Es gibt unzählige Gründe von der Deutschen Bahn genervt zu sein: Unbeständigkeit, Ausfälle, volle Züge, Verspätungen und vieles mehr. Doch was will man machen, wenn man nicht gerade aufs Auto umsatteln oder sich gar in ein Flugzeug setzen will? Viele andere Möglichkeiten gibt es wegen des Monopols der Deutschen Bahn nicht.
Einer beziehungsweise zwei der wenigen Mitbewerber der Bahn sind Flixbus und das zum gleichen Konzern gehörende Verkehrsunternehmen Flixtrain. Doch auf einigen Strecken ist eine Busfahrt einfach zu lang. Und Flixtrains Angebot ist bisher wiederum auf einzelne Strecken mit wenigen Haltestellen limitiert.
Nun hat der Flixbus-Konzern eine praktische Neuerung angekündigt, die noch im Dezember kommen und Fahrten mit Flixtrain für viele Menschen attraktiver machen soll.
Der neue Flixtrain-Fahrplan bringt nun eine praktische Neuerung mit sich. Derzeit haben viele Kund:innen das Problem, dass es keine Flixtrain-Verbindung in ihrer Stadt gibt und sie mit dem öffentlichen Nahverkehr bis zum nächstgrößeren Bahnhof fahren müssten, um Flixtrain zu nutzen – dafür braucht es jedoch die separate Buchung eines Regionaltickets.
Das soll sich nun in einigen Regionen ändern. Wie der Flixbus-Konzern zu Wochenbeginn mitteilte, werden ab dem 10. Dezember 26 weitere Städte, die keine Flixtrain-Haltestelle bieten, an das Netzwerk angebunden. Das heißt, dass man für diese Städte direkt beim Anbieter eine Flixtrain-Verbindung buchen kann, die ein ÖPNV-Ticket beinhaltet. Bisher war das nur in fünf Städten möglich.
So könne man dann etwa die Strecke von Jena nach Stuttgart buchen, die ein Regionalticket von Jena nach Erfurt beinhaltet sowie die Fahrt mit dem Flixtrain von Erfurt nach Stuttgart.
Weitere neu ans Flixtrain-Netz angebundene Bahnhöfe liegen unter anderem in Braunschweig, Esslingen, Reutlingen, Tübingen, Oldenburg, Wilhelmshaven und Wuppertal – insgesamt gibt es ab dem 10. Dezember dann 31 angebundene Bahnhöfe.
Diese Neuerung, die Flixtrain durch eine Kooperation mit dem Deutschlandtarifverbund (DTV) erwirkt hat, bringt den Kund:innen des Eisenbahnunternehmens mehrere Vorteile:
Zum einen wird die Buchung der Verbindungen vereinfacht. Statt sich neben dem Flixtrain-Ticket noch separat ein ÖPNV-Ticket buchen zu müssen, kann dies nun in einem Schritt auf der Flixtrain-Website geschehen.
Dementsprechend erhält man ein Kombi-Ticket, das für alle Zugfahrtabschnitte gilt. Zum anderen soll die DTV-Kooperation auch zu niedrigeren Preisen für die Regionaltickets führen. Der neue Kombi-Preis soll günstiger sein als der Einzelkauf von Flixtrain- und Nahverkehrstickets.
Darüber hinaus gibt es für die Fahrt mit dem Regionalzug keine Zugbindung. Das heißt, dass Fahrende am Tag der Abfahrt flexibel wählen können, welchen Nahverkehrszug sie auf der Strecke zum Flixtrain-Bahnhof nehmen möchten.
In der Pressemitteilung gibt es leider keine Informationen dazu, welche Rechte Fahrgäste haben, wenn sie durch eine Verspätung des Regionalzuges ihren Flixtrain verpassen.
Laut Informationen der Nachrichtenagentur afp gibt es in solchen Fällen einen Anspruch auf eine Teilerstattung des gezahlten Fahrpreises sowie auf eine Weiterfahrt mit dem nächsten Zug. Offen bleibt jedoch, ob sich letzteres Angebot ausschließlich auf die Nutzung von Flixtrains beschränkt oder womöglich auch für Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn gilt.
Wichtig ist diese Information vor allem, weil Flixtrains auf ihren jeweiligen Strecken nur ein bis höchsten dreimal pro Tag fahren. Verpasst ein Fahrgast durch die Verspätung eines Regionalzugs von Esslingen etwa den Flixtrain von Stuttgart nach Hamburg, gibt es keine andere Verbindung am selben Tag – er muss dann gezwungenermaßen auf die Deutsche Bahn umsteigen.
Inwiefern Flixtrain seine Fahrgäst:innen in einem solchen Fall unterstützt, bleibt unklar. Von Watson auf das konkrete Beispiel angesprochen, antwortet eine Flixbus-Sprecherin:
Doch in welcher Höhe wird der Preis erstattet, wenn man an den Ausgangspunkt zurückkehrt und in welcher Höhe, wenn man auf eine vergleichbare Verbindung wartet und dadurch später ankommt? Auch im Anschluss bleiben Flixbus' Ausführungen nebulös:
Welche Umstände als "unzumutbar" gelten, lässt die Sprecherin ebenfalls offen. Ebenso, wann ein "Notfall" vorliegt, in dem man mit einem anderen Anbieter wie der Deutschen Bahn weiterfahren kann. Zum ursächlichen Problem, einer möglichen Verspätung oder einem Ausfall eines Regionalzuges, fügt die Sprecherin hinzu:
Es entsteht der Eindruck, dass Flixbus beziehungsweise Flixtrain seinen Fahrgästen zur Seite stehen will, wenn sie unverschuldet ihren Zug verpassen. Sich darauf festlegen, in welchen Fällen welche Form von Unterstützung gewährt wird, will das Unternehmen jedoch anscheinend nicht.