
Die Dicounter sind gezwungen auf die Marktlage zu reagieren. Doch nicht jeder ist damit zufrieden.Bild: imago images / Sven Simon
Supermarkt
17.02.2020, 12:3228.09.2020, 13:29
Karl Albrecht hat das Einkaufen für Millionen Menschen
billiger gemacht. Zusammen mit seinem Bruder Theo erfand der am 20.
Februar 1920 in Essen geboren Aldi-Gründer den
Lebensmittel-Discounter und lehrte die Supermärkte das Fürchten.
Doch
ausgerechnet zum 100. Geburtstag des 2014 verstorbenen Unternehmers
stößt das Erfolgsmodell Discount an seine Grenzen. Albrechts Enkel
müssen deshalb neue Wege gehen. Es ist eine nicht ungefährliche
Gratwanderung.
Niedrigpreis-Strategie zieht nicht mehr
"In den letzten Jahren ist deutlich geworden, das Konzept zieht nicht
mehr", sagte der Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts EHI,
Michael Gerling. Das Problem: Die Kunden sind anspruchsvoller
geworden.
Als Karl und Theo Albrecht nach dem Zweiten Weltkrieg in
Essen das elterliche Lebensmittelgeschäft übernahmen und Aldi
(Albrecht Diskont) erfanden, da ging es in den Läden spartanisch zu.
Die Auswahl an Lebensmitteln war klein, präsentiert wurden sie
schmucklos in Kartons auf Paletten gestapelt unter kaltem Neonlicht.
Markenartikel suchte man vergebens. Nur so waren die niedrigen Preise
möglich, die den den Discounter berühmt und erfolgreich machten.

Sahen früher anders aus: Aldi-Filialen. bild: imago images / Dean Pictures
Kunden setzen auf Qualität und Nachhaltigkiet
50 Jahre später hat sich die Gesellschaft verändert. Dem
Verbraucher geht es längst nicht mehr nur um den Preis. Er verlangt
inzwischen "neben akzeptablen Preisen auch eine angenehme
Einkaufsatmosphäre und ein attraktives Angebot an ökologisch
nachhaltigen Produkten", wie der GfK-Handelsexperte Robert Kecskes
erklärt. Für immer mehr Kunden sei die Qualität wichtiger als der
Preis. Themen wie Nachhaltigkeit, Plastikvermeidung und Bio spielen
eine immer größere Rolle. Außerdem wollen die Konsumenten die
Einkäufe möglichst bequem alle auf einmal erledigen.
Die Folge: Edeka, Rewe und Co. nahmen den Discountern mit ihrem
weitaus größerem Sortiment im vergangenen Jahr Marktanteile ab, wie
eine Marktstudie der GfK zeigt.
Während Aldi in Großbritannien und
den USA den großen Supermärkten auch heute noch sehr erfolgreich
Kunden abspenstig macht, geht der Trend in Deutschland in die
umgekehrte Richtung. Und was die Sache noch schlimmer macht: Auch der
Dauerrivale Lidl schlug sich nach Angaben der Marktforscher noch
besser als der Erfinder des Discount-Konzepts.
Aldi ändert seine Strategie
Aldi ist der Stimmungswandel nicht entgangen und das Unternehmen hat
darauf reagiert. "Wir interpretieren den Discount neu, setzen auf ein
ansprechenderes Ambiente und eine größere Auswahl. Aber wir machen
das behutsam und bleiben unseren Prinzipien treu", betont
Aldi-Süd-Sprecher Peter Wübben. Aldi hat in den vergangenen Jahren
sein Filialnetz mit Milliardenaufwand modernisiert.

Frische, Bio, Grün – Aldi hat sein Filialnetz mit Milliardenaufwand modernisiert. Bild: imago images / ZUMA Press
Der Discounter
setzt inzwischen auf größere Läden, schicke Regale, ausgeklügelte
Beleuchtung und ein sorgfältig inszeniertes Wohlfühlambiente. In den
Märkten gibt es mittlerweile große Frische-Abteilungen für Obst und
Gemüse und ein üppigen Angebot an frischen Backwaren. Außerdem finden
sich immer mehr Markenartikel von Persil bis Red Bull im Angebot.
Kritiker sehen hohes Risiko
Die neue Strategie hat allerdings auch Kritiker auf den Plan gerufen.
Die neue Strategie hat allerdings auch Kritiker auf den Plan gerufen. Der frühere Aldi-Manager und Discount-Experte Dieter Brandes etwa hält die Aufwertung der Filialen und die kräftige Aufstockung des Warenangebots für einen Irrweg. "Aldi hat sich in den letzten Jahren
von Tag zu Tag mehr zum gewöhnlichen Supermarkt entwickelt.
Eigentlich fehlt noch die Fleischabteilung in Bedienung", sagt er und
meint das überhaupt nicht positiv. Der Discounter verliere durch die
höheren Kosten seinen Wettbewerbsvorteil und sein Profil.
Auch der EHI-Experte Gerling sieht das Problem. Durch das größere
Angebot und die aufwendigeren Läden sei der Kostenvorteil von Aldi
gegenüber den klassischen Supermärkten deutlich geschrumpft. Dennoch
könne der Billiganbieter mit der Vielfalt der Angebote in den
Supermärkten letztlich nicht mithalten. "Da stellt sich die Frage, ob
es nicht ein riskanter Weg ist, was Aldi da macht."
Aldi Süd erklärt seine Entscheidung
Bei Aldi Süd sieht man allerdings keine Alternative zu dem
eingeschlagenen Weg. "Hard-Discount, wie er vor 30 Jahren üblich war,
funktioniert heute nicht mehr. Wir mussten uns weiterentwickeln,
sonst hätten wir dem Wettbewerb das Feld überlassen", meint Wübben.
"Aber mit unseren neuen Konzepten kommen wir dem Konsumtrend stark
entgegen – und wir spüren jetzt bereits: es funktioniert."
Ohnehin sei der derzeitige Erfolg der Supermärkte zum großen Teil
auch der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der daraus
resultierenden guten Konsumstimmung zu verdanken, betont der
Marktforscher Kecskes. Sollte sich die Konjunktur aber weiter
eintrüben und die Angst um den eigenen Arbeitsplatz wieder um sich
greifen, dann könne sich das Blatt schnell werden. "Wenn wieder
wirtschaftlich schwierigere Zeiten kommen, ist Aldi gut aufgestellt",
ist der Handelsexperte überzeugt.
(dpa)
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