein aus Sonne und Wasser Wasserstoff herstellen und damit beispielsweise Kraftwerke antreiben. Bis dahin wird allerdings wohl noch einige Zeit vergehen. Die Wissenschaftler schreiben in ihrer Studie, dass es noch 20 Jahre dauern könnte, bis das nun gewonnene Wissen tatsächlich zur Energiegewinnung genutzt wird. "Es gibt viele Dinge, die wir dank dieser Studienergebnisse nun überlegen können zu tun", so Yacoby. "Die Zukunft wird zeigen, was sich daraus entwickelt."
Interessant könnten die neuen Erkenntnisse auch für uns in Deutschland sein: Die Bundesregierung hat zuletzt eine nationale Wasserstoffstrategie vorgestellt, mit der Deutschland weltweit zum Vorreiter in Sachen Wasserstoff-Energie werden soll. Experten kritisieren das allerdings als zu verfrüht – weil Wasserstoff momentan noch sehr teuer ist.
Außerdem ist Wasserstoff nur dann ein grüner und nachhaltiger Energieträger, wenn er aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, deren Ausbau in Deutschland momentan stark hinterherhinkt. Ob die Algen dieses Problem irgendwann lösen können?
(ftk)