Die Klima-Protestgruppe Letzte Generation sitzt wieder einmal vor dem Brandenburger Tor. Seit einigen Wochen ist der Fokus der Aktivist:innen wieder auf Berlin gerückt. Ab dem 18. September wurde vermehrt dazu aufgerufen, die Hauptstadt "lahmzulegen". Kein Wunder also, dass nun fast täglich eine oder mehrere Kreuzung blockiert werden, Polizisten angeklebte Demonstrierende vom Asphalt entfernen müssen.
Am Donnerstag startete die Letzte Generation allerdings ein neues Kapitel in der eigenen Protestkultur. Zwar sitzen die mit orangenen Rettungswesten gekleideten Aktivist:innen weiter auf der Straße und blockieren den Verkehr, aber eine Sache irritiert dann doch. Warum ist da überall Stroh?
Bisher standen viele Landwirt:innen den Forderungen der Klimaschützer:innen eher sekptisch gegenüber. Nun bündeln aber wohl beide Gruppen ihre Kräfte.
Mehrere Menschen, darunter Klima-Aktivist:innen, Biolog:innen und Landwirt:innen blockierten am Donnerstag, mit einem Dutzend Heu- und Strohballen die Fahrbahn. Die Protestierenden hielten Banner mit der Aufschrift: "Klimakrise = Ernährungskrise" in die Höhe und saßen auf der Straße des 17. Juni in Berlin-Mitte direkt vor dem Brandenburger Tor.
Auch die Biologin und Gemüsegärtnerin Amelie Deschler beteiligte sich an dem friedlichen Protest. Was sie jetzt endgültig vom Acker auf die Straßen Berlins treibt, erklärt sie mit den folgenden Worten:
Auch andere Landwirte, wie Amelie Deschler und Norbert, die früher Biobauer waren, beteiligen sich am Protest.
Der gemeinsame Protest findet statt, weil bereits heute schon über 250 Millionen Menschen weltweit von akutem Hunger betroffen sind. Die Erderhitzung verschärft die bereits bestehende Ernährungskrise immer weiter: Extremwetterereignisse wie Blitzdürren, Trockenperioden sowie starke Regenfälle gefährden Ernten weltweit und führen zu gravierenden Ertragseinbußen extremen Ausmaßes.
So könnten die Maiserträge, die in vielen Regionen eine wichtige Grundlage für die Ernährungssicherheit darstellen, bis zum Ende des Jahrhunderts global um fast ein Viertel zurückgehen.
Der Deutsche Raiffeisenverband, Dachverband der genossenschaftlich organisierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft, warnt: Auch in Deutschland werden verlässlich gute Ernten immer schwieriger.
Darum schließen sich nun auch viele Landwirt:innen dem Klimaprotest an. In den Jahren zuvor sah am man sie eher auf der Gegenseite gegen die Umweltauflagen demonstrieren, die ihrer Meinung nach ihre Existenzgrundlage gefährdeten. Denn ein Teil der Fördermittel ist an diese Umweltauflagen gekoppelt.
So waren in der Vergangenheit bereits strengere Regeln zum Einsatz von Pestiziden erlassen worden. Ab Herbst werden außerdem neue Erosionsklassen für Ackerland sowie ein Tierwohllabel eingeführt. Für die Bauern bedeutet das strengere Vorschriften und beispielsweise ein Pflugverbot.