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Nach 13.000 Erdbeben: Angst vor Vulkanausbruch auf Azoren-Insel steigt

Walk on the Azores archipelago. Discovery of the island of Pico, Azores. Portugal. Madalena
Auf der Insel São Jorge wurden vergangene Woche über 13.000 Erdstöße registriert: Seitdem wächst die Sorge vor einem Vulkanausbruch.Bild: Zoonar.com/sebastien hovaguimian / sebastien hovaguimian
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Nach 13.000 Erdbeben: Angst vor Vulkanausbruch auf Azoren-Insel steigt

28.03.2022, 14:31
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Auf der Azoren-Insel São Jorge wächst die Sorge vor einem Vulkanausbruch, 1500 Menschen haben die Insel bereits verlassen. In nur sieben Tagen seien seit dem 19. März rund 13.000 kleine Erdstöße registriert worden, wie das seismisch-vulkanische Überwachungszentrum der Azoren (Civisa), die zu Portugal gehören, am Samstag mitteilte. Das seien doppelt so viele wie im gesamten vergangenen Jahr.

Nennenswerte Schäden verursachten die Erdstöße bisher zwar nicht. Wegen der starken seismischen Aktivität hoben die Behörden den Vulkanalarm jedoch auf die zweithöchste Stufe 4 an, da diese Schwarmbeben ein Hinweis auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch sein könnten. So war es zum Beispiel unmittelbar vor dem Ausbruch des Vulkans in der Cumbre Vieja auf der zu Spanien gehörenden Kanareninsel La Palma, wo die Erde von September bis Dezember Lava ausspuckte und es große Zerstörungen gab.

Bereits 1.500 Bewohner haben Insel verlassen

Aus Sorge vor einem ähnlich starken Vulkanausbruch, haben inzwischen mehr als 1.500 der insgesamt etwa 8.400 Bewohner die Insel bereits vorsichtshalber verlassen, die rund 1.500 Kilometer westlich vom portugiesischen Festland liegt.

Mehrere Experten erklärten, man habe noch zu wenige Informationen, um einigermaßen konkrete Aussagen machen zu können. Der Geologe Ricardo Ramalho sagte zum Beispiel der Zeitung "Público", ein größerer Vulkanausbruch wie etwa jener auf der zu Spanien gehörenden Kanareninsel La Palma, der im vorigen Jahr zwischen dem 19. September und dem 13. Dezember anhielt, sei zwar nicht auszuschließen. "Aber viele dieser seismischen Krisen führen glücklicherweise nicht zu Vulkanausbrüchen."

Präsident Rebelo de Sousa gibt vorerst Entwarnung

Am Sonntag hatte Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa die Azoren-Insel São Jorge besucht. Es gehe ihm darum, den Menschen "Zuversicht zu vermitteln". Sie bräuchten sich nicht zu beunruhigen oder in Alarmstimmung zu sein, fügte das Staatsoberhaupt hinzu, wie die portugiesische Zeitung "Correio da Manha" berichtete. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte Reisende am vergangenen Wochenende gewarnt, vorerst auf einen Besuch von São Jorge zu verzichten. Ein starker Touristenmagnet ist die von Landwirtschaft geprägte Insel ohnehin nicht.

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Bezug zwischen Klimawandel und vulkanischer Aktivität

Die hohe Anzahl der Erdbeben auf den Azoren wirft die Frage auf, ob die gesteigerte vulkanische Aktivität auch als Folge des Klimawandels gesehen werden kann. In einem früheren watson-Artikel im Januar 2022 hatte der Vulkanologe Professor Hans-Ulrich Schmincke dies für watson bewertet und zunächst eine direkte Wechselwirkung verneint. "Die Entstehung von Vulkanen und der Ausbruch von Vulkanen wird ja aus der Erde gesteuert, die Wurzeln der Vulkane liegen dabei etwa bei dreißig, fünfzig oder hundert Kilometern Tiefe", sagt er.

Allerdings sei seit Langem bekannt, dass das Abschmelzen der Eisdecken zum Beispiel nach dem Ende der letzten Eiszeit dazu geführt habe, dass die vulkanische Eruptionstätigkeit auf Island zunahm.

Der Grund: Wenn der Druck auf die Erdkruste und den darunterliegenden Erdmantel abnehme, könne in der Tiefe durch die Druckentlastung Mantelgestein wieder etwas aufschmelzen und an die Erdoberfläche steigen.

"Angesichts der zunehmenden Erwärmung wird dieses Risiko aktuell, denn wenn in vergletscherten Vulkangebieten wie beispielsweise Island die Auflast durch Gletscherschmelzen so stark reduziert wird, dann kann der Erdmantel druckentlastet werden und mehr Magma produzieren", so Vulkanologe Schmincke.

(mcm/ mit Material von dpa)

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