Wer durch Nachrichtenseiten scrollt oder die Zeitung aufschlägt, könnte meinen, die Welt sei dem Untergang nahe. Mord, Verbrechen, Totschlag und on top darauf kommen noch Kriege, Katastrophen, Klimakrise.
Aber die Welt ist nicht nur schlecht. Es gibt viele Menschen, die für das Gute kämpfen und sich dafür einsetzen, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Und dabei Großes bewegen: Weil sie schwächere Menschen unterstützen, weil sie die Umwelt schützen – oder gleich beides zusammen.
Um euch zu zeigen, dass es auch in dunklen Zeiten viele kleine und größere Lichtblicke gibt, stellen wir euch drei coole Projekte vor, die allem voran eines wollen: Die Welt ein klitzekleines Bisschen besser machen.
Wie die Jungfrau zum Kind – so beschreibt der Mitinitiator des gemeinnützigen Projekts Villa Viva, Benjamin Adrion, die Entstehung der Idee. Einen Masterplan habe es nie gegeben, gesteht der Ex-Fußballer (VfB Stuttgart, Eintracht Braunschweig und FC St. Pauli) im Gespräch mit watson. "Wir folgen dem Potenzial und schauen immer spontan, welche Möglichkeiten sich ergeben." Mit anderen Worten bedeutet das: Go with the flow.
Die Villa Viva entsprang der Feder der Hamburger NGO Viva con Agua. Es ist im Prinzip ein Gasthaus (und noch vieles mehr), dessen Einnahmen in soziale Projekte investiert werden, die Viva con Agua vorantreibt.
Sieben Jahre Arbeit und Planung stecken in der Villa Viva in Hamburg. 2020 ging Benjamin Adrion nach Südafrika. In Kapstadt ergab sich – ganz "go with the flow"-like – die Möglichkeit, das älteste Hostel Kapstadts zu übernehmen. Daraus entstand quasi im "Überholmanöver", wie Benjamin es beschreibt, die erste Villa Viva. Eine Begegnungsstätte und Unterkunft für junge Menschen aus aller Welt. Die Erlöse fließen direkt in regionale Projekte von Viva con Agua vor Ort.
Am 16. November soll die zweite Villa Viva, in Hamburg, eröffnen.
Im vergangenen Jahr gab es jedoch auch Kritik an der Idee der NGO. TV-Satiriker Jan Böhmermann nahm sich Viva con Agua vor die Brust. Seine Kritikpunkte unter anderem: die Zimmer seien zu teuer und so wirklich nachhaltig klinge das alles irgendwie auch nicht.
Benjamin stellt dazu bei watson klar: "Wir wollen für alle da sein. Deshalb gibt es sowohl exklusive Suiten, von Jan Delay gestaltet, als auch Zimmer ab 19,10 Euro. Genau wie bei unserem Wasser gilt: Nicht bauen wäre nachhaltiger gewesen. Oder eben: Trinkt Leitungswasser!" Er betont aber auch: "Wir wollen zeigen, dass Wirtschaft auch sozial geht. Wenn man irgendwo übernachten muss oder sich Mineralwasser kaufen will, dann wollen wir die soziale Alternative sein."
"Welcome to Recycling Village" steht am Eingang eines Dorfes in Indonesien. Es ist ein ganzes Dorf aus sogenannten isoliert verbauten Plastikbausteinen. Dadurch soll auf das weltweite Müllproblem aufmerksam gemacht werden. Dahinter steht die deutsche, noch ziemlich junge NGO Project Wings.
Das Recyclingdorf am Fuße des Gunung Leuser Nationalparks ist eine Bildungs- und Aufklärungsstätte für Kinder und Erwachsene. So steht es auf ihrer Website.
Hier gibt es etwa Klassenräume, eine Bibliothek, einen Marktplatz, eine "Culture Kitchen" oder eine überdachte Sporthalle für die Bewohner:innen der Gegend. Zu Gast sind nicht selten auch mal Universitäten, die sich über nachhaltige Lösungen informieren wollen. "Hier machen wir den Regenwald und weitere globale Schwerpunkte erlebbar", schreibt die NGO.
Mehr als 150 Tonnen recyceltes Plastik wurden dabei verbaut, das größtenteils aus der Natur gesammelt und weiterverarbeitet wurde. Es ist das größte Recyclingdorf der Welt.
Langfristig soll sich das Dorf sogar selbst finanzieren. Es soll "ein selbsttragendes System [sein], das langfristige Arbeitsplätze schafft und die regionale Wirtschaft ankurbelt", wie das Projektteam sich erhofft.
Entstanden ist das Projekt "Das Geld hängt an den Bäumen" 2007, als Jan-Peter Schierhorn in seinem Garten saß und sah, wie ein Apfel von seinem Baum fiel. Es waren mal wieder so viele Äpfel – was sollte er damit nur machen? Vermutlich am besten Apfelsaft.
Gesagt, getan.
Gemeinsam mit der Hilfe von Nachbarn und Freund:innen begann er, die Äpfel zu pflücken und anschließend Saft aus ihnen zu machen. Die Sache war die: Damit, dass er viel zu viele Äpfel in seinem Garten hängen hatte, konnte er doch nicht allein sein. Das Problem war größer – oder besser gesagt: eine Chance.
Schierhorns Idee: Lebensmittel retten, an die keiner Gedanken verschwendet. Und Menschen mit einbinden, die auf dem klassischen Arbeitsmarkt keinen Platz finden. Mitarbeitende mit Depressionen, chronischen Krankheiten, Langzeitarbeitslose, Obdachlose, oder Menschen, die stigmatisiert und diskriminiert werden.
Nachdem er seine Projektidee 2008 bei der Körber-Stiftung vorgestellt hatte, erhielt er eine Anschubhilfe von 10.000 Euro, die er um die gleiche Summe aufstockte.
Und dann ging es los: Mitarbeitende des kleinen Unternehmens ernteten auf Wiesen von Privatmenschen, aber auch auf jenen vom Amt für Naturschutz und der Stadt Hamburg Obst, das anderweitig verfaulen würde. Rund 100 Tonen ernten sie jährlich, meist Äpfel und Birnen, die anschließend zu Saft verarbeitet werden.
Das Projekt kam an – und fand zahlreiche Unterstützer:innen und Spender:innen. Mittlerweile umfasst das Sortiment 15 Produkte, unter anderem Apfelsaft, eine Apfel-Ingwer-Schorle oder Apfel-Birnen-Saft, die unter anderem im Hamburger Rathaus angeboten werden.
Wie das Projekt zu seinem Namen kam? Ganz einfach: Der Name "Das Geld hängt an den Bäumen" wurde gewählt, um deutlich zu machen, dass das unbenutzte Obst einen Wert hat, der in Geld umgewandelt werden kann, wenn man es nur nutzt. Genau, wie auch das Potenzial der Mitarbeitenden. Der Fokus liegt dabei sowohl auf den Menschen, als auch dem Erhalt der Natur.
Da es sich um ein gemeinnütziges Projekt handelt, ist "Das Geld hängt an den Bäumen" auf Geldspenden angewiesen.
Diese Projekte zeigen: Es ist nicht alles schlecht auf unserer Welt. Wir müssen allerdings gut auf sie Acht geben, denn wir haben nur die eine.