Das Meer kocht: Der Nordpazifik ist so heiß wie nie – was das für uns bedeutet
Während wir hierzulande über steigende Strompreise und nasse Herbsttage reden, brodelt es auf der anderen Seite der Welt buchstäblich: Der Nordpazifik hat den wärmsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt. Zwischen Juli und September lagen die Meeresoberflächentemperaturen über 0,25 Grad höher als im bisherigen Rekordjahr 2022. Und das über eine Fläche, die etwa zehnmal so groß ist wie das Mittelmeer.
Forschende nennen das Gebiet seit Jahren den "Warm Blob", also die "warme Blase" – ein passender Name für ein Meer, das sich anfühlt, als hätte jemand die Herdplatte darunter angelassen.
Klar, der Klimawandel sorgt generell dafür, dass Ozeane sich aufheizen. Doch die Intensität dieser Hitzewelle überrascht selbst erfahrene Klimaforscher:innen. Laut dem US-Forschungsteam Berkeley Earth sei die Wahrscheinlichkeit, dass die derzeit gemessenen Temperaturen "zufällig" auftreten, unter einem Prozent.
"Da geht etwas Ungewöhnliches vor", sagt Klimaforscher Zeke Hausfather gegenüber der BBC. Die Daten zeigen: 2025 liegt weit über den Werten der letzten Jahrzehnte – und über dem, was viele Klimamodelle vorhergesagt haben. Der Planet scheint also schneller zu kochen, als wir dachten.
Sauberere Luft Grund für Wassererwärmung
Eine Theorie, die gerade unter Forschenden heiß diskutiert wird: Schifffahrt und Luftreinhaltung könnten ungewollt zur Meereserwärmung beitragen.
Bis 2020 durften Schiffe noch schwefelhaltigen Treibstoff nutzen, der beim Verbrennen Schwefeldioxid freisetzte. Das ist zwar giftig für Menschen, sorgte aber für winzige Partikel in der Luft, die Sonnenlicht reflektierten – und damit die Erde leicht kühlten.
Seit neue Regeln diese Abgase drastisch reduziert haben, fehlt dieser "Kühldeckel". Und das zeigt sich offenbar vor allem im Nordpazifik – einer Art Hotspot des globalen Seehandels.
Auch bessere Luftqualität in China könnte ihren Anteil haben: Weniger Smog bedeutet mehr Sonneneinstrahlung – und damit noch wärmeres Wasser.
Vom heißen Ozean zum kalten Winter?
Was das mit Europa zu tun hat? Ziemlich viel. Die extreme Hitze im Nordpazifik wirkt sich bereits auf das Wetter in Japan, Korea und den USA aus. Sie verstärkt Stürme und Gewitter, indem sie der Atmosphäre extra Energie liefert.
Doch auch bei uns könnte die Hitzeblase Folgen haben. Denn globale Wetterphänomene hängen oft miteinander zusammen – sogenannte "Telekonnektionen".
Klimaforscherin Amanda Maycock von der University of Leeds erklärt:
Kurz gesagt: Ein heißer Pazifik könnte Europa einen frostigen Winter bescheren.
Wetterphänomen La Niña mischt Winter auf
Im tropischen Pazifik bahnt sich derzeit eine La-Niña-Phase an – das Gegenstück zum bekannteren El Niño. Sie sorgt für kühlere Wassertemperaturen in den Tropen und beeinflusst das weltweite Wetter zusätzlich.
Die Kombination aus rekordwarmem Nordpazifik und La Niña im Süden macht die Winterprognose für Europa extrem spannend: Kalter Start, milderes Ende – alles ist möglich.
Das Meer wird wärmer, das Klima komplizierter, und die Wissenschaft kommt kaum hinterher. Klar ist nur eins: Wenn selbst das Meer Fieber hat, kann das niemanden kaltlassen – egal ob in Tokio, Kalifornien oder Hamburg.