Die Lage in den italienischen Regionen Emilia-Romagna und den Marken spitzt sich immer weiter zu. Schwere Unwetter und heftige Regenfälle haben in den Gebieten an der Adriaküste für massive Überschwemmungen und Verwüstung gesorgt. Besonders die Städte Faenza, Cesena und Forlì sind betroffen. Mindestens acht Menschen sind in den Fluten gestorben, teilte Irene Priolo, die Vizepräsidentin von Emilia-Romagna, mit. Weitere Menschen werden noch vermisst, während die Regenfälle weiter anhalten.
Weil 21 der 23 Flüsse in den Überschwemmungsgebieten über die Ufer getreten sind, wurden bereits über 5000 Menschen evakuiert, auch rund um die Hauptstadt Bologna. Regionalpräsident Stefano Bonaccini sprach diesbezüglich von "unglaublichen Zahlen und sehr vielen Evakuierten".
Allein in der Region Emilia-Romagna ist die Feuerwehr seit Dienstagmorgen zu über 600 Einsätzen ausgerückt. Besonders schlimm ist die Lage an den Ufern des Flusses Savio. Dort retteten die Einsatzkräfte Dutzende Menschen, die sich auf die Häuser ihrer Dächer geflüchtet hatten.
Die Behörden registrierten zudem 250 Erdrutsche, 120 davon mit schweren Folgen. Etwa 50.000 Menschen sind ohne Strom, 100.000 Leuten ohne Mobilfunknetz. In der Region verkehren derzeit keine Bahnen, der Verkehr wurde komplett eingestellt. Außerdem sind viele Straßen überflutet und teils heftig beschädigt.
In 36 Stunden habe es pro Quadratmeter durchschnittlich 200 Liter Wasser geregnet, in manchen Gegenden sogar 500 Liter. Der Zivilschutz-Minister Nello Musumeci erklärte, dass es normalerweise in jenen Regionen 1000 Liter Wasser in einem ganzen Jahr regnet.
Angesichts der dramatischen Lage sprach die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni den Menschen in den betroffenen Regionen "volle Solidarität" zu. "Die Regierung verfolgt die Entwicklung der Ereignisse aufmerksam und ist bereit, die notwendigen Hilfsmaßnahmen zu ergreifen", schrieb sie bei Twitter. In einem ersten Schritt hat die italienische Regierung zehn Millionen Euro für Soforthilfen bewilligt.
Das Unwetter hat auch Auswirkungen auf das Formel-1-Rennen in Imola, das eigentlich am Wochenende stattfinden sollte. Nachdem der Katastrophenschutz bereits das Fahrerlager an der Strecke räumen ließ, hieß es zunächst, dass für das Rennen selbst keine Gefahr bestehe. Das änderte sich allerdings schlagartig mit neuen Regenfällen. Die FIA hat nach Absprache mit den Behörden und den F1-Verantwortlichen das Rennen in Imola abgesagt.
Bilder, die der frühere Formel-1-Meteorologe Steffen Dietz bei Twitter teilte, zeigen die Überschwemmungen im Paddock der Formel 2, das sich ebenfalls an der Strecke befindet.
Schon am Montag hatte der Zivilschutz für die Region die höchste Warnstufe vor Überschwemmungen und Erdrutschen ausgerufen. Die Bewohner:innen sollen demnach unnötige Reisen vermeiden und am besten von zu Hause arbeiten. Die Menschen in Emilia-Romagna und den Marken müssen sich den Angaben von Meteorolog:innen zufolge auch in den nächsten Tagen auch weitere heftige Regenfälle einstellen.
In den betroffenen Gebieten hatte es bereits Anfang Mai heftige Niederschläge gegeben, bei denen Flüsse über die Ufer getreten waren. Auch dabei kamen mehrere Menschen ums Leben.
Neben Italien, wo es auf der Mittelmeerinsel Sizilien ebenfalls zu starkem Regen kam, ist auch das Nachbarland Kroatien von den Überschwemmungen betroffen. Aus Ortschaften südlich der Hauptstadt Zagreb sind kniehohe Wasserstände auf den Straßen gemeldet worden. Der Zivilschutz und Freiwillige errichteten Dämme aus Sandsäcken, der Notstand wurde ausgerufen.
(mit Material von dpa und afp)