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Aus von 1,5-Grad-Ziel: Klimaaktivisten erhöhen Schlagzahl von Protestaktionen

Protestaktion von Klimaaktivist:innen an der Berliner Torstraße.
Nachdem die Wissenschaft das 1,5-Grad-Ziel als unerreichbar bewertet hat, häufen sich Protestaktionen von Klimaaktivist:innen, wie hier an der Berliner Torstraße.Bild: watson / Ronja Brier
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Aus von 1,5-Grad-Ziel: Klimaaktivisten erhöhen Schlagzahl von Protestaktionen

28.10.2022, 13:1628.10.2022, 15:38
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Am Freitagmorgen ist der Verkehr auf der viel befahrenen Berliner Torstraße durch eine weitere Protestaktion von Klimaaktivist:innen der Letzten Generation lahmgelegt worden. Die ganze Torstraße war auf den Spuren Richtung Innenstadt komplett blockiert. Am Protest waren vier Leute beteiligt, von denen sich zwei an den Händen auf dem Boden festgeklebt haben.

Nachdem die Wissenschaft das 1,5 Grad Ziel als unerreichbar bewertet hat, häufen sich Protestaktionen von Klimaaktivist:innen, wie hier an der Berliner Torstraße.
Bild: watson / Ronja Brier

Ihr Protest hielt nur eine knappe Stunde an, dann wurde er von drei Polizei-Einsatzkommandos aufgelöst. Die Aktivist:innen wurden abgeführt, teilweise sogar weggetragen, und anschließend befragt.

Nachdem die Wissenschaft das 1,5 Grad Ziel als unerreichbar bewertet hat, häufen sich sich Protestaktionen vonKlimaaktivist:innen, wie hier an der Berliner Torstraße.
Polizist:innen lösten die angeklebten Aktivist:innen von der Straße mit Öl und führten sie danach ab.Bild: watson / Ronja Brier

Klimaproteste nehmen stark zu

Die Anzahl der Klimaproteste von Letzte Generation, aber auch Extinction Rebellion und anderen Klimaschützer:innen steigt. Die Abstände zwischen den Aktionen werden kürzer. Diese Woche kam es allein in Berlin zu drei öffentlichen Klimaprotesten, aber auch deutschlandweit war diese Woche einiges los:

  • in Potsdam: bewarfen Umweltaktivist:innen der Gruppe "Letzte Generation" am Sonntag ein Gemälde von Claude Monet im Museum Barberini mit Kartoffelbrei, um auf die existenzbedrohende Klimakrise aufmerksam zu machen.
  • in München: verwüsteten Aktivist:innen am Dienstag den Sitz der Investmentgesellschaft BlackRock, die Polizei rückte zu einem Großeinsatz aus. Am Donnerstag blockierten Klimaaktivist:innen von Scientist Rebellion die Zugangsstraßen am Odeonsplatz und forderten eine "sofortige Dekarbonisierung des Verkehrssektors". Nach drei Stunden löste die Polizei den Protest mit 50 Einsatzkräften auf, die Demonstrant:innen wurden offiziell "wegen des Verdachts der Nötigung im Straßenverkehr sowie Verstößen gegen das Versammlungsgesetz" angezeigt.
  • in Wolfsburg beim VW-Werk: Am Mittwoch klebten sich mehrere Aktivist:innen im "Porsche-Pavillion" am Boden fest und verharrten dort 41 Stunden, bis die Polizei die Aktion am Freitag in Abstimmung mit VW beendete. In der Zwischenzeit gerieten die Protestler an ihre körperlichen Grenzen gerieten, ihren Aussagen zufolge hätten Mitarbeiter:innen des Konzerns sie zudem schikaniert und ihnen auch Schüsseln für die menschliche Notdurft verweigert.

Im Hinblick auf die COP27, dem internationalen Klimagipfel, der im November in Scharm El-Scheich stattfinden wird, könnten noch mehr Protestaktionen von Klimaschützer:innen folgen.

Über 1.000 Wissenschaftler warnen: "1,5- Grad-Limit ist tot"

Gerade diese Woche unterzeichneten zudem mehr als 1.000 Wissenschaftler:innen aus 50 Ländern – darunter führende Akademiker:innen und Leitautor:innen vom IPCC-Bericht – einen offenen Brief an ihre Kolleg:innen in der Forschung, der von der Aktionsgruppe Scientist Rebellion aufgesetzt wurde.

Darin riefen sie auf, "der Öffentlichkeit klar mitzuteilen, was beim Thema Klimakrise und Biodiversitätsverlust bereits bei Diskussionen innerhalb der Wissenschaft eindeutig ist."

"Weiterhin öffentlich zu sagen, dass das Einhalten des 1,5°C-Limits noch möglich sei, ist nicht länger zu rechtfertigen."

Denn die Unterzeichnenden, unter ihnen auch Stella Nyambura Mbau, promovierte Mitarbeiterin im Bereich Nachhaltigkeit und Mitglied des internationalen Climate Action Netzwerks, sehen das von den UN gesetzte Klimaziel für nicht mehr erreichbar. Sie schreibt:

"Es ist dringend erforderlich, dass Akademiker:innen aus dem Globalen Norden ihre Stimme erheben und das Versagen klar benennen: 1,5 °C Erderwärmung ist nicht mehr einzuhalten – 1,5°C ist tot!"

Das gesammelte Fazit des Briefs war extrem ernüchternd: "Weiterhin öffentlich zu sagen, dass das Einhalten des 1,5°C-Limits noch möglich sei, ist nicht länger zu rechtfertigen."

Nachdem die Wissenschaft das 1,5 Grad Ziel als unerreichbar bewertet hat, häufen sich Protestaktionen von Klimaaktivist:innen, wie hier an der Berliner Torstraße.
Der Klimaprotest sorgte für Stau auf der Torstraße, einem viel befahrenen Verkehrsknotenpunkt in Berlin.Bild: watson / Ronja Brier
Forscher recyclen Wirkstoffe und Chemikalien aus alten Medikamenten

Alte Arzneimittel werden normalerweise entsorgt und dann verbrannt. Das ist eine große Verschwendung von Ressourcen, finden Forschende. Denn die Chemikalien, die sich in alten Tabletten und Kapseln befinden, können weiterhin nützlich sein. Die Wissenschaftler:innen der Uni Erlangen arbeiten deshalb an der Entwicklung von Verfahren, um mehr aus den alten Medikamenten herauszuholen. Sie wollen Wirkstoffe und Chemikalien aus verschiedenen Medikamenten recyceln und diese für mehrere Zwecke wiederverwenden. Das ist ihnen bereits gut gelungen.

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