Der Theodulgletscher bezeichnet zwei zusammenhängende Gletscher in den Walliser Alpen.Bild: iStockphoto / PatrickPoendl
Klima & Umwelt
Wer in Deutschland in Zeiten der Klimaerwärmung Skifahren will, reist dafür meistens nach Österreich oder, wenn genug Kleingeld da ist, in die Schweiz. Denn dort gibt es einige hohe Gipfel und sogar noch Gletscher, die Schneesicherheit bieten. Doch diese Gletscher schmelzen und sind in Gefahr.
So ist es kein Wunder, dass derzeit in der Schweiz einige Fotos für Aufregung sorgen. Die Zeitung "20 Minuten" veröffentlichte einen Beitrag mit dem Titel: "Bagger zermalmen Gletscher in Zermatt für Weltcup-Skirennen". Vor einem Jahr musste das Rennen noch wegen Schneemangel abgesagt werden.
In dem Artikel geht es darum, dass sich am Theodulgletscher bei Zermatt scheinbar Bagger ins – nun nicht mehr ewige – Eis graben würden. Auch ein Foto von Baggern auf dem Eis wurde zu dem Artikel geteilt. Dahinter stecken die im November anstehenden Ski-Weltcuprennen Mitte November, so der Vorwurf.
Die Route des Wettbewerbs führt zwischen dem Start in Gobba di Rollin in der Schweiz und dem Ziel im italienischen Laghi Cime Bianche auch über einen Gletscher. Und dieser müsse für das Rennen präpariert werden.
Bild der Bagger zeigt vermeintliche Zerstörung
Das Thema wurde auf Social Media aufgegriffen und sorgte für Aufregung. Der Verein "Protect our Winters Switzerland", nach eigener Beschreibung "Die Stimme der Outdoor-Gemeinschaft für den Klimaschutz", schrieb in seinem Post unter anderem zum Bild:
"Ist das die Zukunft von Alpin-Ski angesichts schmelzender Gletscher? Das ist der absolut falsche Weg, wir brauchen mehr Klimaschutzmaßnahmen von dieser Industrie."
Bergbahn-Chef streitet Vorwürfe ab
Auf den Bildern ist zu sehen, wie die Bagger auf dem Gletscher scheinbar mehrere Meter Eis abtragen. Diese Bildern sorgten gleichermaßen zu Fragen und Empörung bei den Lesenden. Vor allem der Vorwurf "20 Minutes", dem französischen Ableger von "20 Minuten" hat es in sich: Dort wird geschrieben, dass einige der bearbeiteten Bereiche des Gletschers nicht Teil des kommunalen Nutzungsplans gewesen seien.
Diese Vorwürfe bestritt der Präsident der Zermatt Bergbahnen Franz Julen. Auf Nachfrage von "20 Minuten" äußerte er sich dort am 17. Oktober:
"Wir haben nichts zum Verbergen. Wenn die Behörden die Situation anschauen wollen, können sie das gerne machen. Wir weisen alle Vorwürfe entschieden zurück. Wir wurden mit Pistenplänen und Streckenrückführungen konfrontiert, die nicht der Realität entsprechen."
Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich
hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden?
Hier findest du unseren Broadcast-Channel.
Baggerarbeiten scheinbar Routine
Doch warum werden dann die Gletscher abgebaggert? Dies sei notwendig, um die Skipiste zu sichern, erklärt Julen: Es sei korrekt, dass drei Bagger drei Wochen lang auf dem Gletscher gearbeitet hätten. Doch es sei kein Eis abgebrochen worden, sondern Spalten mit Eis und Schnee gefühlt, um für mehr Stabilität zu sorgen.
Der Bergbahn-Chef zeigt sich empört über die Vorwürfe. Er sagt: "Niemand kennt das Gletschersterben so gut wie wir in Zermatt. Wir wissen, um was es geht und nehmen dieses sensible Thema ernst." Laut wissenschaftlicher Studien trifft die Gletscherschmelze nämlich das südliche Wallis in der Schweiz besonders hart. Dass sie nun zum Sündenbock gemacht würden, sei nicht verhältnismäßig, beschwert sich Julen.
Viele User:innen von X, ehemals Twitter, zeigten sich von der Erklärung jedoch nicht überzeugt und erklärten die Gründe von Franz Julen zu bloßen "Ausreden".
Auch wenn in Deutschland dieser Tage vielerorts noch Temperaturen jenseits der 30 Grad herrschen, ist mit dem Beginn des Septembers der Sommer eigentlich endgültig vorbei – zumindest wenn man die meteorologischen Jahreszeiten als Maßgabe nimmt.