Da ist Fridays for Future mit Luisa Neubauer, Annika Rittmann und Pauline Brünger.
Da ist die Letzte Generation mit Carla Hinrichs.
Da ist Ende Gelände mit Kathrin Henneberger und Sina Reisch.
Und auch in Polen mit Dominika Lasota, den USA mit Sophia Kianni, Belgien mit Anuna De Wever und Großbritannien mit Anna Taylor sind es allesamt Frauen, die an der Spitze der Klimabewegung stehen. Die Gesichter des Klimaprotests sind weiblich. Und jung.
Das gilt nicht nur für bekannte Sprecherinnen unterschiedlichster Bewegungen und Organisationen, sondern offenbar auch für die Mehrheit derer, die weltweit für den Klimaschutz demonstrieren.
Woran aber liegt es, dass die Klimaproteste allem voran von jungen Frauen geprägt sind? Watson hat bei bekannten Aktivistinnen nachgefragt, was sie antreibt – und ob der sogenannte "Greta-Effekt" sie gepusht und motiviert hat, sich für mehr Klimagerechtigkeit einzusetzen.
"Christiana Figueres war als damalige Chefin des UN-Klimasekretariats die treibende Kraft hinter dem Pariser Klimaabkommen", erzählt Sophia Kianni gegenüber watson.
Sophia ist Studentin, Klimaaktivistin, Gründerin und vertritt die USA als jüngstes Mitglied in der Jugendberatungsgruppe der Vereinten Nationen zum Klimawandel. Sie ist das Gesicht der Klimabewegung in den USA. "Und schon Christiana hat oft über die Rolle gesprochen, die Frauen in der Klimabewegung spielen."
Weil Frauen kooperativer sind als die meisten Männer. Und weil es bei der Bewältigung der Klimaherausforderung eben darum geht: um radikale Zusammenarbeit.
"Christiana ist der Meinung, dass Frauen eher langfristig denken und die Rolle der Regie und Verwaltung leichter übernehmen als Männer", sagt Sophia. Das hätte sich auch beim Zustandekommen des Pariser Klimaabkommens gezeigt. Sophia sagt:
Und wenn man sich die Klimabewegung ansehe, würde sich die Annahme Christiana Figueres nur bestätigen: "Viele der herausragenden Führungspersönlichkeiten in der Klimabewegung sind junge Frauen."
Das mache Mut.
"Mich hat es inspiriert, eine junge Schülerin zu sehen, die so viel Mut aufbringt", sagt Darya Sotoodeh, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland gegenüber watson.
Die Rede ist von Greta Thunberg.
Von ihren anfangs einsamen Streiks vor dem schwedischen Parlament.
Von ihrem Durchhaltevermögen.
Darya ergänzt:
Und das wolle Darya bei Fridays for Future auch weitertragen. "Wir möchten Menschen, die strukturell benachteiligt sind, mehr Raum geben und arbeiten daran, besonders Menschen für uns sprechen zu lassen, die oft weniger Aufmerksamkeit und Gehör bekommen."
Das betreffe nicht nur Mädchen und Frauen, sondern FLINTA-Personen generell – also Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen.
Auf die Frage, warum es vor allem junge Frauen sind, die sich für mehr Klimagerechtigkeit engagieren hat Dominika Lasota eine klare Antwort: "Weil es unser Platz ist." Seit Generationen stünden Frauen im Zentrum ökologischer und sozialer Gerechtigkeitskämpfe – und jetzt eben an der Spitze. Dominika sagt gegenüber watson:
Tagtäglich würden Frauen auch heute noch Möglichkeiten genommen, Kompetenzen abgesprochen – "Nein" gesagt zu ihren Ideen und Vorschlägen. "In der Klimabewegung nehmen wir diesen Raum einfach ein, erheben unsere Stimme und schaffen neue Regeln dafür, wie unsere Gemeinschaften und die Gesellschaft funktionieren könnten."
Regeln, die alle Menschen auf eine Stufe stellen, Ungerechtigkeiten beseitigen, Frauen aus der Opferrolle heben. Dominika ergänzt:
Dominika glaubt zwar, dass Greta einen großen Einfluss auf sich fürs Klima engagierende Frauen hat und hatte – auch für sie selbst. Aber das sei längst nicht alles gewesen. "Für viele junge Menschen, die Greta in den sozialen Medien folgen, war sie eines der ersten Beispiele dafür, dass sie mit so wenig Mitteln so viel bewirken konnte."
Gepusht werde der "Greta-Effekt" aber vor allem von den Medien – in jedem Land fand man plötzlich ein junges Mädchen wie Greta. Dominika sagt dazu: