Ein Oberleitungsschaden hat weite Teile des Fernverkehrs in Norddeutschland zum Erliegen gebracht.Bild: dpa / Paul Zinken
Mobilität & Verkehr
Der Fernverkehr in Deutschland wird immer wieder durch Oberleitungsschäden lahmgelegt. Am Dienstag fiel erneut eine hochfrequentierte Strecke aus, nämlich die, die Hannover mit Nordrhein-Westfalen verbindet. Betroffen sind dadurch auch Verbindungen von Berlin nach Köln und Amsterdam.
Die IC- und ICE-Züge zwischen Hamm – Bielefeld – Hannover wurden umgeleitet und verspäteten sich um etwa 60 Minuten. Andere, wie der ICE-Sprinter zwischen Köln und Berlin oder die IC-Züge Amsterdam – Berlin zwischen Bad Bentheim und Berlin fallen komplett aus.
Bis Schäden an den Oberleitungen behoben werden, können schon mal mehrere Tage vergehen. Anfang September kam es in Hamburg und München zu massiven Störungen. Watson erklärt, wie solche Schäden entstehen und welche Rechte betroffene Fahrgäste haben.
Arbeiter reparieren am Bahnhof Laim in München eine abgerissene Oberleitung.Bild: dpa / Lennart Preiss
Was ist ein Oberleitungsschaden?
Die Züge und Bahnen in Deutschland werden mit Strom betrieben, welchen die Züge über die Oberleitung beziehen. Der sogenannte Stromabnehmer stellt dabei die Verbindung dar, über die die Stromzufuhr läuft.
Bei den meisten Oberleitungsschäden wird der Fahrdraht beschädigt, der mit einer Höhe von etwa 5,50 Metern am niedrigsten angebracht ist. Er besteht aus einer Kupferlegierung. Darüber befinden sich die aus Bronze bestehenden Tragseile, die in einer Höhe von etwa 7,30 Metern hängen.
Über einen Stromabnehmer beziehen Züge Strom von der Oberleitung.Bild: dpa / Bernd Wüstneck
Durch den Kontakt mit dem Stromabnehmer nutzt sich der 1,2 Zentimeter dicke Fahrdraht im Laufe der Zeit ab. Für gewöhnlich halten Fahrdrahte etwa 15 bis 20 Jahre, dann müssen sie ausgetauscht werden. Auch beschädigte Stromabnehmer bei Bahnen können zu Defekten an den Fahrdrahten führen, genauso umstürzende Bäume oder Baustellenfahrzeuge.
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Oberleitungsschaden: Steht mir Entschädigung zu?
Ob betroffene Reisende für die Störung entschädigt werden, hängt von den Ursachen des Oberleitungsschadens ab. So sieht es die neue EU-Bahngastrechte-Verordnung vor.
Sollten zum Beispiel Bauarbeiten an den Gleisen der Grund gewesen sein, liegen keine außergewöhnlichen Umstände vor und die Bahn muss den betroffenen Reisenden Entschädigungen zahlen. Wenn aber Vandalismus die Ursache war oder die Schuld auf andere Weise bei Dritten liegt, ist die Bahn fein raus. Also etwa bei Kabeldiebstahl, Betreten der Gleise oder Sabotage. Wenn die Verspätung zweifelsfrei auf einen Eingriff Dritter zurückzuführen ist, muss die Bahn keine Entschädigung zahlen.
Das deutsche Bahnstromnetz umfasst rund 8.000 Kilometer Leitungen.Bild: 5VISION.NEWS / Marvin Filipovic
Während die Ursache der Störung früher keine Rolle gespielt hat, können Bahnunternehmen seit einer jüngst erfolgten Änderung der EU-Regeln diese Entschädigungen in bestimmten Fällen ablehnen – und zwar dann, wenn "außergewöhnliche Umstände" vorliegen.
Aber: Die meisten Fälle, in denen Entschädigungen wegen Verspätungen oder Zugausfällen beantragt werden, seien ohnehin auf Probleme in der Infrastruktur zurückzuführen, vor allem auf Baustellen. Hier könnten Kund:innen auch künftig ihre Rechte auf Entschädigungen geltend machen, hieß es weiter. Gleiches gilt für Probleme infolge von Bahnpersonal-Streiks. Und auch bei "gewöhnlichen Unwettern" wolle die DB weiter entschädigen.
Deutsche Bahn: Wie viel Entschädigung steht mir zu?
Kommt der Zug mehr als eine Stunde zu spät am Ziel an, kann man 25 Prozent des Fahrpreises als Entschädigung zurückverlangen, bei mehr als zwei Stunden 50 Prozent. Fahrgäste können bei größeren Verspätungen etwa das Ticket zu einem anderen Zeitpunkt und auch über eine andere Streckenführung zum Ziel nutzen oder sich den Preis erstatten lassen. Auch auf Mahlzeiten und Erfrischungen können sie je nach Wartezeit pochen.
Wichtig zu wissen: Weitere Fahrgastrechte bleiben von der Frage, ob außergewöhnliche Umstände vorliegen, unberührt. Einen Überblick über die Fahrgastrechte für Bahnreisende gibt es zum Beispiel auf den Webseiten des Europäischen Verbraucherzentrums und der söp, der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr.
(mit Material von dpa)
Wie wollen, wie können wir in Zukunft leben, wenn unsere Erde aufgrund der Klimakrise immer schwieriger bewohnbar sein wird? Die Machthaber Saudi-Arabiens behaupten, auf diese Frage eine Antwort zu haben.
