Endlich ist es wieder so weit: Draußen ist es kalt und dunkel, die Lichter leuchten und an allen Ecken duftet es nach Glühwein, gebrannten Mandeln und Tannenzweigen. Die Vorfreude auf das nahende Weihnachtsfest ist bei vielen Menschen groß – und gleichzeitig meldet sich das schlechte Gewissen. Nicht nur, weil die Coronazahlen rapide steigen und es vermutlich am besten wäre, allein Zuhause zu bleiben. Sondern auch, weil mit der Adventszeit die Konsumschlacht beginnt: Geschenke müssen ebenso gekauft werden wie Lichterketten, Kerzen, Adventskränze und Tannenbäume. Die Frage stellt sich: Geht Weihnachten feiern auch nachhaltig?
Wir haben Tipps für einen gemütlichen und nachhaltigen ersten Adventssonntag gesammelt.
In der Adventszeit sind Kerzen aus der heimeligen Wohnung kaum wegzudenken. Doch was die meisten nicht wissen: Ein häufiger Bestandteil von handelsüblichen Kerzen ist Paraffin, sprich: Erdöl. Durch die Förderung und Aufbereitung von Erdöl kommt es nicht nur zu gravierenden Umweltverschmutzungen und einer Verstärkung der Erderwärmung, sondern auch zu gesundheitlichen Schäden.
Durch die Hitze der Kerzenflamme können Reste gesundheitlich bedenklicher Gase, wie beispielsweise Alkene oder Benzol, in die Raumlauft entweichen und von uns eingeatmet werden. Wer häufig paraffinhaltige Kerzen brennen lässt, läuft Gefahr Allergien, Ekzeme, Atemwegserkrankungen oder sogar Lungenkrebs zu entwickeln.
Ob und in welcher chemischen Zusammensetzung Paraffin in Kerzen enthalten ist, lässt sich anhand der Liste von Inhaltsstoffen ablesen – sofern diese auf den Kerzen angegeben ist. Gesetzlich dazu verpflichtet sind die Hersteller laut der Deutschen Umwelthilfe nämlich nicht:
Doch damit nicht genug. Ist in den Kerzen kein Erdöl enthalten, findet sich stattdessen oft genug Palmöl darin, ein weiterer Klimakiller. Denn für Palmölplantagen werden riesige Flächen tropischen Regenwalds gerodet – und der ist bekanntlich eine der größten CO2-Senken. Wird zu viel Regenwald in Monokulturen umgewandelt, kippt das System. Was dann passiert, können selbst Klimawissenschaftler nicht vorhersehen. Klar ist aber: Die Erderwärmung würde beschleunigt.
Um zu prüfen, welche Kerzen man guten Gewissens brennen lassen kann, hat die Deutsche Umwelthilfe für ihren Kerzencheck 2020 erhoben, welche Hersteller in welchem Umfang darüber aufklären, woher sie ihr Palmöl beziehen. Alle Ikea-Kerzenliebhaber können aufatmen: Das Möbelhaus hat gut abgeschnitten – das in den Kerzen enthaltene Palmöl wird zu 100 Prozent aus nachhaltigem Anbau bezogen. Das bedeutet, dass dafür kein Regenwald abgeholzt wurde. Ebenfalls gut abgeschnitten haben die Kerzen von Aldi, Alnatura, dm, Edeka, Gepa und einigen weiteren Supermärkten.
Aber besser geht natürlich immer: Anstatt auf Basis von Palmöl gibt es auch Kerzen, die aus nachwachsender Biomasse bestehen, sogenannte "Bio-Kerzen". Eine weitere Alternative sind Kerzen aus Bienen-, Soja- oder Rapswachs. Im Gegensatz zu den "Bio-Kerzen" muss man für diese nachhaltigen Varianten aber etwas tiefer in den Geldbeutel greifen.
Das wichtigste aber ist: Auf den weihnachtlichen Kerzenzauber verzichten muss niemand. Und mit einem kurzen Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe oder die Auswertung der DUH bleibt selbst das schlechte Gewissen aus.
Stimmt erst mal die Atmosphäre, ist die Weihnachtszeit aber vor allem eines – Plätzchenzeit! Doch beim Streifgang durch den Supermarkt dauert es nicht lange, bis die Gewissensbisse wieder durchkommen: Palmöl, Eier aus der Bodenhaltung – die Zutatenliste fürs schlechte Gewissen ist endlos lang.
Aber auf Lebkuchen, Spekulatius und Zimtsterne verzichten? Unmöglich. Also muss eine Lösung her.
Wenn es unbedingt die Kekse aus dem Supermarkt sein müssen, dann am besten auf Bio-Produkte aus ökologischer Landwirtschaft oder gleich regionale Produkte umsteigen. So werden Transportwege und damit auch Treibhausgase gespart.
Wer ein bisschen mehr Zeit und Muße hat, der kann die Plätzchen auch einfach selbst backen. Das sorgt mit ein bisschen weihnachtlicher Musik nicht nur für schöne Stimmung, sondern ist auch gut für die Umwelt. Der große Vorteil: Wir selbst entscheiden, was in unseren Plätzchen landet. Ob Bio-Zutaten, regional und vielleicht sogar vegan – backen geht auch ohne schlechtes Gewissen.
Für Mehl, Zucker und Co. gilt: Produkte aus ökologischer Landwirtschaft und aus der Umgebung haben einen geringeren CO2-Fußabdruck. Bei der Entscheidung für die richtige Schokolade können Siegel wie "Fairtrade", "GEPA" oder "fair+" helfen.
Wer Eier kauft, der sollte unbedingt einen Blick auf das Bio-Label oder die Ziffer 0 werfen. Denn nur mit dieser Kennzeichnung ist eine ökologische Erzeugung gesichert und EU-weite Anforderungen erfüllt. So werden die Hühner mit Futter aus überwiegend ökologischem Anbau gefüttert, die Hennen haben Auslauf und Tageslicht in den Ställen und sogar Hähne in ihren Gruppen.
Wer jetzt Appetit bekommen hat, der kann beruhigt sein. Für die erste Weihnachtsbäckerei in diesem Jahr haben wir das passende Rezept gefunden – saftig, weihnachtlich und super lecker.
Das Geheimnis für himmlisch leckere Lebkuchen? Laut "Zucker & Jagdwurst", dem veganen Foodblog von Isa und Julia, ist das das Lebkuchengewürz. Als fertige Mischung oder selbst zusammengemixt aus Zimt, Sternanis, Ingwer, Macis, Fenchel, Kardamom, Koriander, Anis, Gewürznelken, Piment und Muskatnus.
Und guten Appetit!