Claus Weselsky ist ein Name, der polarisiert – und den wohl in ganz Deutschland viele Menschen kennen. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL ist bekannt für seine provokanten Aussagen zum Bahnstreik und seine aufbrausenden Art. Der Arbeitskampf ist seine Passion.
In einem kürzlich erschienen Interview sind es nicht die Aussagen über den Bahnstreik, die irritieren. Weselsky äußert sich einem Podcast mit dem Journalisten Markus Feldenkirchen äußerst fragwürdig zu Frauen und dem umstrittenen Thema Gendern.
Während des Video-Gesprächs mit dem "Spiegel" blendet Feldenkirchen ein "sehr schönes" Foto des gesamten GDL-Vorstands ein und fragt Weselsky ganz direkt: "Vielleicht können Sie mir sagen, wie viele Frauen Sie dort erkennen." Ein Suchspiel, auf das der Gewerkschaftsvorstand gelassen reagiert.
Er antwortet, es sei im Jahre 2022 die Satzung geändert und erstmals in der Geschichte der GDL eine Frauenvertretung implementiert worden. Diese Position sei gerade in der Entstehung. Doch "am Ende wird eine Frau in diesem Vorstand als Frauenvertreterin sein".
Feldenkirchen zeigt sich davon wenig beindruckt. Mit einem Lachen fragt er: "Eine Frau von, was waren das, 17 Männer". Weselsky will das nicht auf sich sitzen lassen und führt aus: "Die Lokomotivführergewerkschaft war eine reine Berufsgewerkschaft und der Lokführerberuf war ein reiner Männerberuf."
So sei es laut Weselsky in der DDR sogar verboten gewesen, die Frauen wegen der hohen Last diesen Beruf ergreifen zu lassen: Die Zugkupplung sei damals sehr schwer gewesen. Frauen hätten sie daher nur dreimal am Tag heben dürfen. "Und das können Sie bei einem Zugführer nicht garantieren, dass der nicht nur dreimal an- und abkoppelt."
Diese Verhältnisse gebe es heutzutage ja nicht mehr, auch Frauen arbeiteten als Lokführerinnen, entgegnet Feldenkirchen. Darum macht er Weselsky einen gewagten Vorschlag: "Wie wäre es mit einem einen neuen Namen für die GDL? Gewerkschaft der deutschen Loführer:innen."
Auf diese Frage antwortet der Gewerkschaftsführer klipp und klar: "Diesen Spaß mache ich überhaupt nicht mit." Empört fährt Weselsky fort: "Bei mir wird nicht gegendert. Bei mir ist die deutsche Sprache klar. Und was im Duden steht ist richtig. Und nicht, was sich irgendjemand einfallen lässt."
Er benutze selbst die Variante, die Geschlechter einzeln zu benennnen, also etwa Lokomotivführer und Lokomotivführerinnen oder Eisenbahner und Eisenbahnerinnen. "So heißt ihre Gewerkschaft aber noch nicht: Gewerkschaft der Lokomotivführerinnen", wirft Feldenkirchen provokant dazwischen.
Doch Weselsky ist sich sicher: "Sie gewinnen keine Mitglieder über einen Namen, Sie gewinnen Mitglieder über das Programm, über Ihr Verhalten und über Ihre Durchsetzungsstärke, mit der Sie dieses Programm entwickeln und umsetzen."
Ob ihm Gendern denn richtig auf den Keks gehe, fragt der Journalist. "Ich finde, die Achtung vor den Menschen verändert sich nicht, verbessert sich nicht, wenn ich völlig irrwitzig mit Doppelpunkt :innen spreche", sagt Weselsky. Sein Fazit: "Ich kann es nicht hören, ich will es nicht sehen und ich werde es auch niemals annehmen." Ob die Frauen in seiner Gewerkschaft diesen Standpunkt gut finden, wird sich zeigen.