Nachhaltigkeit
Good News

Erneuerbare Energien: Mehr als 50 Prozent Ökostrom im ersten Halbjahr 2023

ARCHIV - 07.02.2022, Schleswig-Holstein, Reu
Im Juni lag der Anteil von Sonnenstrom auf einem neuen Rekord.Bild: dpa / Marcus Brandt
Good News

Erneuerbare Energien: Mehr als 50 Prozent Ökostrom im ersten Halbjahr 2023

01.07.2023, 11:42
Mehr «Nachhaltigkeit»

Wind, Wasser, Sonne oder Biomasse haben im ersten Halbjahr mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms erzeugt. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 um drei Prozentpunkte auf 52 Prozent. Im Mai gab es so viel Sonnenstrom wie nie. Schon bis 2030 sollen laut Plänen der Ampel-Regierung 80 Prozent des verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren kommen.

Im Mai so viel Sonnenstrom wie noch nie

Im Mai erreichte der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch wegen des sonnigen Wetters sogar 57 Prozent, wie die vorläufigen Berechnungen des Branchenverbands BDEW und des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ergaben. Höher war der Anteil bislang nur im Februar 2022 mit außergewöhnlich viel Windstrom gewesen.

IMAGO Nature: Unsere Erde, Energiequellen, Biomasse Holzhackschnitzel woodchips BLWS660810 *** Wood chips woodchips BLWS660810 Copyright: xblickwinkel/McPHOTO/B.xLeitnerx
Aus Biomasse wurden 22 Milliarden Kilowattstunden erzeugt.Bild: imago images / blickwinkel

Im Mai erzeugten Solaranlagen demnach gut 8,8 Milliarden Kilowattstunden Strom und damit so viel wie noch nie. Vorläufigen Schätzungen zufolge könnte der Rekord schon im Juni übertroffen werden und die Erzeugung bei über zehn Milliarden Kilowattstunden liegen. Der Energieversorger Eon meldete hier am Dienstag schon Vollzug: Den Berechnungen der Experten zufolge sorgten die vielen Sonnenstunden im Juni für einen neuen Solarstrom-Rekord.

138 Milliarden Kilowattstunden (kWh) aus regenerativen Quellen

Gängige Berechnungsgrundlage ist es, den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab. Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Auch dieser Anteil beträgt den Berechnungen zufolge im ersten Halbjahr knapp 52 Prozent.

"Dass wir heute mehr als die Hälfte unseres Stroms aus regenerativen Quellen gewinnen, hätte wohl noch vor zwanzig Jahren kaum jemand für möglich gehalten."
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae

Erzeugt von Januar bis Juni wurden demnach insgesamt 266 Milliarden Kilowattstunden Strom, davon 138 Milliarden Kilowattstunden (kWh) aus regenerativen Quellen: 58 Milliarden kWh aus Wind an Land, 33 Milliarden kWh aus Photovoltaik, 22 Milliarden kWh aus Biomasse, knapp zwölf Milliarden kWh aus Wind auf See und knapp zehn Milliarden kWh aus Wasserkraft. Damit blieb die Menge im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 gleich – bei konventionellen Energieträgern ging sie zurück.

Experten mahnen "deutlich schnelleren Ausbau" der Erneuerbaren an

"Dass wir heute mehr als die Hälfte unseres Stroms aus regenerativen Quellen gewinnen, hätte wohl noch vor zwanzig Jahren kaum jemand für möglich gehalten", erklärte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Auch ZSW-Geschäftsführer Frithjof Staiß nannte die 52 Prozent einen Erfolg.

Beide mahnten einen "deutlich schnelleren Ausbau" der Erneuerbaren an. Für das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 müsse die Stromerzeugung bereits 2035 vollständig auf erneuerbaren Energien basieren, betonte Staiß.

ARCHIV - 26.04.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Kladrum: Windkraftanlagen verschiedener Hersteller drehen sich hinter einem blühenden Rapsfeld in einem Windpark. Erneuerbare Energien haben im ersten Quar ...
Der Ökostrom-Anteil ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 gestiegen.Bild: dpa / Jens Büttner

Die Bundesregierung habe etwa mit dem Vorrang für erneuerbare Energien oder der Digitalisierung der Verfahren bei Netzausbauvorhaben erste Weichen gestellt, um die Prozesse zu beschleunigen. "Um das 'Deutschlandtempo' dauerhaft zu erreichen, müssen nun aber auch alle in der Praxis am Umsetzungsprozess Beteiligten den Turbo zünden."

Andreae mahnte, die Energiewende dürfe nicht scheitern, weil Fachkräfte fehlten. Um mehr junge Menschen und insbesondere auch Frauen für Berufe der Energiewirtschaft zu begeistern, brauche es auch Unterstützung der Politik. 

(and/afp)

Fridays for Future kritisiert Klimabilanz der Ampel – und kündigt Proteste an

Die Ampelkoalition gab sich stets zutiefst symbolverliebt. Im Berliner Zukunftsmuseum "Futurium" stellte die Spitze zum Beispiel 2021 ihren Koalitionsvertrag vor. Ein passend gewählter Ort für die selbsternannte Fortschrittskoalition. Mit dem Fortschritt war es dann nicht weit her. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine riesige Lücke.

Zur Story