Wenn der Herbst kommt, die Temperaturen sinken und die Sonne weniger scheint, verlieren die Blätter der Bäume schon bald ihre grüne Farbe und werden ganz bunt: Gelb, rot und braun erstrahlen sie, bevor sie schließlich ausgetrocknet zu Boden fallen.
Dass sich die Blätter bunt färben, hängt dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zufolge damit zusammen, dass die Pflanzen bei weniger Sonnenlicht kaum Fotosynthese betreiben. Für die grünen Blätter im Sommer sorgt der Farbstoff Chlorophyll, der andere Farbpigmente im Blatt überdeckt. Und dieses Chlorophyll brauchen die Bäume auch, um Fotosynthese betrieben zu können.
Doch damit sich die Bäume für den kalten Winter schützen können, verlagern sie das Chlorophyll von den Blättern in Äste und Stamm der Bäume. Die Folge: Die Blätter färben sich bunt, bevor sie ihr Laub schließlich ganz abwerfen. Auch das ist ein Schutzmechanismus: So wollen sich die Bäume im Winter vor Wassermangel schützen.
Doch obwohl wir mittlerweile auf den November zusteuern, sind auch jetzt noch viele Bäume grün oder fangen erst langsam an, sich bunt zu färben.
Laut Friedrich Bohn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung ist das zunächst mal keine größere Auffälligkeit. Denn wann sich die Blätter bunt färben, kann sich von Jahr zu Jahr um zwei bis drei Wochen unterscheiden. Gegenüber watson sagt er:
Wann sich die Blätter bunt färben und schließlich zu Boden fallen, hängt maßgeblich mit der Temperatur zusammen. Sinkt diese über einen längeren Zeitpunkt unter einen bestimmten Wert, beginnt der Abbau des Chlorophylls, das für die grüne Farbe der Blätter sorgt.
Weil sich diese Temperaturgrenze aber von Baumart zu Baumart unterscheidet, gibt es beim Helmholtz-Zentrum ein vereinfachendes Modell: Demnach werfen die Bäume ihre Blätter ab, wenn die mittlere Tagestemperatur über zehn Tage lang unter neun Grad fällt.
Da 2023 zahlreiche Temperaturrekorde gebrochen hat und es bis in den September hinein deutlich zu warm war, ist die späte Verfärbung der Blätter keine Überraschung und könnte durchaus eine Folge der menschengemachten Klimakrise sein. Gegenüber watson sagt Bohn dazu:
Problematisch könne es hingegen dann werden, wenn es zu einem starken und plötzlichen Temperaturabsturz komme, oder die Trockenheit im Herbst dazu führe, dass Blätter zu früh abgeworfen werden und dann im nächsten Frühjahr Nährstoffe fehlen.
Dazu komme noch, dass die Trockenheit in diesem Jahr den Blättern allem voran in der oberen Krone geschädigt habe, weil die Wasserversorgung nicht so weit in die Höhe reichte. Bohn ergänzt gegenüber watson außerdem: "Problematischer als ein warmer Herbst, sofern er nicht zu trocken ist, ist ein zu milder Winter, der die Schädlinge nicht eindämmt."
Nach dem wärmsten je gemessenen Juli, August und September geht der Klimawandel-Dienst des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus davon aus, dass 2023 das wohl wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden könnte.