Nachhaltigkeit
Klima & Umwelt

Letzte Generation mit neuer Form des Protests – und überraschenden Unterstützern

23.09.2023, Berlin: Teilnehmer einer Demonstration der Klimaschutzgruppe Letzte Generation sitzen auf der Potsdamer Straße. Foto: Fabian Sommer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Letzte Generation ist bekannt dafür mit ihren Protestaktionen den Verkehr lahmzulegen.Bild: dpa / Fabian Sommer
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Letzte Generation mit neuer Form des Protests – und überraschenden Unterstützern

05.10.2023, 14:29
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Die Klima-Protestgruppe Letzte Generation sitzt wieder einmal vor dem Brandenburger Tor. Seit einigen Wochen ist der Fokus der Aktivist:innen wieder auf Berlin gerückt. Ab dem 18. September wurde vermehrt dazu aufgerufen, die Hauptstadt "lahmzulegen". Kein Wunder also, dass nun fast täglich eine oder mehrere Kreuzung blockiert werden, Polizisten angeklebte Demonstrierende vom Asphalt entfernen müssen.

Am Donnerstag startete die Letzte Generation allerdings ein neues Kapitel in der eigenen Protestkultur. Zwar sitzen die mit orangenen Rettungswesten gekleideten Aktivist:innen weiter auf der Straße und blockieren den Verkehr, aber eine Sache irritiert dann doch. Warum ist da überall Stroh?

Bisher standen viele Landwirt:innen den Forderungen der Klimaschützer:innen eher sekptisch gegenüber. Nun bündeln aber wohl beide Gruppen ihre Kräfte.

Derzeit protestiert die Letzte Generation gemeinsam mit Landwirten vor dem Brandenburger Tor.
Derzeit protestiert die Letzte Generation gemeinsam mit Landwirten vor dem Brandenburger Tor.bild:letzte generation

Mehrere Menschen, darunter Klima-Aktivist:innen, Biolog:innen und Landwirt:innen blockierten am Donnerstag, mit einem Dutzend Heu- und Strohballen die Fahrbahn. Die Protestierenden hielten Banner mit der Aufschrift: "Klimakrise = Ernährungskrise" in die Höhe und saßen auf der Straße des 17. Juni in Berlin-Mitte direkt vor dem Brandenburger Tor.

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Auch die Biologin und Gemüsegärtnerin Amelie Deschler beteiligte sich an dem friedlichen Protest. Was sie jetzt endgültig vom Acker auf die Straßen Berlins treibt, erklärt sie mit den folgenden Worten:

"Jeden Tag frage ich mich voll Sorge: Wie weit und wie lange können wir uns noch anpassen? Wo hat die Anpassung ihre Grenzen? Hier vor Ort und auf den Äckern dieser Welt? (...) Denn vorrangig muss ich doch in aller Dringlichkeit fragen: Was hindert die Regierungen dieser Welt daran, alles Erdenkliche zu tun, um die zerstörerischen Emissionen zu senken? Wir müssen aktiv werden und die laufende Katastrophe bremsen, bevor an noch mehr Orten dieser Welt die Ernährungssysteme kollabieren – mit allen sozialen und existenziellen Folgen."

Auch andere Landwirte, wie Amelie Deschler und Norbert, die früher Biobauer waren, beteiligen sich am Protest.

Die Protestierenden kleben sich nicht nur fest, sie blockieren die Straße mit Heuballen.
Die Protestierenden kleben sich nicht nur fest, sie blockieren die Straße mit Heuballen. bild:letzte generation

Protest mit Landwirtschaft für Ernährungssicherheit

Der gemeinsame Protest findet statt, weil bereits heute schon über 250 Millionen Menschen weltweit von akutem Hunger betroffen sind. Die Erderhitzung verschärft die bereits bestehende Ernährungskrise immer weiter: Extremwetterereignisse wie Blitzdürren, Trockenperioden sowie starke Regenfälle gefährden Ernten weltweit und führen zu gravierenden Ertragseinbußen extremen Ausmaßes.

So könnten die Maiserträge, die in vielen Regionen eine wichtige Grundlage für die Ernährungssicherheit darstellen, bis zum Ende des Jahrhunderts global um fast ein Viertel zurückgehen.

Der Deutsche Raiffeisenverband, Dachverband der genossenschaftlich organisierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft, warnt: Auch in Deutschland werden verlässlich gute Ernten immer schwieriger.

Darum schließen sich nun auch viele Landwirt:innen dem Klimaprotest an. In den Jahren zuvor sah am man sie eher auf der Gegenseite gegen die Umweltauflagen demonstrieren, die ihrer Meinung nach ihre Existenzgrundlage gefährdeten. Denn ein Teil der Fördermittel ist an diese Umweltauflagen gekoppelt.

So waren in der Vergangenheit bereits strengere Regeln zum Einsatz von Pestiziden erlassen worden. Ab Herbst werden außerdem neue Erosionsklassen für Ackerland sowie ein Tierwohllabel eingeführt. Für die Bauern bedeutet das strengere Vorschriften und beispielsweise ein Pflugverbot.

Klimakrise: Dänemark will mehr Waldflächen – und die Treibhausgas-Steuer für Tiere

An der Front der Klimakrise gab es zuletzt viele ernüchternde Nachrichten. Dieses Jahr war – es ist ein fortlaufender Trend – das heißeste seit Anbeginn der Aufzeichnungen. Unwetter mit Hochwasser plagten uns im Laufe des Jahres hier in Deutschland und zuletzt in Valencia, ganz abgesehen von den Hurrikans und Taifunen, die andere Teile der Welt mit großer Heftigkeit heimsuchten.

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