Orcas vor US-Küste sind gefährdet: Ein Hund hilft, sie besser zu schützen
Auch wenn Orca-Wale an der Spitze der marinen Nahrungskette stehen, sind sie nicht unverwundbar. Der Unterwasserlärm durch Schiffe und andere industrielle Aktivitäten stört etwa die Kommunikation und den Orientierungssinn der Wale. Durch Überfischung wird ihnen zudem in manchen Regionen die Nahrungsgrundlage entzogen.
Und dann wäre da noch die Verschmutzung der Meere. Schadstoffe wie Schwermetalle oder Pestizide haben sich längst in die Nahrungskette eingeschlichen und beeinträchtigen die Gesundheit der Orcas teils schwer.
Das trifft auch auf die 74 Wale einer Orca-Unterart zu, die im Pazifik vor der Küste des US-Bundestaats Washington leben. Seit den späten 1990er-Jahren ist ihre Population um rund 20 Prozent zurückgegangen, berichtet der "Guardian". Damit ihre Zahl nicht noch weiter schrumpft, gibt es Wissenschaftler:innen, die versuchen, regelmäßig den Gesundheitszustand der Tiere zu überprüfen.
Hund hilft mit Spürnase beim Orca-Schutz
Doch das ist gar nicht so einfach. Schließlich weiß man nie, wo und wann die Tiere genau auftauchen. Und mal eben einen tonnenschweren Orca zu sedieren, um in Ruhe seine Proben zu entnehmen, ist in der Regel auch keine Option.
Deshalb werden zum Teil invasive Techniken angewandt, um an die benötigten Daten zu kommen. Dazu zählen etwa Projektile, die Forscher:innen beispielsweise in die Rückenflosse schießen. Dabei wird ein winziges Stück Gewebe entfernt, das Geschoss fällt vom Wal ab und fällt ins Meer. Daraufhin kann es von den Wissenschaftler:innen eingesammelt werden.
Auch wenn die Verletzungen teilweise minimal sind, bleiben teils größere Narben zurück; zudem setzt der Schuss die Tiere unter Stress.
Deshalb suchen Forscher:innen immer wieder nach Alternativen. Und Deborah Giles von SeaDoc Society hat sie gefunden, und zwar in Form eines Hunds. "Wir wollten Eba verwenden, weil wir so wirklich weit von den Walen entfernt bleiben und sie nicht stressen können", erklärt Giles zum Einsatz der weiß-braunen Mischlingshündin.
Regelmäßig fährt die Wissenschaftlerin mit dem Vierbeiner raus aufs Meer. Ihr Ziel? Orca-Kot finden. Den erschnüffelt Eba, die auf dem Boot stets eine Rettungsweste trägt. Sobald sie etwas wittert, wedelt sie mit dem Schwanz oder winselt, berichtet der "Guardian".
Die Wal-Exkremente werden dann meist mit einem Kescher eingesammelt, anschließend vom Meerwasser getrennt und dann zur Analyse in ein Labor geschickt. So kommen die Wissenschaftler:innen an ihre Proben, ohne einen Wal zu verletzen.
Auch Drohnen kommen zum Einsatz
Zusätzlich setzen Forscher:innen Drohnen ein, um Atemproben von den Walen zu sammeln. Dafür statten sie die Fluggeräte mit Petri-Schalen aus und positionieren sich dann genau dort, wo die Wale auftauchen und ausatmen. Diese Proben ermöglichen die Analyse von genetischem Material, Fortpflanzungshormonen und Krankheitszeichen.
Nach Angaben der Wissenschaftler:innen werden die Tiere dadurch auch nicht gestört. "Die meiste Zeit ignorieren die Wale [die Drohne], und wenn sie sie sehen, drehen sie sich einfach um und bewegen sich dann weiter", erklärt ein Kollege von Giles, der für die San Diego Zoo Wildlife Alliance arbeitet.
Aus Sicht von Giles sind diese innovativen Methoden nicht nur von Bedeutung für die Erforschung und den Schutz der Orca-Populationen. Die Wale seien ein "Indikator für das Ökosystem". Deswegen ist sie überzeugt: "Alles, was ihren Rückgang verursacht, ist unsere Schuld, also ist es unsere Verantwortung, ihnen bei der Erholung zu helfen."