Millionen Aale sollen Brandenburgs Gewässer besetzen – um sie zu retten
Der europäische Aal ist vom Aussterben bedroht, sein Bestand seit 30 Jahren rückläufig. Der Bau von Wasserkraftwerken und Dämmen zerstörte seinen Lebensraum, Umweltgifte beeinträchtigen seine Fortpflanzungsfähigkeit, eingeschleppte Parasiten raffen ihn zudem allmählich dahin.
Deshalb gibt es europaweit Gegenmaßnahmen. Auch im beschaulichen Brandenburg. Um den Aal-Bestand zu erhalten, werden in diesem Jahr zehn Millionen Aale im Elbe-Einzugsgebiet ausgesetzt. Es gilt als das größte Aal-Besatzprojekt Europas.
Hunderttausende Aale im Elbe-Einzugsgebiet
Etwa 500.000 Aale brachte ein Spezial-Lkw kürzlich nach Neuruppin und Fürstenberg, schreibt der "rbb" unter Berufung auf den Landesfischereiverband Berlin/Brandenburg.
Demnach werden die Fische in die vielen Seen beider Regionen eingesetzt. Sie alle eint der Zugang zum Elbe-Einzugsgebiet. Nach Erreichen der Laichreife in den Seen, welche bis zu 15 Jahre dauern kann, können sie entspannt über die Elbe abwandern.
Im Schnitt wiegen die ausgesetzten Aale sieben Gramm und sind 15 Zentimeter lang, sagt der Geschäftsführer des Verbands, Lars Dettmann, gegenüber "rbb". "Sie werden an der europäischen Küste des Atlantiks behutsam eingefangen, wir spielen Taxi und bringen sie nach Brandenburg. Den Weg würden sie sonst aufgrund der vielen Wanderhindernisse nicht schaffen."
Das Projekt ist Teil wohl orchestrierter Maßnahmen zur Aal-Rettung. Seit 19 Jahren arbeiten Fischer:innen, Behörden und Wissenschaftler:innen daran, den Bestand der Tiere zu retten. 110 Millionen Aale sind bereits in Brandenburg ausgesetzt worden. "Ohne das Projekt wären die Aale aus unseren Gewässern wohl schon verschwunden", sagt Dettmann.
Aal-Rettung: Schönes Projekt, Wirkung bleibt abzuwarten
Insgesamt zeige das Projekt Wirkung. Nach Angaben des Landesfischereiverbands ist der Aal-Bestand erheblich gestiegen. In den nächsten Jahren werde sich das in einer erhöhten Abwanderungszahl widerspiegeln. Vom Land kamen dafür bisher 16 Millionen Euro. Doch auch private Mittel flossen. Leidenschaft für Aale zieht sich offenbar durch die Gesellschaft.
Ziel des Ganzen ist, dass sich mindestens 40 Prozent nach ihrem Leben im Binnenwasser wieder ins Laichgebiet zurückwandern. Ob das hinsichtlich bestehender Probleme auch funktioniert, ist schwer zu sagen. Dennoch ist die Aktion doch eine schöne Maßnahme, um dem Aussterben einer Art entgegenzuwirken.