Führende europäische Mobilfunkprovider wollen künftig über Reparaturfähigkeit und Klimaverträglichkeit neuer Smartphones informieren. Bei dem am Dienstag präsentierten "Eco Rating" werden bis zu 100 Punkte vergeben. Die Gesamtwertung für das angebotene Smartphone wird aus Herstellerangaben berechnet.
Auf Providerseite beteiligen sich die Deutsche Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone an dem Bewertungssystem. Außerdem sind Orange aus Frankreich und Telia Company aus Schweden mit dabei. Mit dem Projekt kooperieren derzeit zwölf Hersteller von Android-Handys, unter anderem OnePlus, Lenovo (Motorola), HMD Global (Nokia), Oppo, Samsung, Xiaomi und Alcatel. Von den großen Smartphone-Herstellern fehlen aber Apple, Sony und Google.
Auffällig ist, dass auch der niederländische Hersteller Fairphone, der nach Einschätzung vieler Experten derzeit die umweltfreundlichsten Smartphones anbietet, nicht auf der Liste der Kooperationspartner steht. Eine Sprecherin von Fairphone begrüßte die Initiative prinzipiell als "einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung für die Branche hin zu einem nachhaltigeren Ansatz", kritisierte aber das Bewertungssystem. "Obwohl wir stolz darauf sind, Teil des Pilotprojekts gewesen zu sein und unsere Teilnahme von Vorteil war, glauben wir nicht, dass das Punktesystem die gesamte Arbeit, die wir leisten, widerspiegelt."
Bei Fairphone gingen Umwelt- und Sozialverantwortung Hand in Hand, um einen nachhaltigen Systemwandel zu erreichen, so die Sprecherin. In den Bereichen Reparierbarkeit, Wiederverwertbarkeit und Verpackung habe Fairphone bei dem Rating eine hohe Punktezahl erreicht. "Aufgrund des modularen Designs des Telefons und der Tatsache, dass wir uns zu unserer Verantwortung und der Notwendigkeit des handwerklichen Bergbaus für die nächsten Jahrzehnte bekennen, anstatt uns nur auf recycelte Materialien zu konzentrieren, haben wir jedoch bei der Langlebigkeit und dem Gehalt an recycelten Materialien schlecht abgeschnitten."
Fairphone habe außerdem umfangreiche Programme zur sozialen Verantwortung in Bereichen wie Arbeitsbedingungen und fairere Materialien. "Leider spiegelt sich dies nicht in der Eco-Rating-Bewertung wider."
Die Provider erklärten, die Bewertung gelte für neue Geräte. "Wenn neue Smartphones oder einfache Handys auf den Markt kommen, werden die Mobilfunkbetreiber diese Geräte bewerten. Das Konsortium geht davon aus, dass letztendlich alle Geräte, die den Verbrauchern zur Verfügung stehen, ein Öko-Rating haben werden."
Das Eco Rating setzt sich aus insgesamt fünf Kategorien zusammen: Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Recyclefähigkeit, Klimaverträglichkeit und Ressourcenschonung. Bei der Langlebigkeit soll etwa beurteilt werden, wie robust das Gerät ist. Außerdem wird die Akkulebensdauer bewertet. Auch die Garantiezeit des Geräts wird berücksichtigt. Die Laufzeit des Software-Supports mit Android- und Sicherheitsupdates spielt aber offenbar keine Rolle.
Die Bewertung der Reparaturfähigkeit umfasst beispielsweise das Design des Mobiltelefons und zusätzliche Maßnahmen, die Wiederverwendbarkeit, Reparaturfähigkiet und Aufrüstbarkeit des Gerätes verbessern und so die Nutzungsdauer verlängern können.
(sb/dpa)