Ungeachtet aller Warnrufe nimmt die rücksichtslose Plünderung der Weltmeere weiterhin rapide zu. Bereits 35,4 Prozent aller Fischbestände waren 2019 überfischt. Das geht aus dem Fischereibericht der Welternährungsorganisation (FAO) hervor, der am Mittwoch auf der zweiten Ozeankonferenz der Vereinten Nationen in Lissabon veröffentlicht wurde. Das seien 1,2 Punkte über dem Wert von 2017, sagte Karoline Schacht von der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Fischerei-Expertin Schacht warnt: "Ohne Richtungswechsel steuern wir weiter auf eine ökologische Katastrophe zu." In einer Mitteilung vom WWF erklärte sie, die Entwicklung sei "fatal für die Ernährungssicherheit von mehreren Milliarden Menschen" und müsse als "schrilles Warnsignal verstanden werden".
Die steigende Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung treffe auf überfischte und schrumpfende Fischbestände. Der WWF fordert wirksame Fischerei-Kontrollen, nachhaltige Fangmengen, ein Verbot zerstörerischer Fangpraktiken und ein ökosystembasiertes Fischereimanagement, um Überfischung und Artensterben zu stoppen.
Laut FAO kletterte der gesamte Fischfang nach den jüngsten vorliegenden Zahlen von 2020 auf den Rekordwert von 178 Millionen Tonnen. Das seien im Schnitt 30 Prozent mehr als in den 2000er Jahren sowie 60 Prozent mehr als in den 1990er Jahren.
FAO-Generalsekretär Qu Dongyu erklärte, das Wachstum der Fischerei und der Aquakultur seien zwar für die Beendigung von Hunger und Unterernährung auf der Welt von entscheidender Bedeutung. Aber eine Umgestaltung des Sektors sei nötig. Man müsse sicherstellen, dass Lebensmittel aus dem Wasser nachhaltig gefischt würden, der Lebensunterhalt der Fischer gesichert werde und die aquatischen Lebensräume und die biologische Vielfalt geschützt würden, betonte er.
Knapp 30 Staats- und Regierungschefs, weitere Politiker sowie Wissenschaftler, Aktivisten und Vertreter von Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen diskutieren in Portugals Hauptstadt bis Freitag darüber, wie die Ressourcen der von Überfischung, aber auch von Vermüllung, von dem Menschen verursachten Klimawandel und von Versauerung zunehmend bedrohten Weltmeere besser geschützt und möglichst nachhaltig genutzt werden können.
(sb/dpa-afxp)