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Melonen und Ananas: Welches Obst belastet das Klima am wenigsten?

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Äpfel liegen in puncto Klimabilanz weit vorn – Spitzenreiter ist jedoch eine andere Frucht.Bild: www.imago-images.de / imageBROKER/Moritz Wolf
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43 Kilo Melone entsprechen einem Kilo Ananas: So unterschiedlich belastet Obst das Klima

20.06.2020, 09:5228.09.2020, 13:41
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Ein Gang durch die Obstabteilung im Supermarkt ist wie eine Reise quer durch die Kontinente: Trauben aus Südafrika, Ananas aus Costa Rica, Pfirsiche aus Spanien. Dass wir der Umwelt keinen Gefallen tun, wenn wir im Winter Erdbeeren aus Chile in den Einkaufswagen legen, liegt dabei auf der Hand, ist klar. Aber wusstest du, dass satte 75,5 Kilo Pfirsiche den gleichen CO2-Ausstoß verursachen wie eine einzige mit dem Flugzeug transportierte Ananas? Oder dass regionale, frische Früchte nicht immer die klimafreundlichste Wahl sind?

Das Ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg hat sich die Klimabilanz von einzelnen Lebensmitteln mal genauer angeschaut. In der Studie "Ökologischer Fußabdruck von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland" untersuchte es, wie sich regionale Produkte im Gegensatz zu importierter Ware in Sachen Klimabilanz schlagen – ebenso wie frische Produkte im Vergleich zu Tiefkühlware. Auch der Einfluss von Bio-Ware wurde untersucht.

Dabei wurden Emissionen beim Anbau und Transport der Früchte, aber auch die Verpackung oder benötigte Kühlenergie mit einberechnet. Für den Fußabdruck wurden alle Treibhausgasemissionen berücksichtigt: Neben CO2 wurden auch Methan und Lachgas einbezogen und in CO2-Äquivalente umgerechnet.

Die Ergebnisse erscheinen auf den ersten Blick eindeutig: Früchte aus der Region haben einen geringen, weit gereiste Früchte einen höheren ökologischen Fußabdruck. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn wenn wir im April einen Apfel aus Brandenburg kaufen, hat der zwar keine weite Reise hinter sich – es wurde aber eine Menge Energie verbraucht, um ihn seit der Ernte im vergangenen Herbst frisch zu halten.

Und auch Früchte, die in beheizten Gewächshäusern gereift sind, verbrauchen mehr Energie als die an der frischen Luft gewachsenen. Fünf bis 30 Mal so viele Treibhausgase entstehen dabei, schreibt die "Geo". Im Einzelfall lohnt es sich demnach durchaus, Obst aus Südeuropa einem heimischen Produkt vorzuziehen, das aktuell nicht Saison hat. Aber wie sieht die Klimabilanz der einzelnen Obstsorten genau aus?

Ananas

Welchen Unterschied das Transportmittel bei ein und derselben Frucht machen kann, zeigt die Ökobilanz der weit gereisten Ananas. Kommt sie frisch und per Schiff zu uns über den Ozean geschippert, fallen laut der Ifeu-Studie 0,6 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilo Ananas an. Das ist keine sonderlich gute Bilanz. Bei einer mit dem Flugzeug transportierten Ananas steigt der CO2-Ausstoß sogar auf ganze 15,1 Kilo an – dafür könnte man 110 Kilometer weit mit dem Auto fahren. Es lohnt sich also, im Supermarkt aufs Etikett zu schauen. Dort ist normalerweise angegeben, ob es sich um eine sogenannte Flugananas handelt.

Apfel

Äpfel sind verhältnismäßig klimafreundlich, durchschnittlich entstehen pro Kilo Obst 0,3 Kilo des CO2-Äquivalents. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede, je nachdem, woher der Apfel kommt und zu welcher Jahreszeit er gekauft wird. Importierte Äpfel aus Neuseeland schlagen etwa mit einem CO2-Fußabdruck von 0,8 Kilo zu Buche, im Herbst gekaufte Äpfel aus der Region nur mit 0,3 Kilogramm. Werden die Äpfel im April gekauft, steigt der CO2-Fußabdruck allerdings auf 0,4 Kilo an. Am besten kommen Bio-Äpfel mit 0,2 Kilo CO2-Äquivalent weg.

Banane

Bananen werden bekanntermaßen in warmen Ländern angebaut, die naturgemäß weiter entfernt sind. Dementsprechend kommt eine Klimabilanz von 0,6 Kilo CO2 pro Kilo Bananen zustande.

Erdbeere

Erdbeeren schmecken frisch aus der Region im Frühsommer am besten und kommen dabei auch noch auf eine durchaus passable Klimabilanz: 0,3 Kilo CO2 fallen bei einem Kilo Erdbeeren an. Frischen Beeren aus Spanien fallen mit 0,4 Kilo CO2 allerdings nur wenig stärker ins Gewicht – und sind noch deutlich umweltfreundlicher als Erdbeeren aus der Tiefkühltruhe, die durch die Gefrierenergie 0,7 Kilo CO2-Äquivalent verursachen. Das ist aber immer noch nichts im Vergleich zu frischen Erdbeeren, die uns im Winter angeboten werden: Sie sind mit 4,3 Kilo CO2 echte Klimasünder. Also: im Sommer zu frischen, im Winter zu gefrorenen Erdbeeren greifen.

Pfirsich

Pfirsiche sind in puncto Klimabilanz ganz vorne mit dabei. Mit 0,2 Kilo C02-Äquivalent pro Kilo Frucht schneiden sie sogar noch besser ab als Äpfel und sind damit die Gewinner im Obst-Ranking. Eingelegt und in Dosen verpackt fallen bei den Früchten jedoch 1,6 Kilo CO2 an.

Trauben

Saisonale Trauben machen sich im Einkaufswagen und in Sachen Klimabilanz gut: Sowohl die deutschen als auch die aus Italien importierten Trauben kommen in der Ifeu-Studie während der Saison lediglich auf 0,3 Kilo CO2-Äquivalent. Durchschnittlich – Importe und nicht-saisonale Trauben eingerechnet – liegt die Klimabilanz bei 0,4 Kilo CO2.

Wassermelone

Ähnlich wie Trauben schlagen sich Wassermelonen: Bei einem Kilo Frucht kommen sie laut CO2-Rechner auf 0,35 Kilo CO2-Äquivalent.

Mango

Dass Mangos – die oft aus Asien, Mittel- oder Südamerika zu uns kommen – keine sonderlich gute Klimabilanz haben, ist nicht wirklich überraschend. Sie kommen je Kilogramm Frucht auf 1,73 Kilo CO2. Das ist in etwa so viel, wie ausgestoßen wird, wenn man 12 Kilometer mit dem Auto fährt.

Der Umwelt zuliebe am besten saisonales Obst essen

Regionale Früchte zu kaufen ist gut, dabei darauf zu achten, welches Obst gerade Saison hat, noch besser. Wer sich unsicher ist, was gerade in deutschen Gärten reift, kann einen Blick in den Saisonkalender werfen. Im Juni haben in Deutschland Erdbeeren, Johannisbeeren, Blaubeeren, Kirschen, Himbeeren, Stachelbeeren und auch Rhabarber Saison. Da sollte eigentlich für jeden was dabei sein.

(ftk)

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