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Deutsche Bahn: Konsequenzen wegen Unpünktlichkeit – weniger Geld für Mitarbeiter

A general view of the regional Deutsche Bahn is seen parked at Cologne Central Station in Cologne, Germany on April 3, 2023, as pre-ordered 49 Euro tickets are available for purchase across Germany (P ...
Überfüllte Züge aufgrund von Verspätungen und Zugausfällen sind bei der Deutschen Bahn keine Seltenheit.Bild: NurPhoto / NurPhoto
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DB-Topmanagern drohen Konsequenzen wegen unpünktlichen Zügen

22.09.2023, 11:37
Mehr «Nachhaltigkeit»

Weichenstörungen, fehlendes Personal, Unwetter – die Liste an Gründen für die notorische Unpünktlichkeit der Züge der Deutschen Bahn ist endlos lang und strapaziert damit unser aller Nerven.

Schlimm genug, dass all die Verspätungen und Zugausfälle bislang anscheinend rein gar nicht mit in die Höhe der Boni-Zahlungen der DB-Vorstände gespielt haben. Und das ist schon recht erstaunlich. Denn grundsätzlich gilt: Einen gesetzlichen Anspruch auf eine Bonuszahlung gibt es nicht. Aber je länger man im Unternehmen ist, umso höher fällt in der Regel auch der Bonus aus. Allerdings: Meistens steht der Bonus im Zusammenhang mit den Leistungen.

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Zugausfälle und Verspätungen – ein alltägliches Bild, das sich Bahnfahrer:innen bietet. Bild: Corbis News / Horacio Villalobos

Doch welche Leistungen der Vorstände der Deutschen Bahn werden damit eigentlich belohnt? Immerhin kann man bei den meisten Bahnfahrten damit rechnen, dass es zu Verspätungen kommt. Oder zu Ausfällen. Oder auf jeden Fall zu irgendwelchen Problemen.

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Bonus in Höhe von 1,2 Millionen Euro? Das soll es bei der DB nicht mehr geben

Dass das allerdings nicht die Art von Leistung ist, die mit Blick auf die Auszahlung von Boni gemeint ist, ist nun offenbar auch dem Aufsichtsgremium des Staatskonzerns aufgefallen. Mit ernstzunehmenden Folgen für die bei der Deutschen Bahn beschäftigten Top-Manager:innen.

Demnach hat der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn eine neue Gehaltsstruktur für die acht Vorstände erarbeitet. Diese sieht deutliche Kürzungen, allem voran bei den kurzfristigen Boni vor. Damit reagiert das Kontrollgremium auf heftig geäußerte Kritik zur Bezahlung des Spitzenpersonals. So hatten die Bahnvorstände trotz immer schlechter werdender Pünktlichkeitswerte üppige Boni ausgezahlt bekommen.

Bahn-Chef Richard Lutz sollte für das Jahr 2022 gut 1,2 Millionen Euro erhalten. Ausgezahlt wurde die hohe Bonuszahlung bislang nur deshalb nicht, weil die staatliche Unterstützung für die Strompreise während der Energiekrise daran gekoppelt ist, keine Gratifikationen an die Führungsriege zu zahlen. Das berichtete der "Spiegel".

Richard Lutz, CEO of German railway operator Deutsche Bahn (DB), poses during a photo session in front of the DB logo before giving interviews after a press conference on the groups's results for ...
Für das Jahr 2022 soll Bahn-CEO Richard Lutz eine Gratifikation in Höhe 1,2 Millionen Euro erhalten. Bild: AFP / JOHN MACDOUGALL

Wie genau die Auszahlung von Boni ausfallen wird, soll in der kommenden Woche im Aufsichtsrat beraten werden. Geplant ist etwa, dass sich der Bestandteil aus festem und variablem Gehalt durch Boni verändern soll: Statt bislang nur 36 Prozent, soll das Grundgehalt über die gesamte Beschäftigungszeit der Manager:innen künftig 50 Prozent ausmachen. In der ersten Vertragslaufzeit, die drei Jahre andauert, beträgt das Grundgehalt 700.000 Euro. Eine maximale Anhebung auf 1,4 Millionen Euro soll den Job zudem attraktiver für hochqualifizierte Managementkräfte machen, wie der "Spiegel" weiter berichtet.

Bahn-Vorstände sollen kleinere Boni erhalten, wenn Züge unpünktlich bleiben

Die stärkste Änderung aber soll es bei den Boni geben: Statt bislang 38 Prozent, sollen die Gratifikationen, die beim Erreichen kurzfristiger Ziele ausgezahlt werden, höchstens noch 15 Prozent des Gehalts ausmachen. Beim Erreichen langfristiger Ziele soll es entsprechend 35 Prozent geben.

Außerdem soll auch dem Thema Nachhaltigkeit bei den kurzfristigen Zielen eine größere Bedeutung zugeschrieben werden: Bislang konnten die Vorstände, wenn sie die Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht haben, diese einfach mit dem Erreichen anderer Ziele kompensieren. Das soll in diesem Umfang künftig nicht mehr möglich sein.

Mit der neuen Struktur soll verhindert werden, dass die Vorstände auch dann hohe Boni erhalten, weil sie andere Ziele erreicht, die Pünktlichkeitsziele aber verfehlt haben. Konkret bedeutet das: Sollten die Vorstände drei Ziele erreichen und drei verfehlen, würde es bei Boni von 500.000 Euro "nur" zu einer Auszahlung von 250.000 Euro kommen.

Die neue Boni-Regelung soll künftig bei neuen Vorständen angewendet werden. Mit den aktuellen Vorständen würden nach "Spiegel"-Informationen derzeit Verhandlungen zur Anpassung ihrer Verträge stattfinden.

ARCHIV - 09.09.2023, Hamburg: Fahrgäste stehen vor dem Reisezentrum der Deutschen Bahn am Hamburger Hauptbahnhof. In den Reisezentren der Deutschen Bahn sollen sich Fahrgäste künftig besser orientiere ...
Wenn es zu Zugausfällen und Verspätungen kommt, bilden sich lange Schlangen vor dem DB-Reisezentrum.Bild: dpa / Gregor Fischer

Ob die neue Struktur die Vorstände tatsächlich dazu motiviert, sich stärker ins Zeug zu legen, um die Pünktlichkeitsziele der Deutschen Bahn einzuhalten, bleibt abzuwarten. Allerdings kann man vermutlich auch weiterhin mit der Zuverlässigkeit von Verspätungen und Zugausfällen planen.

Denn in den kommenden Monaten steht die Bahn vor großen Einschnitten: Bis 2030 sollen 40 hochbelastete Bahnstrecken generalsaniert werden. Bis das geschafft ist, müssen Reisende mit monatelangen Sperrungen, weiten Umleitungen und somit vermutlich auch Verspätungen rechnen.

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