Eine Meldung zum Klima macht aktuell die Runde: Zum ersten Mal hat der Juni die sogenannte 1,5-Grad-Schwelle im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter überschritten. Das teilte das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus am Donnerstag mit. Im Sommer war diese Schwelle bisher noch nie überschritten worden.
Für Aktivist:innen der Letzten Generation dürfte das wieder ein Grund mehr sein, ihre seit Monaten andauernden Protestaktionen fortzuführen. Erst vor Kurzem gab die Gruppe bekannt, verstärkt gegen Symbole für Reichtum in Deutschland vorzugehen. Zuerst traf es einen Privatjet auf der Urlaubsinsel Sylt: Der Jet wurde mit oranger Farbe besprüht, sodass er nicht mehr abheben konnte.
Die Klimakatastrophe werde "in erster Linie von den Reichen" gemacht, darauf wolle man die Aufmerksamkeit lenken, teilte die Gruppe mit. Auch Luxushotels zählen zu jenen Orten, die mit reichen Menschen verbunden werden.
Am Mittwochabend setzten sich deshalb laut Polizei 16 Mitglieder der Letzten Generation vor den Haupteingang des Hotels Ritz-Carlton am Potsdamer Platz in Berlin-Mitte. Sie blockierten so den Eingang in das Luxushotel. Auf einem Plakat, das ein Aktivist vor sich hatte, stand: "Neiddebatte? Neidisch auf eine Zukunft ohne Hitzetod!"
Bei solchen Blockadeaktionen der Letzten Generation kommt es oft zu Konflikten mit den Betroffenen. Videos von wütenden Autofahrer:innen, die Aktivist:innen von der Straße zerren, kursieren massenhaft im Internet. Zu Ärger mit Hotelgästen oder dem Personal kam es durch die Blockadeaktion vor dem Ritz-Carlton allerdings nicht – im Gegenteil.
Ein Bild zeigt, wie ein Mitarbeiter des Hotels in Anzug und Krawatte den Demonstrant:innen Orangensaft serviert. "Es war ein warmer Sommertag, die Aktivisten saßen vor dem Hotel und dementsprechend haben unsere Mitarbeitenden Erfrischungsgetränke angeboten", teilte das Hotel auf Anfrage der "Bild" mit.
Hotel-Generalmanager Torsten Richter hatte mit der Aktion kein Problem. "Ich sehe es als friedlichen Protest an", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Deswegen verzichte er auch auf eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Zu Sachschäden sei es auch nicht gekommen. Die Gäste hätten einfach durch andere Eingänge das Hotel betreten oder verlassen.
"Solange es friedlich abläuft, niemand zu Schaden kommt und kein Eigentum zerstört wird, werden Demonstrationen demnach befürwortet", sagte eine Sprecherin des Hotels. Die Polizei trug die Aktivist:innen von dem Hoteleingang weg. Nach etwa einer Stunde war die Blockade aufgelöst.
Allerdings lud der Hotelmanager nach eigenen Angaben die Demonstrat:innen ein, wiederzukommen. Sie könnten an einer regelmäßigen Veranstaltung für Beschäftigte teilnehmen und über das Thema Klima sprechen. Ein nächstes Treffen sei im Juli geplant, kündigte Torsten Richter an.