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BMW verschärft Klimaziele und setzt auf Recycling

Auch in der Automobilindustrie wird verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt.
Auch in der Automobilindustrie wird verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt.Bild: Stone RF / Markus Bernhard
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BMW verschärft Klimaziele und setzt auf Recycling

06.09.2021, 12:00
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Dass die Autoindustrie einen ziemlich schlechten Ruf hat, wenn es um den Schutz von Klima und Umwelt geht, ist offensichtlich. Greenpeace bezeichnete die großen Firmen BMW und Mercedes nicht ohne Grund als "Schlachtschiffe" der deutschen Autoindustrie: denn die großen Autos mit fetten Motoren stoßen nun mal auch viele schädigende Stoffe aus. Doch in der Autoindustrie vollzieht sich ein Wandel – wenn auch langsam. Die großen Unternehmen müssen Veränderungen vornehmen, um ihr Image und, nicht zuletzt, das Klima noch zu retten.

Das zeigt sich auch bei dem deutschen Automobilhersteller BMW. Seit ein paar Jahren unternimmt der Konzern verschiedene Schritte, um nachhaltiger zu werden. Nun hat BMW seine erst vor einem Jahr beschlossenen Klimaziele noch einmal deutlich verschärft: Der CO2-Fußabdruck der Autos von den Rohstoffen bis zur Stilllegung soll bis 2030 nicht nur um 33 Prozent, sondern "um mindestens 40 Prozent" gesenkt werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Neben dem Fokus auf mehr Elektromobilität, soll dabei vor allem das Recycling der teuren Rohstoffe helfen.

"Dabei geht es nicht nur um ökologische, sondern auch um betriebswirtschaftliche Nachhaltigkeit", sagte Vorstandschef Oliver Zipse. "Denn die aktuelle Entwicklung von Rohstoffpreisen zeigt, mit welchen Auswirkungen eine Industrie rechnen muss, die von begrenzten Ressourcen abhängig ist." BMW rechnet in diesem Jahr mit Zusatzkosten von mindestens einer halben Milliarde Euro für Rohmaterial. Heute seien knapp 30 Prozent der Autos aus recyceltem Material gefertigt, Ziel für die Modellgenerationen ab 2025 seien 50 Prozent. Zuvor hatte der "Spiegel" über die Pläne berichtet.

Kreislaufwirtschaft soll zum Leitmotiv werden

Mit dem wachsenden Anteil von E-Autos steige der Bedarf an Kobalt, Nickel, Aluminium und anderen seltenen Rohstoffen. Neben Verfügbarkeit und steigenden Preisen spreche auch Nachhaltigkeit für eine Kreislaufwirtschaft: "2017 hat die Menschheit erstmals mehr als 100 Milliarden Tonnen Rohstoffe binnen eines Jahres verbraucht – diesem Trend müssen wir auch in der Autoindustrie entgegenwirken", sagte Zipse. Sekundärmaterial ist deutlich weniger CO2-intensiv.

Auf der Automesse IAA nächste Woche will der Konzern die Kreislaufwirtschaft zu seinem Leitmotiv machen. BMW bekenne sich zum Ziel der Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette bis spätestens 2050, sagte Zipse. Das Unternehmen hat sogar die Vorstandsgehälter an das Erreichen der Klimaziele geknüpft.

Neuheit: BMW präsentiert Auto komplett aus Recyclingmaterial

BMW-Chef Oliver Zipse hat am Montag ein zu 100 Prozent aus Altmaterial und nachwachsenden Rohstoffen hergestelltes Auto vorgestellt. BMW wolle "der nachhaltigste Autohersteller der Welt" werden, sagte Zipse auf der Automesse IAA in München. Der BMW "i Vision Circular" sei nicht bloß eine Designstudie, sondern nach den Worten Zipses "die Denkweise, mit der wir die Neue Klasse entwickeln" und als elektrische Fahrzeugarchitektur für die Modellgenerationen ab 2025 dienen.

Die Karosserie des Kleinwagens besteht aus wiederverwertetem, nicht lackiertem Aluminium und Stahl. "Es kann genau so wieder in den Kreislauf zurückgebracht werden", sagte BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk. Chrom, Doppelrahmen, Stege, Zierleisten und Dekors wurden weggelassen, das BMW-Logo einfach ins Metall gelasert.

Auch im Inneren des Fahrzeugs gibt es weder Chrom noch Leder, sondern ausschließlich recyceltes Material. Wo Materialien aufeinandertreffen, sind sie mit Steckern und Schrauben verbunden, sodass sie beim Abwracken des Autos leicht wieder getrennt und wiederverwendet werden können. "Das Vermeiden von Verbundwerkstoffen ist ganz wichtig", sagte Zipse. Auf Bildschirme verzichtet der "i Vision Circular": Für den Fahrer wichtige Anzeigen werden auf der Windschutzscheibe eingeblendet.

Wohlhabende Kunden und soziale Aufsteiger stellten wachsende Ansprüche an verantwortungsvollen Konsum, sagten BMW-Designer. Der Autobauer will mit dem "i Vision Circular" zeigen, dass Kundenansprüche an Luxus und Lifestyle auch mit einem Auto aus Recyclingmaterial zu erfüllen sind. Es soll einen Ausblick geben, "wie individuelle, nachhaltige und luxuriöse Mobilität im urbanen Umfeld im Jahr 2040 aussehen könnte".

(sb/dpa-afxp)

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